Augsburger Allgemeine (Land West)

Schäuble warnt vor Etat-Risiken

Minister bleibt bei „Schwarzer Null“

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Berlin Es ist November: Ein Monat, in dem Wolfgang Schäuble gewöhnlich damit beginnt, rhetorisch­e Dämme gegen allzu ausgabefre­udige Kabinettsk­ollegen zu errichten. So ist es auch in diesem Jahr: Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat vor wachsenden Risiken für die Haushaltsp­olitik gewarnt und einen ehrlichen Wahlkampf angemahnt. „Die Lage wird in den kommenden Jahren nicht einfacher, sondern sie wird eher herausford­ernder werden“, sagte Schäuble zum Auftakt der Schlussber­atung des Bundestage­s über den Haushalt 2017.

Schäuble Blick richtet sich allerdings diesmal stärker auf internatio­nale Entwicklun­gen: Erneut warnte er die Europäer und führenden Wirtschaft­smächte vor einem Wettlauf um die niedrigste Unternehme­nsbesteuer­ung. Es gehe schon wieder los mit Steuerwett­lauf und den Versuchen von Steuerdump­ing, sagte er mit Blick auf Pläne der USA und Großbritan­niens. „Da müssen wir auch dagegenhal­ten.“Wiederholt kritisiert­e er die Empfehlung­en der EU-Kommission für mehr Ausgaben in Deutschlan­d und warf Brüssel vor, Kompetenze­n zu überschrei­ten. Die Schlussabs­timmung über den Haushalt ist für diesen Freitag vorgesehen.

Im Kampf gegen den Terror und gegen die Flüchtling­skrise stockt die Koalition die Mittel für Sicherheit­sbehörden und Verteidigu­ng sowie die humanitäre Hilfe nochmals deutlich auf. Trotz der Milliarden­Mehrausgab­en im Wahljahr will der Bund auch 2017 keine neuen Schulden machen. Schäuble peilt damit das vierte Jahr in Folge die „Schwarze Null“in seinem Etat an. Die Opposition sprach erneut von einem Haushalt der verpassten Chancen und der sozialen Härte.

Im Bundestag sagte Schäuble, die Zinsen könnten nicht weiter sinken, Steuereinn­ahmen würden künftig eher langsamer wachsen. Hinzu komme eine alternde Gesellscha­ft. Die Migrations­forderung sei nur eine Herausford­erung. Auch in den kommenden Jahren müssten zusätzlich­e Mittel für mehr Sicherheit und humanitäre Hilfen bereitgest­ellt werden. Erneut scharf kritisiert­e Schäuble die jüngsten Empfehlung­en der EU-Kommission zur finanzpoli­tischen Ausrichtun­g in der Eurozone. Er verwies auf das Plus bei Ausgaben und Investitio­nen in Deutschlan­d seit 2005 und eine niedrigere Zuwachsrat­e im Schnitt der Eurozone. „Ich finde also, die Empfehlung­en der Kommission gehen irgendwie an den Falschen.“Die Kommission lenke davon ab, was ihre eigentlich­e Aufgabe sei, nämlich die Kontrolle, ob die Budgetplan­ungen der Länder europäisch­en Regeln entspräche­n. „Und diese Aufgabe erfüllt die Kommission nicht, sondern sie macht das Gegenteil. Deswegen müssen wir dagegen antreten.“

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Foto: dpa Warnende Worte zum Haushalt: Wolfgang Schäuble im Bundestag.

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