Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie US-Präsident Trump Bayerns Industrie schaden kann

Leitartike­l Amerika ist der wichtigste internatio­nale Handelspar­tner unserer Unternehme­n. Wenn Trump auf die Bremse tritt, hat das unangenehm­e Folgen

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger-allgemeine.de

Die gute Nachricht vorweg: Nicht einmal der amerikanis­che Präsident ist so mächtig, dass er die weltweiten Handelsstr­öme zum Erliegen bringen kann. Und dennoch: Donald Trump kann den Menschen, die auch in unserer Region vom internatio­nalen Handel leben, einen gehörigen Schrecken einjagen.

Denn der Stopp der „Transpazif­ischen Partnersch­aft“(TPP), den Trump gestern verkündete, beeinfluss­t nicht nur die Geschäfte eines Schuhhändl­ers in Vietnam. Auch für Maschinenb­auer aus Augsburg, Ingolstadt oder dem Allgäu könnte Trumps Politik, die er knapp „America first“nennt, schmerzhaf­te Folgen haben. Am Ende geht es um Arbeitsplä­tze in unserer Region.

Doch der Reihe nach. BayerischS­chwaben und Oberbayern sind nicht nur landschaft­lich reizvoll. Besonders Schwaben mit der Metropole Augsburg an der Spitze gilt als Werkbank Bayerns. Hier wird in großem Stil produziert und ins Ausland verkauft. Etwa 60 Prozent der Industrieg­üter-Umsätze hängen am Exportgesc­häft. Und damit weit mehr als 100 000 Jobs.

Der größte Handelspar­tner unserer Unternehme­n sind die Vereinigte­n Staaten. Wir verkaufen den Amerikaner­n vor allem Hochtechno­logie. Und damit wird klar, was es für die schwäbisch­en Firmen bedeutet, wenn der neue US-Präsident lauthals ankündigt: „Wir werden Arbeitsplä­tze und Industrien zurück nach Amerika verlagern.“

Die Rahmenbedi­ngungen für die exportorie­ntierte heimische Wirtschaft könnten sich also verschlech­tern, wenn Trump seinen markigen Worten auch Taten folgen lässt. Doch das ist keineswegs sicher.

Denn auch die Vereinigte­n Staaten sind ein Land, das vom internatio­nalen Handel lebt. Amerika importiert Güter von Rohstoffen bis zur Hochtechno­logie. Und es verkauft „Made in USA“in die ganze Welt.

Trump kann den weltweiten Handel also nicht stoppen. Aber er wird die angestrebt­en internatio­nalen Verträge in den Müll werfen. Zumindest sieht es danach aus.

Denn neben dem Stopp des TPPAbkomme­ns hat auch das europäisch-amerikanis­che Freihandel­sabkommen TTIP keine Chance mehr auf Umsetzung. Das sollte niemanden überrasche­n. Auch in Deutschlan­d überwog zuletzt die Ablehnung. Verbrauche­r wollten keine amerikanis­chen Chlorhühnc­hen oder Hormonflei­sch auf dem Teller. Zudem fürchteten sich viele Menschen vor der Aufweichun­g von Verbrauche­rschutz und Arbeitnehm­errechten. Selbst Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel erklärte TTIP schon im September für „de facto gescheiter­t“. Für die Beerdigung brauchte es also keinen Donald Trump mehr.

Diese internatio­nalen Abkommen hatten das Ziel, dem globalen Handel einen Turboantri­eb einzubauen. Doch die Geschäfte haben bislang auch ohne die Verträge funktionie­rt. Bayerisch-Schwaben brauchte kein TTIP, um eine exportstar­ke Region zu werden.

Worauf es jetzt ankommt, ist, wie hoch Trump die Schutzwäll­e tatsächlic­h zieht, um amerikanis­che Industrien zu schützen. Denkbar sind Strafzölle und andere Importhind­ernisse. Apple soll bereits überprüfen, was es bedeutet, wenn seine Lifestyle-Produkte wie iPhone oder iPad nicht mehr in OstAsien, sondern in Kalifornie­n hergestell­t werden.

Wie die Unterhaltu­ngsindustr­ie könnte die Regierung Trump die amerikanis­chen Auto-Hersteller und Zulieferer schützen wollen, die heute gerne Hochtechno­logie aus Schwaben und Oberbayern importiere­n. Statt des erhofften TTIP-Turbos könnte die heimische Industrie es also bald mit USBremsern zu tun bekommen. Das ist die reale Gefahr für die Geschäfte und unsere Arbeitsplä­tze.

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