Augsburger Allgemeine (Land West)
Handtaschen für den guten Zweck
Kongress im Park Für einen guten Zweck wurden Lieblingsstücke verkauft. Was sich in den Accessoires so befindet
Uschi Westhoff begutachtet die schwarze Tasche mit den bunten Blumenapplikationen. Sie überlegt. Ist sie zu verspielt? Die Handtasche hatte einst der Zweiten Bürgermeisterin Eva Weber gehört. Viele Frauen kamen am Samstag zu dem besonderen Stand auf dem FashionFlohmarkt im Kongress am Park. Dort wurden unzählige gebrauchte Handtaschen angeboten, auch von bekannten Augsburgerinnen. Dahinter steckte ein guter Zweck.
Braune und schwarze Ledertaschen, kleine funkelnde Abendtäschchen, Clutches, schicke Handtaschen in knalligen Farben, mit Henkel, mit Tragegurt oder ganz ohne – die Auswahl an dem Stand des Soroptimist International Clubs Augsburg (SI Augsburg) und des Inner Wheel Clubs Augsburg ist riesig. Seit September hatten die Damen der beiden Organisationen gebrauchte Handtaschen für ihre gemeinschaftliche Charity-Aktion gesammelt. Die Aktion steht unter dem Motto „Taschen für Frauen, die nichts in der Tasche haben“. Der Erlös kommt dem Frauenhaus Augsburg zugute. Uschi Westhoff, die mit ihrem Mann extra aus Dinkelsbühl für den Fashion-Flohmarkt angereist ist, legt die ehemalige Tasche von Eva Weber wieder zurück. Stattdessen greift sie zu einer schwarzen, schlichten. Die wurde von Ursula Baier Pickartz, Leiterin des Stadtmarketings, gestiftet. „Die passt besser zu allem“, sagt die Besucherin und freut sich sichtlich über den Fang. Ihr Mann auch.
Die Handtaschen, die auf Tischen und in Kartons liegen oder an Kleiderständern hängen, haben Preise zwischen fünf und 50 Euro. Ein paar außergewöhnliche Exemplare kosten aber doch etwas mehr. Doris Fehr hebt eine große, rote, längliche Tasche in die Höhe. „Das ist eine echte Jean Paul Gaultier, die für unsere Aktion gespendet wurde“, berichtet die Präsidentin des SI Augsburg. 100 Euro wolle man dafür haben. Fehr ist begeistert von der Resonanz, die die Charity-Aktion hervorgerufen hat. Um die 400 Taschen wurden von Frauen gespendet. „Wir können heute gar nicht alle verkaufen. Wir werden diese Aktion wiederholen.“
Inga Minig-Berndsen, Präsidentin des Inner Wheel Clubs, glaubt, dass jede Frau eine Lieblingshandtasche besitzt. Für die ausgebildete Architektin selbst, die am Bauordnungsamt tätig ist, muss das nützliche Accessoire groß sein. „Da muss auch mal ein Aktenordner oder ein Klemmbrett hineinpassen.“Während Frauen jedes Alters in dem großen Taschen-Angebot stöbern, steht Georg Scheibenberger aus Burgau geduldig in einem Eck. Er wartet auf seine Frau.
„Frauen brauchen einfach mehr Taschen, Schuhe und Kleidung. Und trotzdem haben sie nie etwas zum Anziehen. Das muss man nicht verstehen, aber wissen“, sagt er und schmunzelt. Seine Frau und er seien an dem Stand stehen geblieben, weil sie auf einem Plakat gelesen haben, um was es geht. „Ich finde es toll, dass die Handtaschen für einen guten Zweck verkauft werden.“Ob er auch Taschen benutze? „Wenn ich in die Stadt gehe, habe ich eine Umhängetasche. Brauche ich mehr Platz, nehme ich den Rucksack.“
Für die beiden Freundinnen Christina Kempf und Marina Schröttle gehört eine schöne Tasche zu einem gepflegten Outfit. Kempf verrät, was sich in ihrer gerade befindet: „Schminke, Geldbeutel, Handy, Kopfhörer, Handcreme, Nagellack, Kopfschmerztabletten, Parfüm und ein Kopfhörer. Außerdem viele Karten und Gutscheine.“Eine weitere Besucherin gibt zu, dass sie neben diesen Dingen auch einen Fächer und oftmals Strickzeug dabei habe. „Falls es mir mal langweilig wird.“Da soll sich noch einer wundern, wenn Frauen in ihren Handtaschen nicht das finden, was sie suchen. An dem Stand am Samstag im Kongress am Park werden viele Frauen fündig. Auch wenn sie gar nicht unbedingt gesucht haben. O
Der Erlös beträgt 2550 Euro. Das Geld wird dem Frauenhaus Augsburg zum Kauf von Spielgeräten für den Außenbereich gespendet.