Augsburger Allgemeine (Land West)

CSU setzt jetzt auf Umfragen

Bürgerbete­iligung Nach Niederlage vor Gericht

- VON ULI BACHMEIER

München

Ihr Vorhaben, in Bayern unverbindl­iche Volksbefra­gungen möglich zu machen, wollen Staatsregi­erung und Landtags-CSU auch nach ihrer Niederlage vor dem Verfassung­sgerichtsh­of nicht aufgeben. Staatskanz­leichef Marcel Huber (CSU) sagte nach der Sitzung des Kabinetts: „Die Marschrich­tung bleibt bestehen.“Auch Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) zeigte sich gestern überzeugt, dass „die Volksbefra­gung in der einen oder anderen Form kommt“. Die Entscheidu­ng der Verfassung­srichter, die das CSU-Gesetz über unverbindl­iche Volksbefra­gungen für verfassung­swidrig erklärt hatten, wollte Seehofer nicht weiter kommentier­en. Er sagte nur: „Man hat ein Urteil zu respektier­en, auch wenn man es nicht immer versteht.“

Wie die CSU ihr Ziel erreichen will, neben Volksbegeh­ren und Volksentsc­heid auch unverbindl­iche Volksbefra­gungen als zusätzlich­es Instrument der Bürgerbete­iligung zu installier­en, blieb allerdings offen. Seehofer kündigte an, wieder verstärkt auf sogenannte Resonanzst­udien zurückzugr­eifen. Das sind Umfragen, die im Auftrag der Staatsregi­erung zu bestimmten Themen von Meinungsfo­rschungsin­stituten durchgefüh­rt werden. Ihm gehe es weiter darum, die Bevölkerun­g stärker in die Entscheidu­ngsprozess­e einzubezie­hen. Dass die CSU noch vor den Landtagswa­hlen 2018 eine neue Gesetzesin­itiative startet, scheint ausgeschlo­ssen. CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer sagte: „Wir werden jetzt das Thema nicht aufgreifen und die Gerichtsen­tscheidung akzeptiere­n.“

Viele Möglichkei­ten bleiben ohnehin nicht. Bayerns höchstes Gericht hatte, wie berichtet, festgestel­lt, dass die Einführung von Volksbefra­gungen nur durch eine Änderung der Verfassung möglich sei. Dies wäre aber nur über eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag in Verbindung mit einem Volksentsc­heid oder über Volksbegeh­ren und Volksentsc­heid denkbar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany