Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Geldgeschäft, das eine Fassade zum Einstürzen bringt
Komödie In „Der Kredit“zeigen Ilja Richter und Markus Majowski humorvoll die Doppelbödigkeit des Finanzwesens auf
Neusäß
grotesk und bizarr sich die ausschließlich im Büro des Filialleiters spielende Handlung entwickelt, so hat diese lustige Geschichte um einen Kredit von nur 3000 Euro, den der Filialleiter dem mittellosen Anton Herberg nicht geben will, doch einen ernsten Hintergrund, der der Geschichte auch einen Rahmen gibt: nämlich die Krise der Banken, die ihre Bodenhaftung verloren haben, die ihren „eigentlichen Aufgaben“, wie es Anton wütend hinausschreit, nicht mehr nachkommen, die Kritik am „neoliberalen System.“Wirtschafts- und Politikkritik hat der schon mehrfach ausgezeichnete Autor Jordi Galceran bereits in seinem 2003 uraufgeführten Stück „Die Grönholm-Methode“angebracht, in dem er die Mechanismen moderner Bewerbungsverfahren anprangert.
Nun, jedenfalls ist das Thema Bankensystem – und es ist aktueller denn je – spritzig verpackt: Anton Herberg, pleite, will einen Kredit von nur 3000 Euro, den der bürgerlich-spießige Filialleiter ihm aber mangels Sicherheiten nicht gewährt. Anton entdeckt das Bild der Familie des Filialleiters auf dessen Schreibtisch und erpresst ihn damit, seine Frau zu verführen, sollte er die Summe nicht erhalten. Diese Drohung bringt die bis dato heil scheinende Ehe- und Familienwelt des Filialleiters ins Wanken. Die Ehe stimmt im Prinzip schon lange nicht mehr, und doch will er an ihr und seiner Frau festhalten. Als er jedoch per Telefon seine Frau vor den möglichen Avancen Antons warnt, ist diese so entsetzt, dass sie ihrem Mann nicht mehr wert ist als 3000 Euro. Sie „schmeißt“ihn hinaus. In der Folge entwickelt sich ein sich steigerndes fast absurdes Duell der beiden Protagonisten, voller Wortwitz und Situationskomik - bei dem der eine versucht, seine Frau zurückzugewinnen und dazu nun die Hilfe des vermeintlich erfahrenen Galans und Frauenverstehers Anton braucht, dieser aber schlichtweg Geld benötigt. Der Filialleiter bietet ihm letztendlich sogar 10000 Euro, und dafür ist Herberg bereit, einiges zu tun. Als das Stück schon zu Ende zu sein scheint - und man kennt inzwischen dank zahlreicher Telefonate auch die Familie des Filialleiters - folgt nochmals, voller Augenzwinkern, eine Überraschung. Viel Beifall des Publikums für eine kurzweilige und spannende Aufführung.