Augsburger Allgemeine (Land West)
Kein Durchkommen
Fußball Der FCA und Hertha BSC trennen sich wieder einmal 0:0. Die Augsburger überzeugen mit einer guten Defensive. Im Angriff dagegen macht sich bemerkbar, dass viele Spieler fehlen
Augsburg
Der Name Dirk Schuster steht für Prinzipientreue. Auch vor dem Spiel gegen Hertha BSC informierte der Trainer des FC Augsburg seine Spieler erst 80 Minuten vor dem Anpfiff, wer in der Startelf stehen würde. Dass sich seine Mannschaft nach der Verletzungsmisere fast von selbst aufstellen würde – Schuster war’s egal: „Wir haben um 14.10 Uhr die Namen bekannt gegeben, bis dahin waren 19 Mann auf Spannung, um auch diesem Spiel entgegenzufiebern.“Überraschungen gab es dann beim Verlesen der Namen kaum. Schuster musste keine U-23-Spieler oder sogar A-Junioren aufbieten, denn so lang war die Verletztenliste dann doch nicht, wie es sich am Ende der Länderspielpause abzuzeichnen drohte.
Gojko Kacar und Dong-Won Ji hatten sich gesund zurückgemeldet. Gegenüber dem Ingolstadt-Spiel, das der FCA vor 14 Tagen 2:0 gewonnen hatte, musste Schuster aus der Startelf nur Ja-Cheol Koo durch Halil Altintop ersetzen. Dass mit Koo, Raul Bobadilla, Alfred Finnbogason und Caiuby fast die komplette Offensive bis ins nächste Jahr hinein ausfällt, am Samstag konnte das der FCA beim 0:0 gegen die Berliner durch eine starke Leistung in der Defensive kompensieren. Und dass gerade gegen die Hertha keine Tore fielen, war fast vorauszusehen.
0:0, 0:0, 1:0, 1:0, 0:1, 0:0 – und jetzt wieder 0:0 lauten die vergangenen sieben Ergebnisse in der torärmsten Paarung in der FußballBundesliga. Warum das so ist? Hertha-Coach Pal Dardai sagte: „Augsburg ist eine organisierte Mannschaft, Hertha ist eine organisierte Mannschaft.“Schuster stimmte zu: „Hertha lässt wenig Chancen zu, und wir sind auch nicht als die durchschlagskräftige Mannschaft in der Bundesliga bekannt.“
Dabei verteidigte der FCA vor 27 007 Zuschauern in der WWKArena überraschend offensiv. Manager Stefan Reuter sah es mit Wohlwollen. „Der Sieg in Ingolstadt hat sehr gutgetan. Trotz der vielen Ausfälle hat die Mannschaft mutig agiert und ihre Sache richtig gut gemacht.“
Und hätte Innenverteidiger Martin Hinteregger in der 29. Minute bei seinem Ausflug in den HerthaStrafraum die Nerven behalten, wäre das Spiel vielleicht anders gelaufen. Dass die Hinteregger-Chance die einzige für den FCA blieb, nahmen die Augsburger Zuschauer ihrer ersatzgeschwächten Mannschaft diesmal nicht übel.
Schließlich war Hertha als Tabellenvierter, also als ein Top-Team der Liga angereist. Trainer Schuster war mit dem einen Punkt zufrieden. „Wir haben heute das Optimum rausgeholt. Es war klar, dass wir kein Feuerwerk abbrennen werden in der Offensive.“
Dafür stand der FCA in der Defensive wieder einmal gut geordnet. Da ist die klare Handschrift des ExVerteidigers Schuster zu sehen. In der ersten Halbzeit prüfte nur ExFCA-Profi Alexander Esswein seinen Ex-Torwart Marwin Hitz (8.) ein Mal. Danach musste sich Hitz kurz an der Hand behandeln lassen, er konnte aber durchspielen. Zum Glück für den FCA. Esswein deutete vor dem Wechsel an, warum Hertha geschätzte zwei Millionen Euro Ablöse an den FCA vor der Saison gezahlt hatte. Dabei hätte der FCA gerne mit Esswein den Vertrag (bis 2017) verlängert, doch er wollte nicht. Stefan Reuter: „Der Transfer war die letzte Möglichkeit.“
Nach dem Wechsel wurde der Berliner Druck größer, doch erst in der Schlussphase, als Hinteregger mit einem Nasenbeinbruch den Platz verlassen hatte müssen, kam Hertha zu zwei, drei Chancen. Hitz war aber nicht zu bezwingen.
Gestern gab es in Sachen Hinteregger Entwarnung. Dem Österreicher wurde die Nase gerichtet, er will, geschützt durch eine CarbonMaske, eventuell schon wieder am Dienstag trainieren.
Am Ende konnten alle Beteiligten mit dem Punkt ganz gut leben. Hertha hat sich mit 21 Punkten weiter im Tabellenvorderfeld festgesetzt, der FCA liegt mit zwölf Punkten nach elf Spielen eingerahmt von Schalke und Gladbach durchaus im Soll. Die Zwischenbilanz von Stefan Reuter fällt deshalb auch positiv aus: „Wir wissen, dass wir um jeden Punkt fighten müssen. Mit zwölf Punkten bin ich ganz zufrieden. Stand heute ist es o. k. Aber wir dürfen nicht lockerlassen.“
Hitz – Verhaegh, Janker, Hinteregger (73. Kacar), Stafylidis – Kohr, Baier – Schmid (70. Teigl), Hal. Altintop (83. Moravek), Max – Ji
Jarstein – Pekarik, Langkamp, Brooks, Plattenhardt – Skjelbred, N. Stark – Esswein (62. Haraguchi), Kalou (62. Schieber), Stocker – Ibisevic Dankert (Rostock)
Kohr (2),
FC Augsburg Hertha BSC Schiedsrichter Gelbe Karten Zuschauer