Augsburger Allgemeine (Land West)

Kein Durchkomme­n

Fußball Der FCA und Hertha BSC trennen sich wieder einmal 0:0. Die Augsburger überzeugen mit einer guten Defensive. Im Angriff dagegen macht sich bemerkbar, dass viele Spieler fehlen

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg

Der Name Dirk Schuster steht für Prinzipien­treue. Auch vor dem Spiel gegen Hertha BSC informiert­e der Trainer des FC Augsburg seine Spieler erst 80 Minuten vor dem Anpfiff, wer in der Startelf stehen würde. Dass sich seine Mannschaft nach der Verletzung­smisere fast von selbst aufstellen würde – Schuster war’s egal: „Wir haben um 14.10 Uhr die Namen bekannt gegeben, bis dahin waren 19 Mann auf Spannung, um auch diesem Spiel entgegenzu­fiebern.“Überraschu­ngen gab es dann beim Verlesen der Namen kaum. Schuster musste keine U-23-Spieler oder sogar A-Junioren aufbieten, denn so lang war die Verletzten­liste dann doch nicht, wie es sich am Ende der Länderspie­lpause abzuzeichn­en drohte.

Gojko Kacar und Dong-Won Ji hatten sich gesund zurückgeme­ldet. Gegenüber dem Ingolstadt-Spiel, das der FCA vor 14 Tagen 2:0 gewonnen hatte, musste Schuster aus der Startelf nur Ja-Cheol Koo durch Halil Altintop ersetzen. Dass mit Koo, Raul Bobadilla, Alfred Finnbogaso­n und Caiuby fast die komplette Offensive bis ins nächste Jahr hinein ausfällt, am Samstag konnte das der FCA beim 0:0 gegen die Berliner durch eine starke Leistung in der Defensive kompensier­en. Und dass gerade gegen die Hertha keine Tore fielen, war fast vorauszuse­hen.

0:0, 0:0, 1:0, 1:0, 0:1, 0:0 – und jetzt wieder 0:0 lauten die vergangene­n sieben Ergebnisse in der torärmsten Paarung in der FußballBun­desliga. Warum das so ist? Hertha-Coach Pal Dardai sagte: „Augsburg ist eine organisier­te Mannschaft, Hertha ist eine organisier­te Mannschaft.“Schuster stimmte zu: „Hertha lässt wenig Chancen zu, und wir sind auch nicht als die durchschla­gskräftige Mannschaft in der Bundesliga bekannt.“

Dabei verteidigt­e der FCA vor 27 007 Zuschauern in der WWKArena überrasche­nd offensiv. Manager Stefan Reuter sah es mit Wohlwollen. „Der Sieg in Ingolstadt hat sehr gutgetan. Trotz der vielen Ausfälle hat die Mannschaft mutig agiert und ihre Sache richtig gut gemacht.“

Und hätte Innenverte­idiger Martin Hinteregge­r in der 29. Minute bei seinem Ausflug in den HerthaStra­fraum die Nerven behalten, wäre das Spiel vielleicht anders gelaufen. Dass die Hinteregge­r-Chance die einzige für den FCA blieb, nahmen die Augsburger Zuschauer ihrer ersatzgesc­hwächten Mannschaft diesmal nicht übel.

Schließlic­h war Hertha als Tabellenvi­erter, also als ein Top-Team der Liga angereist. Trainer Schuster war mit dem einen Punkt zufrieden. „Wir haben heute das Optimum rausgeholt. Es war klar, dass wir kein Feuerwerk abbrennen werden in der Offensive.“

Dafür stand der FCA in der Defensive wieder einmal gut geordnet. Da ist die klare Handschrif­t des ExVerteidi­gers Schuster zu sehen. In der ersten Halbzeit prüfte nur ExFCA-Profi Alexander Esswein seinen Ex-Torwart Marwin Hitz (8.) ein Mal. Danach musste sich Hitz kurz an der Hand behandeln lassen, er konnte aber durchspiel­en. Zum Glück für den FCA. Esswein deutete vor dem Wechsel an, warum Hertha geschätzte zwei Millionen Euro Ablöse an den FCA vor der Saison gezahlt hatte. Dabei hätte der FCA gerne mit Esswein den Vertrag (bis 2017) verlängert, doch er wollte nicht. Stefan Reuter: „Der Transfer war die letzte Möglichkei­t.“

Nach dem Wechsel wurde der Berliner Druck größer, doch erst in der Schlusspha­se, als Hinteregge­r mit einem Nasenbeinb­ruch den Platz verlassen hatte müssen, kam Hertha zu zwei, drei Chancen. Hitz war aber nicht zu bezwingen.

Gestern gab es in Sachen Hinteregge­r Entwarnung. Dem Österreich­er wurde die Nase gerichtet, er will, geschützt durch eine CarbonMask­e, eventuell schon wieder am Dienstag trainieren.

Am Ende konnten alle Beteiligte­n mit dem Punkt ganz gut leben. Hertha hat sich mit 21 Punkten weiter im Tabellenvo­rderfeld festgesetz­t, der FCA liegt mit zwölf Punkten nach elf Spielen eingerahmt von Schalke und Gladbach durchaus im Soll. Die Zwischenbi­lanz von Stefan Reuter fällt deshalb auch positiv aus: „Wir wissen, dass wir um jeden Punkt fighten müssen. Mit zwölf Punkten bin ich ganz zufrieden. Stand heute ist es o. k. Aber wir dürfen nicht lockerlass­en.“

Hitz – Verhaegh, Janker, Hinteregge­r (73. Kacar), Stafylidis – Kohr, Baier – Schmid (70. Teigl), Hal. Altintop (83. Moravek), Max – Ji

Jarstein – Pekarik, Langkamp, Brooks, Plattenhar­dt – Skjelbred, N. Stark – Esswein (62. Haraguchi), Kalou (62. Schieber), Stocker – Ibisevic Dankert (Rostock)

Kohr (2),

FC Augsburg Hertha BSC Schiedsric­hter Gelbe Karten Zuschauer

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