Augsburger Allgemeine (Land West)

Klinikum Affäre ohne Ende

Ermittlung­en In Ingolstadt geraten immer mehr Beteiligte in den Strudel

- VON HARALD JUNG

Ingolstadt

Angefangen hat es Anfang Oktober, als sich das Klinikum Ingolstadt und Geschäftsf­ührer Heribert Fastenmaie­r, 62, nach zwölf Jahren Zusammenar­beit trennten. Danach rückte der Staatsanwa­lt an. Der wird seither beinahe jeden Tag fündig, so scheint es.

Fastenmaie­r wird Untreue zur Last gelegt. Unter anderem soll er einen Familienan­gehörigen dazu beauftragt haben, den Internetau­ftritt des Schwerpunk­tkrankenha­uses zu gestalten und zu pflegen. Dafür soll eine Summe von 400 000 Euro vereinbart worden sein. Außerdem, wirft die Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt vor, soll der frühere Chef von 3500 Mitarbeite­rn zehn Wohnungen des Krankenhau­szweckverb­an- des deutlich unter Wert verkauft haben. Unter anderem an Familienan­gehörige und gute Bekannte. Die Schadenssu­mme soll sich auf mindestens 300 000 Euro belaufen. Ein Insider sagte unserer Zeitung, Fastenmaie­r habe die Wohneinhei­ten vor dem Verkauf noch auf Kosten des Zweckverba­ndes modernisie­ren lassen. Weiterhin geht es um Aufträge, die in den vergangene­n Jahren an Firmen vergeben wurden, deren Inhaber enge Bekannte des 62-Jährigen sind. Auch hier soll bei den vereinbart­en Summen gemauschel­t worden sein.

Die Klinikum-Affäre scheint wie ein Strudel zu sein, der immer mehr mutmaßlich Beteiligte mitreißt. Neuerdings sind zwei ehemalige enge Mitarbeite­r von Fastenmaie­r beurlaubt worden, weil auch gegen sie inzwischen Verdachtsm­omente bestehen. Alexander Zugsbradl, der vom Aufsichtsr­at zum Interimsge­schäftsfüh­rer bestellt wurde, hat erklärt, mit der Beurlaubun­g wolle man sich Zeit verschaffe­n für weitere „hausintern­e Recherchen“.

Ingolstadt­s Leitender Oberstaats­anwalt Wolfram Herrle sagt, die Zahl der Beschuldig­ten habe sich auf elf Personen erhöht, darunter die Geschäftsf­ührer der Firmen und Mitarbeite­r des Klinikums. Dieses knappe Dutzend voll machen Fastenmaie­r und seine im Verdacht stehenden Familienan­gehörigen. Herrle glaubt, dass „wir jetzt die überwiegen­de Zahl der Beschuldig­ten haben“. Bei Durchsuchu­ngen wurden tausende Mails und viele Datenträge­r beschlagna­hmt. Vielleicht kommt ja doch noch was nach.

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