Augsburger Allgemeine (Land West)

Krankenhäu­ser in Trümmer gebombt

Syrien Die tagelangen Angriffe in Aleppo haben die medizinisc­he Infrastruk­tur lahmgelegt. Für einen neuen Vorschlag zur Befriedung bekam der UN-Vermittler einen Korb aus Damaskus

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Aleppo

Die heftigsten Angriffe des syrischen Regimes auf Aleppo seit Wochen haben viele Menschen getötet und zu einem Kollaps der medizinisc­hen Versorgung in den Rebellenge­bieten geführt. Alle größeren Krankenhäu­ser im Ostteil der umkämpften nordsyrisc­hen Stadt seien zwischenze­itlich außer Betrieb gewesen, berichtete die Union of Syrian Medical Organizati­ons (UOSSM).

Zudem starben am Wochenende mehr als 40 Zivilisten durch Gewalt von beiden Seiten. Unter den Toten waren auch mindestens zwölf Kinder. Sieben Kinder wurden durch Granaten getötet, die von Aufständis­chen am Sonntag abgefeuert wurden und eine Schule im vom Regime gehaltenen Westen der Stadt trafen, berichtete die Syrische Beobach- für Menschenre­chte. In der Nacht zum Sonntag starben sechs Mitglieder einer Familie, als Helikopter des Assad-Regimes geächtete Fassbomben über den rebellenko­ntrolliert­en Ostteil der Stadt abwarfen – dort kamen vier Kinder ums Leben. Bereits am Freitag waren UOSSM zufolge vier Krankenhäu­ser nach schweren Luftschläg­en geschlosse­n worden. Unter den Kliniken sei auch die letzte noch funktionie­rende Kinderklin­ik im Osten Aleppos gewesen, die schon in den Tagen zuvor Ziel von Bombardeme­nts war. Die USA verurteilt­en die Attacken. Aleppo gilt als eines der wichtigste­n Schlachtfe­lder in Syrien und Symbol des verheerend­en Bürgerkrie­ges.

Das Deutsche Rote Kreuz warnte vor dem kompletten Zusammen- bruch der Infrastruk­tur in Aleppo. Wenn das Stromnetz nicht mehr funktionie­re, sei auch die Wasservers­orgung betroffen, sagte der Leiter der internatio­nalen Zusammenar­beit, Christof Johnen. Infolge dessen könnte auch das Abwassersy­stem versagen. „Das kann der Auftakt zu fatalen Abwärtsspi­ralen sein, die das gesamte Versorgung­ssystem einer Großstadt wie Aleppo gefährden“, sagte Johnen. Die humanitäre Hilfe ist nach seinen Worten wegen fehlender Sicherheit­sgarantien praktisch unmöglich.

Die Menschenre­chtsbeobac­hter berichtete­n, dass kurdische Einheiten bei ihrer Offensive auf die inoffiziel­le Hauptstadt der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS), Al-Rakka, Fortschrit­te machten und den Ort Tel Saman etwa 30 Kilometer nördtungss­telle lich eingenomme­n hätten. Bewohner Al-Rakkas berichtete­n, die Dschihadis­ten seien deswegen in einen Zustand erhöhter Alarmberei­tschaft übergegang­en. Bei einem der Luftschläg­e des Bündnisses nördlich von Al-Rakka wurden der Beobachtun­gsstelle zufolge am Samstag sieben Zivilisten getötet. Medizinisc­he Quellen in der IS-Hochburg hatten von 20 Getöteten berichtet.

UN-Vermittler Staffan de Mistura scheiterte am Wochenende bei der Regierung in Damaskus nach Aussage von Außenminis­ter Walid al-Moallem mit einem Plan, den Osten Aleppos unter Selbstverw­altung zu stellen. Dieser Vorschlag sei „komplett zurückgewi­esen worden“, sagte Al-Moallem der staatliche­n Nachrichte­nagentur Sana zufolge am Sonntag.

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