Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Tankhelfer in der Not
Ja, ich gebe es ganz offen zu: Ich bin etwas verplant. Im normalen Leben und erst recht, wenn’s ums Autofahren geht. Weil ich immer ein paar Minuten zu spät dran bin. Und es deswegen immer ziemlich eilig habe. Da kann es schon mal vorkommen, dass man die wichtigen Dinge aufschiebt. Tanken, zum Beispiel, wollte ich morgen. Wirklich. Jetzt aber ist es eindeutig zu spät. Mein Auto hat noch einen kurzen Satz gemacht. Nun aber stehe ich, kurz hinter der Ampel, vor der Auffahrt zur Autobahn, auf jeden Fall mitten auf der Straße – und nichts geht mehr. Schön blöd. Ersatzkanister? Hab ich nicht. Tankstelle? Zu weit weg. Handyakku? Natürlich leer. Die ersten Autofahrer hupen, als ich mein Warndreieck aufstelle. Nur der kleine Ford nicht. „Steigen S’ schon ein“, sagt der Mann mit dem weißen Bart. „Ich fahr Sie zur Tankstelle.“
Der Mitarbeiter schaut mich mit großen Augen an. „Kanister? So was haben wir hier nicht.“Aha. Interessant, wo sie doch hier Benzin verkaufen. Also, hilft ja nichts: Nachfragen, bei einem Autofahrer nach dem anderen. Aber nur: Schulterzucken, mitleidige Blicke, Fehlanzeige. Auch die Frau, die gerade gezahlt hat, hat keinen Kanister. Aber ein großes Herz. „Ach, wissen S’ was, dann fahr ich halt schnell zum Baumarkt“, sagt sie. Erstaunen. „Dafür haben Sie doch sicher keine Zeit?“„Das lassen Sie mal meine Sorge sein.“
Also warten wir, der Mann mit dem Bart und ich, auf die Frau und den Kanister. Und die beiden lassen es sich nicht nehmen, mich gemeinsam zu meinem warnblinkenden Auto zu fahren, mir den Tank zu befüllen und abzuwarten, ob das Auto auch wieder anspringt. Ich bin gerührt ob so viel Hilfsbereitschaft. Die soll sich auszahlen. Den Geldschein, den ich den beiden in die Hand drücken will, lehnen sie empört ab. Dann bleibt mir eigentlich nur: Auf diesem Weg noch einmal DANKE zu sagen. Und das nächste Mal rechtzeitig zu tanken.