Augsburger Allgemeine (Land West)
Die toten Söhne Thannhausens werden nicht vergessen
Kriegserinnerung Im Heimatmuseum wurden eine Gedenktafel für die Gefallenen und Vermissten der Heimatvertriebenen und ein Buch über alle Thannhauser Kriegsopfer vorgestellt
Thannhausen
„Aufgabe unserer Generation, die seit mehr als 70 Jahren in einem friedlichen Europa Zuhause sein darf, ist es, diese Toten, diesen Schmerz über den mörderischen Verlust eines oder mehrerer Angehöriger nicht zu vergessen. Wir dürfen die Bilder unserer gefallenen Mitbürger nicht aus dem Gedächtnis verlieren.“
Mit dieser Bitte wendete sich Georg Schwarz, Bürgermeister der Stadt Thannhausen, an die Leser von Karl Hartmanns Buch „Die Gefallenen und Vermissten des II. Weltkriegs 1939 – 1945 aus Thannhausen, Burg, Nettershausen und der Heimatvertriebenen“. Hartmanns Buch ist eine Ergänzung der beiden Heimatbücher von Thannhausen aus den Jahren 1955 und 2001. Neben dem Buch stellten die beiden Vorsitzenden des Heimatvereins, Manfred Göttner und Karl Hartmann, auch die neue Gedenktafel für die Gefallenen und Vermissten der Heimatvertriebenen vor.
Grundlage waren viele Sterbebilder
Eine Heimatvertriebene unter den zahlreichen Besuchern des Festakts im Tuchmacherhaus zeigte sich hocherfreut darüber, dass neben der Tafel für die Thannhauser Opfer des Krieges nun eine Tafel für die Opfer der Heimatvertriebenen erstellt wurde. „Meine beiden Onkel sind dabei. Einer starb im Mai 1945 in Ostpreußen.“Die Egerländerin war 1946 ausgesiedelt worden, ein Viertel Jahr alt und in Thannhausen „gut aufgenommen worden“, wie sie dankbar erzählt.
„Wenn Schüler ins Heimatmuseum kommen, suchen sie die Namen von Vorfahren auf der ersten Tafel und werden es künftig sicher auch auf der zweiten Tafel tun“, berichtet Karl Hartmann. Grundlage seiner Tafeln und seines Buches waren die vielen Sterbebilder seiner Großmutter, die Namen aus dem Heimatbuch des früheren Bürgermeisters Hans Bronnenmaier und eigene Nachforschungen.
Dabei erfahren die Leser des Buches – im Heimatmuseum für 25 Euro erhältlich – und die Betrachter der Tafeln im Museum nicht nur Namen, Geburts- und Sterbedaten sowie -orte, sondern auch Dienstgrade, Kompanien, Orden, Berufe, Verwandte. So aufwendig die Arbeit war, so groß war die Begeisterung aller Angehörigen der Verstorbenen, die mithalfen, so aussagekräftig sind Buch und Tafeln. In seiner Ansprache las Karl Hartmann die Namen der 87 Opfer unter den Heimatvertriebenen vor.
Manfred Göttner nannte den Volkstrauertag einen „würdigen Anlass“für die Enthüllung der Tafel und die Vorstellung des Buches. Diakon Alois Held stellte die Frage, was mit diesen Toten heute sei und tröstete die Angehörigen mit der Hoffnung auf ihre Auferstehung und damit auf ein Wiedersehen.