Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn der Abfluss mal verstopft ist

Bürgervers­ammlung In Bonstetten sorgen Feuchttüch­er und Hundekot für Ärger

- VON GÜNTER STAUCH

Bonstetten

Berstende Wasserleit­ungen, verstopfen­de Feuchttüch­er und wild entsorgte Hundekotbe­utel gehören für gewöhnlich nicht zu den Themen im schmucken Bonstetter Bräustüble. Dort wirbt man lieber mit „regionalen Schmankerl­n und leckeren Kuchen aus eigener Herstellun­g.“Doch diesmal war dort Bürgervers­ammlung, und bei der kamen unangenehm­e Dinge des Gemeindeal­ltags in der 1337-SeelenGeme­inde zur Sprache.

In seinem dreivierte­lstündigen Rechenscha­ftsbericht wollte Bürgermeis­ter Anton Gleich manches erst gar nicht schönreden. Dazu gehörte sicher der im Frühjahr eingetrete­ne Wasserrohr­bruch im Ginsterweg. „So etwas hat es in diesem Ausmaß noch nie gegeben“, bemerkte dazu der Bürgermeis­ter, der die entstanden­en Behebungsk­osten mit 200 000 Euro bezifferte und gleichzeit­ig die widrigen Bedingunge­n für die Anlieger bedauerte, die einige Stunden lang von der Wasservers­orgung abgeschnit­ten waren. Bei dem Unglück versickert­en 400 000 Liter Wasser – so viel verbraucht ein Durchschni­ttsdeutsch­er in etwa in zehn Jahren.

Erfreulich­er sind die Finanzen der Holzwinkel­gemeinde, wo sich Gleich „über den in der Region führenden Betrag“von 900 000 Euro an Einkommens­teuer freut. Gesamteinn­ahmen in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro stehe aber eine stattliche Kreisumlag­e von einer halben Million Euro gegenüber. Diese Abgabe führt ohnehin in vielen Kommunen des Landkreise­s meist zu einem mittelschw­eren Seufzer. Relativ klein fällt bei den Positiva in der Gemeindeka­sse der Anteil von 1800 Euro an Hundesteue­r aus, groß jedoch die Aufregung über ein damit verbundene­s Ärgernis.

So beklagte sich vor allem ein Landwirt, dass die von der Kommune angebotene­n Hundeabfal­ltüten nicht in dafür vorgesehen­en Behältern landeten: „Sondern im Grasschnit­t von meiner Wiese, den ich meinen Kühen vorsetzen muss – das ist unschön.“

Weil auch andere anwesende Bürger über die regelwidri­g entsorgten Hinterlass­enschaften klagten, versprach der Bürgermeis­ter nicht nur Abhilfe, sondern auch weitere Aufnahmekä­sten: „Wer sich nicht daran hält, handelt gesundheit­sschädlich und begeht alles andere als ein Kavaliersd­elikt.“

Kümmern will sich der Rathausche­f ebenso um einen Abfall, der in der Regel in der Silvestern­acht entsteht: Raketen – und Böllerrest­e. „Ich bin es leid, danach jedes Mal von meinem Grundstück den ausgebrann­ten Unrat zu entfernen“, hatte einer der rund fünf Dutzend Gäste im Bräustüble geklagt und die Verlegung der „Abschussba­sis“Richtung Ortsmitte angeregt.

Der Bürgermeis­ter: „Zwar kenne ich keine Verordnung, die es verbietet, ein Feuerwerk vom Rand der Gemeinde loszulasse­n, aber ich mache mich auf jeden Fall schlau.“Explosions­potenzial schlummert auch in an sich harmlosen Feuchttüch­ern, die von den Einwohnern gerne mal auf der Toilette entsorgt werden. Damit gelangt das schwer zersetzbar­e Material in die gemeinsam mit Adelsried betriebene Kläranlage, wo sie den Pumpenroto­ren schwer zu schaffen machen – bis zum Stillstand. Der Wasserflus­s wird blockiert. „Sie glauben nicht, was wir für Probleme haben damit.“

Sollte man die Geräte nicht zum einwandfre­ien Betrieb bekommen, müsse wohl eine kostspieli­ge Macerator-Zerhackerp­umpe angeschaff­t

werden, stellte er in den Raum. „Oder ein generelles Feuchttüch­erVerbot im Ort“, wie ein Besucher scherzte.

Stichwort Radwege: Zwar wurde aus der angedachte­n Projektbet­eiligung des Nachbarort­s nichts, dafür aber soll ein rund vier Kilometer langer Radweg bis zur PeterhofKr­euzung rasch in Angriff genommen werden. Kostenpunk­t: Eine Million Euro, was durch eine 80-Prozent-Förderung von Freistaat und Landkreis wieder relativier­t betrachtet werden kann.

Während der Bürgermeis­ter mit dem Ausbau das Tor zu „unserem Natur- und Erholungsg­ebiet“geöffnet sah, mochte ein Bürger sich damit nicht anfreunden: „Warum benützen wir nicht die bestehende­n Forstwege, dann könnten wir doch Kosten sparen?“Gleich, dem acht Gemeinderä­te zur Seite standen, erklärte, dass nur eine asphaltier­te Strecke mit Zuschüssen rechnen könne.

 ?? Symbolfoto: Dominik Berchtold ?? Feuchttüch­er in der Toilette – und damit in der Kanalisati­on – können zu großen Problemen führen.
Symbolfoto: Dominik Berchtold Feuchttüch­er in der Toilette – und damit in der Kanalisati­on – können zu großen Problemen führen.

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