Augsburger Allgemeine (Land West)
„Der Kluftinger hat diesmal mehr Tiefe“
Interview Der Schauspieler Herbert Knaup erklärt, warum „Klufti“keine Witzfigur ist. Er äußert sich zur Kritik an der letzten Verfilmung des Allgäuer Kommissars. Und er erklärt, warum er beruflich mal auf die Mädelegabel hochmuss
Wie zufrieden sind Sie mit den zwei neuen Verfilmungen, die jetzt im Ersten zu sehen sein werden?
Sehr zufrieden. Ich finde, die sind gelungen und in der Tradition weiterführend. Man wird ja mit den Jahren reifer und erfahrener. Darum ist der Kluftinger diesmal noch etwas markanter als früher. Vielleicht ist er auch tiefgründiger und komödiantischer geworden. Er hat eigentlich alle Facetten, die ich mir so vorgestellt habe.
Herbert Knaup:
Eine Schlagzeile unserer Zeitung nach dem letzten Film hieß: „Ist der Allgäuer wirklich so doof? Nach der Ausstrahlung des Kluftinger-Krimis „Seegrund“gehen die Fans auf die Barrikaden.“Der Kluftinger sei zu stark als Witzfigur gezeichnet. Auch Einheimische fühlten sich falsch dargestellt.
Na klar, da haben sich einige aufgeregt, obwohl es ja nur ein Teil des Gesamtbildes war. Es sollte eigentlich der innere Zustand von Kluftingers Gefühlswelt im „Seegrund“sein. Natürlich lässt sich immer darüber diskutieren, ob er da manchmal ein wenig seltsam rüberkam. Und vielleicht war auch der Allgäuer als solcher in der einen oder anderen Figur ein wenig überzeichnet. Jetzt hat Kluftinger mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit – wie er ermittelt,
Knaup:
Wie lange dauert es, bis Sie wieder in den heimischen Dialekt fallen können?
Zwei Sekunden. (Plötzlich spricht Herbert Knaup Dialekt.) Zwei Sekunda, dann bin i do dinna, woisch! Da brauchts iberhaupts nix, weil des isch ja mei Heimat! So isch des und des wird immr so bleiba! Der Dialekt liegt im Allgäu in der Luft.
Knaup:
Können Sie sich vorstellen, noch mal aus Berlin ins Allgäu zurückzukehren?
Man sagt, die Lachse schwimmen in ihre Heimat zurück, wenn sie die Endlichkeit vor Augen haben. Aber ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Ich liebe das Allgäu, auch wenn ich in einem verdammt engen Tal aufgewachsen bin. Da ist die Sonne schon um fünf Uhr nachmittags nicht mehr zu sehen. Aber das Allgäu ist für mich auch ein Kraftspender, bezüglich Humor und Herzlichkeit. Wenn der Allgäuer mal aufmacht und sein Herz zeigt, ist das sehr belebend und sehr tief. Klar, im Kopf habe ich es schon, dann lebe ich in einem kleinen Bauernhof. (Achtung Dialekt!) Dann kann mer koina saga, was i dua sott. Und i hock mi do nei und dann stirb i. Dann hob i mei Ruah.
Knaup:
Welche Szene in den neuen Kluftingers hat Ihnen am besten gefallen?
Da gibt es viele, wie beispielsweise die Gruppenszenen im Kommissariat. Wenn da die Dialoge ineinandergreifen, ist das herrlich. Oder, wenn der Kluftinger mit dem Fahrrad ohne Gangschaltung den Berg raufstrampelt.
Knaup:
Wo wurde denn gedreht?
In der Umgebung von Memmingen und in Kempten. Dort, wo ich aufgewachsen bin, in der Tiefe der Bergwelt, kam Kluftinger bisher leider nicht hin. Aber der Kluftinger, der muss da mal hin: auf die Mädelegabel, auf die Hörnerkette oder nach Hindelang. Interview: Josef Karg
Knaup: