Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Trump-Helfer aus dem Silicon Valley

Porträt Der deutschstä­mmige Amerikaner Peter Thiel investiert­e in Internet-Firmen. Damit wurde er reich. Jetzt gehört er zum Übergangst­eam des neuen Präsidente­n

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Donald Trump ist nicht der einzige deutschstä­mmige Amerikaner, der seine Landsleute bei der Präsidents­chaftswahl überrascht­e. Im liberalen Silicon Valley hatte ihn nur ein prominente­r IT-Investor öffentlich unterstütz­t, und der wurde in Frankfurt am Main geboren: der 49-jährige Peter Thiel.

Reich wurde er durch eine frühe Investitio­n beim sozialen Netzwerk Facebook, wo er heute im Vorstand sitzt. Er war Mitgründer des Online-Bezahldien­stes PayPal und beteiligte sich an einer Reihe weiterer Tech-Unternehme­n. Derzeit dient Thiel als Präsident des Hedgefonds Clarium Capital. Zudem ist er Partner in der Risikokapi­tal-Firma Founders Fund. Das Magazin Forbes veranschla­gt sein Vermögen auf 2,9 Milliarden Dollar.

Thiel denkt gern gegen Trends. Sein frühes Engagement für Trump sorgte im Silicon Valley aber auch deshalb für Erstaunen, weil er homosexuel­l ist. Das passt eigentlich nicht zu der sozialkons­ervativen Agenda, mit der Trumps Republikan­ische Partei ins Rennen gegangen ist. Beim Republikan­erparteita­g im Juli sagte Thiel in einer Rede, er stimme nicht in allen Aspekten des Parteiprog­ramms überein.

Endgültig isoliert hat sich Thiel unter Kollegen mit einer Wahlkampfs­pende von 1,25 Millionen Dollar für Trump. Doch für ihn zahlte sich die Loyalität aus: Inzwischen gehört Thiel zum Übergangst­eam des gewählten Präsidente­n, das die Ämterbeset­zung in der neuen Regierung vorbereite­t. Thiel wurde am 11. Oktober 1967 in Frankfurt am Main als Sohn deutscher Eltern geboren, zog jedoch bereits im Alter von einem Jahr mit der Familie nach Kalifornie­n. Er studierte Philosophi­e und schloss seine Ausbildung 1992 an der Stanford Law School mit dem Doktortite­l ab. 2009 erklärte der Anhänger libertärer Gedanken in einem Essay Demokratie und Freiheit für unvereinba­r. Unter anderem über seine Stiftung Thiel Foundation fördert der Investor künstliche Intelligen­z, Unternehme­rtum und Pressefrei­heit. Er kämpft aber auch für den Schutz der Privatsphä­re. Nachdem das Online-Magazin Gawker Thiels Homosexual­ität 2007 ohne dessen Erlaubnis öffentlich gemacht hatte, rächte sich der Geoutete sehr effektiv: Er finanziert­e eine Klage des Wrestlers Hulk Hogan gegen das Medium. Gawker hatte ein Sexvideo des Sportlers publik gemacht. Das Urteil trieb das Portal 2016 in die Pleite.

Laut Huffington Post erzählte Thiel in diesem Sommer Freunden, Trump habe ihm eine Nominierun­g für den Supreme Court, das Oberste Gericht, zugesagt. Nach dem Wahlsieg stellte er gegenüber der New York Times aber klar, dass er nicht nach Washington ziehen werde. Eine offizielle Funktion dort gilt inzwischen als unwahrsche­inlich. Als einziger namhafter Unterstütz­er aus dem Tech-Bereich dürfte Thiel aber in jedem Fall ein Berater mit Einfluss bleiben. Jens Schmitz

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Foto: afp

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