Augsburger Allgemeine (Land West)
Bewältigung eines Traumas
„Flutlicht“erzählt von einer Katastrophe
„Elin Andersson möchte mit dir befreundet sein“– diese Anfrage auf Facebook bringt Pieter aus dem Gleichgewicht. Sie sie ruft eine Erinnerung hervor, die er fünf Jahre lang verdrängt hat: an den zweiten Weihnachtsfeiertag 2004, als ein Tsunami über die Küsten Südasiens hereinbrach. Der 18-Jährige hatte ein Jahr als freiwilliger Entwicklungshelfer in Sri Lanka hinter sich und verbrachte die letzten Tage mit seinem Freund John am Strand. Dort lernten sie die Schwedinnen Isabelle und Elin kennen, und Pieter wusste sofort, dass Elin die Richtige für ihn ist. Sie verbringen romantische Stunden am Wasser, das wenig später zur todbringenden Flut wird.
Gideon Samson ist ein junger niederländischer Autor, der in seiner Heimat bereits bedeutende Preise bekommen hat. Sein Roman „Flutlicht“basiert auf der Geschichte von Julius ’t Hart, der ihm von den Ereignissen erzählt hat. Dicht und unmittelbar schreibt Samson über die Katastrophe und die entsetzlichen Bilder, die Pieter nicht mehr aus seinem Kopf bekommt. Und auch darüber, wie die Menschen unterschiedlich reagierten: hysterisch, fassungslos, gelähmt – und hilfsbereit, wie die Familie, bei der Pieter und John sich in Sicherheit bringen konnten dort auch Elin wiedertrafen.
Raffiniert verwebt der Autor die dramatische Geschichte mit einer Rahmenhandlung, die fünf Jahre später, am Tag des Fußball-WMFinales Niederlande gegen Spanien spielt, und die Katastrophe spiegelt. Wie sich ein Trauma verarbeiten lässt, und wie damit ein Neuanfang möglich ist, zeigt dieses Buch eindringlich und überzeugend.