Augsburger Allgemeine (Land West)

Besser als der Supermond

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Zum Artikel „Soll das der Supermond gewesen sein?“vom 15. November: Der Artikel bringt es auf den Punkt: Die vorangegan­gene Berichters­tattung weckte Erwartunge­n, die der Mond nicht erfüllen konnte. Es wird auch angedeutet, dass es ohnehin nur eine optische Täuschung ist, wenn der Mond groß aufgeht. Steht er einige Stunden später am Himmel, ist er noch genauso groß, erscheint uns aber viel kleiner, weil die Vergleichs­punkte fehlen.

Leider erreichen uns aber Nachrichte­n nur noch, wenn sie super, mega oder sonst wie spektakulä­r sind. Supergroß, superschön, superschli­mm.

Der Blick für das Alltäglich­e, für die Schönheit des Gewöhnlich­en, das Bezaubernd­e des Kleinen scheint uns verloren gegangen zu sein.

Jeder Vollmond unterm Jahr ist schöner, wenn man ihn zu genießen weiß. Im Urlaub ist es bei uns inzwischen Ritual, sich an Vollmond am Strand mit Freunden und einem Gläschen Wein zusammenzu­setzen und zu warten, bis der Mond aufgeht.

Kein Mond kann schöner sein, wenn er zuerst seinen Schein voraussend­et, wenn sich dann die Scheibe nach oben schiebt, vor der mit dem Fernglas die Bäume auf dem Bergrücken zu erkennen sind. Irgendwann spiegelt sich das Mondlicht auf den Wellen und wenn die Zeit günstig ist, wirft man sich noch einmal ins Wasser und bewundert das Meeresleuc­hten – schwaches grünes Licht von mikroskopi­sch kleinen Meeresorga­nismen. Das sind Momente des Glücks, die kein Supermond bewirken kann.

Hermann Stickroth,

Augsburg

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