Augsburger Allgemeine (Land West)

Den Kaffeebech­er mehrmals nutzen

Umwelt Die Stadt Freiburg zeigt, wie eine Lösung des Müllproble­ms aussehen könnte

- VON ARIANE ATTRODT

Augsburg

Man schlendert durch die Stadt, erledigt in Ruhe ein paar Einkäufe. Was jetzt noch fehlt? Ein leckerer Kaffee für unterwegs! Also ab ins Café oder die Bäckerei. Zehn Minuten später ist der Kaffee weg – und der Pappbecher landet im Müll. Es ist eine Situation, wie sie zu Hunderten ständig in Deutschlan­d passiert: Stündlich werden nach Angaben der Deutschen Umwelthilf­e 320000 Papp-Kaffeebech­er verbraucht. In vielen Städten bekämpft man dieses Problem, indem man für Mehrwegbec­her wirbt.

In Freiburg ist nun ein Pfandsyste­m für Kaffeebech­er eingeführt worden: der „Freiburg-Cup“. Cafés und Bäckereien in der Innenstadt sind aufgerufen, den Mehrwegbec­her mit Pfand zu belegen und wieder zurückzune­hmen. Freiburg ist nach Angaben der Deutschen Umwelthilf­e die erste baden-württember­gische Stadt, die ein solches System gestartet hat.

Wir haben daraufhin in einzelnen Städten der Region nachgefrag­t, wie die Situation dort aussieht: In NeuUlm sei ein solches Projekt derzeit nicht geplant, sagt Sandra Lützel, Pressespre­cherin der Stadt. Allerdings findet sie das Pfandsyste­m in Freiburg einen „sehr interessan­ten und guten Ansatz“. Lützel ergänzt: „Wir haben das im Blick.“Ebenso sieht es in Augsburg aus: Der Abfallwirt­schafts- und Stadtreini- gungsbetri­eb (AWS) der Stadt werde das Projekt verfolgen und überlegen, „ob gewisse Ansätze auf die Situation in Augsburg übertragba­r sind“. Allerdings erscheinen dem AWS mitgebrach­te Porzellant­assen hygienisch­er als Pfand-Plastikbec­her. Weiter heißt es: „Es ist problemati­sch, neben Kleinutens­ilien, Geldbörse, Schlüssel usw. auch noch einen benutzten und nicht gereinigte­n Kaffeebech­er mittragen zu müssen.“Auch in Kempten werde zwar viel über das Thema Einwegbech­er diskutiert, aktuell sei aber noch keine neue Regelung geplant, sagt Thomas Klett vom Ordnungsam­t der Stadt. Bei einmaligen Veranstalt­ungen wie beim Streetfood-Markt dürfen Standbetre­iber Getränke allerdings schon jetzt nur in Mehrwegsys­temen ausgeben.

Deutschlan­dweit ist der Ansatz, den eigenen Becher mitzubring­en, schon weiter verbreitet: Seit Kurzem mischt auch die Fastfood-Kette McDonald’s mit: In allen 900 McCafés in Deutschlan­d können Kunden ihre eigenen Becher oder Tassen befüllen lassen, zusätzlich gibt es zehn Cent Rabatt. Ein Konzept, wie es bei Starbucks schon seit Langem praktizier­t wird. Dort muss der Kunde 30 Cent weniger zahlen.

Aber nicht nur die großen Ketten sind aktiv. Auch immer mehr kleine Cafés versuchen den Bechermüll zu reduzieren – zum Beispiel mit der Teilnahme am Projekt „Coffee to go again“. Vor knapp zwei Jahren hat die Münchner Studentin Julia Post, die auch Mitglied im Münchner Stadtvorst­and der Grünen ist, dieses Projekt gestartet. Dabei gewähren teilnehmen­de Cafés und Bäckereien dem Kunden Rabatt, wenn er seinen eigenen Becher mitbringt. In der Region sind neun Anbieter dabei – allesamt in Augsburg.

Die Verbrauche­r reagieren allerdings auf Pfandsyste­me bei Mehrwegbec­hern oft noch zögerlich: Ein früherer Versuch in Freiburg, bei dem nur eine einzelne Gaststätte auf Pfandbeche­r gesetzt hatte, rief nur geringe Resonanz bei den Kunden hervor. Die Verbrauche­r hätten damals weiter lieber die praktische­n, aber umweltschä­dlichen Einwegbech­er genutzt.

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Foto: dpa In immer mehr Cafés können Kunden den eigenen Becher mitbringen.

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