Augsburger Allgemeine (Land West)
Trump geht schon wieder auf die Medien los
Streit Künftiger US-Präsident trifft sich mit Journalisten. Der TV-Sender CNN missfällt ihm
Washington Beschimpfung statt Annäherung: Ein als Neustart in seinem Verhältnis zu den Medien gedachtes Treffen des künftigen USPräsidenten Donald Trump mit Branchenvertretern ist offenbar fehlgeschlagen. Laut Berichten machte Trump weiter wie im Wahlkampf und bezichtigte die Medien in einer Tirade pauschal der Verbreitung von Lügen. Dies dürfte die Sorgen in der Branche wachsen lassen, dass die Trump-Regierung ihnen die Arbeit erschweren könnte.
Das Treffen sei wie ein „Erschießungskommando“gewesen, zitierte das Boulevardblatt New York Post einen Teilnehmer. Trump ging demnach insbesondere auf den Nachrichtensender CNN los. Dem anwesenden Senderchef Jeff Zucker soll er gesagt haben: „Ich hasse Ihren Sender, jeder bei CNN ist ein Lügner, und Sie sollten sich schämen.“
Das Treffen am Montag in New York sollte eigentlich unter dem Gebot der Verschwiegenheit stattfinden. Doch noch ein weiterer Teilnehmer berichtete der New York Post von Tiraden Trumps. „Wir sind in einem Raum voller Lügner, der betrügerischen, unehrlichen Medien, die völlig falsch gelegen haben“, soll er demnach wiederholt gesagt haben.
Trump hatte sich bereits während des Wahlkampfs als Opfer einer Medienkampagne bezeichnet. Er wirft einem Großteil der Medienlandschaft pauschal vor, ihm gegenüber voreingenommen zu sein. Bei seinen Wahlkampfauftritten stachelte er oft die Stimmung gegen die Medien auf. Anwesende Branchenvertreter wurde nicht selten von Trump-Anhängern beschimpft oder belästigt.
Trumps frühere Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway bezeichnete das Treffen am Montag, an dem populäre TV-Moderatoren wie Wolf Blitzer, Charlie Rose und George Stephanopoulos teilnahmen, gleichwohl als „sehr herzlich, sehr produktiv und sehr angenehm“. Sie nannte es nach Medienberichten aber auch „sehr offen und sehr ehrlich“. Es sei großartig gewesen, „den Neustart-Knopf zu drücken“.
Einer der von der New York Post zitierten Teilnehmer bezeichnete das Treffen hingegen als „totales Desaster“. Anliegen der TV-Manager und -Moderatoren sei es gewesen, über den Zugang zum TrumpTeam zu sprechen. Stattdessen hätten sie sich im Trump-Stil „herun- terputzen“lassen müssen. Nicht alle Branchenvertreter sahen das Treffen aber derart negativ.
Der Sender CNN Money zitierte Teilnehmer, die berichteten, Trump habe sich die Argumente der Medienvertreter über die Bedeutung ihres Zugangs zu seinem Team angehört und Verbesserungen zugesagt. Seit seinem Wahlsieg hat sich der Republikaner weitgehend von den Medien ferngehalten. So gab der gewählte Präsident entgegen der Gepflogenheiten bislang keine Pressekonferenz, sondern nur gelegentliche Interviews. Mit der Öffentlichkeit kommuniziert Trump großteils über den Kurzbotschaftendienst Twitter.
Großes Hickhack gab es auch um ein Treffen Trumps mit der Zeitung New York Times, die im Wahlkampf diverse Enthüllungsgeschichten unter anderem über die Steuer- und Geschäftspraktiken des Immobilienmilliardärs veröffentlicht hatte.
Das Treffen wurde wegen eines Streits um den Ablauf zunächst abgesagt. Am Dienstagnachmittag (Ortszeit) fand der Termin aber dennoch statt.