Augsburger Allgemeine (Land West)
Den Kaffeebecher mehrmals nutzen
Umwelt Die Stadt Freiburg zeigt, wie eine Lösung des Müllproblems aussehen könnte
Augsburg
Man schlendert durch die Stadt, erledigt in Ruhe ein paar Einkäufe. Was jetzt noch fehlt? Ein leckerer Kaffee für unterwegs! Also ab ins Café oder die Bäckerei. Zehn Minuten später ist der Kaffee weg – und der Pappbecher landet im Müll. Es ist eine Situation, wie sie zu Hunderten ständig in Deutschland passiert: Stündlich werden nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe 320000 Papp-Kaffeebecher verbraucht. In vielen Städten bekämpft man dieses Problem, indem man für Mehrwegbecher wirbt.
In Freiburg ist nun ein Pfandsystem für Kaffeebecher eingeführt worden: der „Freiburg-Cup“. Cafés und Bäckereien in der Innenstadt sind aufgerufen, den Mehrwegbecher mit Pfand zu belegen und wieder zurückzunehmen. Freiburg ist nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe die erste baden-württembergische Stadt, die ein solches System gestartet hat.
Wir haben daraufhin in einzelnen Städten der Region nachgefragt, wie die Situation dort aussieht: In NeuUlm sei ein solches Projekt derzeit nicht geplant, sagt Sandra Lützel, Pressesprecherin der Stadt. Allerdings findet sie das Pfandsystem in Freiburg einen „sehr interessanten und guten Ansatz“. Lützel ergänzt: „Wir haben das im Blick.“Ebenso sieht es in Augsburg aus: Der Abfallwirtschafts- und Stadtreini- gungsbetrieb (AWS) der Stadt werde das Projekt verfolgen und überlegen, „ob gewisse Ansätze auf die Situation in Augsburg übertragbar sind“. Allerdings erscheinen dem AWS mitgebrachte Porzellantassen hygienischer als Pfand-Plastikbecher. Weiter heißt es: „Es ist problematisch, neben Kleinutensilien, Geldbörse, Schlüssel usw. auch noch einen benutzten und nicht gereinigten Kaffeebecher mittragen zu müssen.“Auch in Kempten werde zwar viel über das Thema Einwegbecher diskutiert, aktuell sei aber noch keine neue Regelung geplant, sagt Thomas Klett vom Ordnungsamt der Stadt. Bei einmaligen Veranstaltungen wie beim Streetfood-Markt dürfen Standbetreiber Getränke allerdings schon jetzt nur in Mehrwegsystemen ausgeben.
Deutschlandweit ist der Ansatz, den eigenen Becher mitzubringen, schon weiter verbreitet: Seit Kurzem mischt auch die Fastfood-Kette McDonald’s mit: In allen 900 McCafés in Deutschland können Kunden ihre eigenen Becher oder Tassen befüllen lassen, zusätzlich gibt es zehn Cent Rabatt. Ein Konzept, wie es bei Starbucks schon seit Langem praktiziert wird. Dort muss der Kunde 30 Cent weniger zahlen.
Aber nicht nur die großen Ketten sind aktiv. Auch immer mehr kleine Cafés versuchen den Bechermüll zu reduzieren – zum Beispiel mit der Teilnahme am Projekt „Coffee to go again“. Vor knapp zwei Jahren hat die Münchner Studentin Julia Post, die auch Mitglied im Münchner Stadtvorstand der Grünen ist, dieses Projekt gestartet. Dabei gewähren teilnehmende Cafés und Bäckereien dem Kunden Rabatt, wenn er seinen eigenen Becher mitbringt. In der Region sind neun Anbieter dabei – allesamt in Augsburg.
Die Verbraucher reagieren allerdings auf Pfandsysteme bei Mehrwegbechern oft noch zögerlich: Ein früherer Versuch in Freiburg, bei dem nur eine einzelne Gaststätte auf Pfandbecher gesetzt hatte, rief nur geringe Resonanz bei den Kunden hervor. Die Verbraucher hätten damals weiter lieber die praktischen, aber umweltschädlichen Einwegbecher genutzt.