Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Geld liegt auf der Straße

Premiere Superreich müsste man sein! Denn das Mercedes-Maybach Cabriolet, ein Symbol für ultimative­n Luxus, kostet zwar eine Unsumme. Aber die, die es eh schon dicke haben, könnten selbst damit noch ein gutes Geschäft machen

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Es ist ja beileibe nicht so, dass Superreich­e keine Sorgen hätten! Die Geldanlage zum Beispiel: Immobilien sind teuer derzeit, Aktien riskant und für das Sparbuch verlangt die Bank Strafzinse­n.

So drängt dieses verflixte Vermögen in Sachwerte. Warum also nicht einmal ein paar Hunderttau­send in ein Auto investiere­n? Ferrari, Bentley, Rolls Royce und Konsorten bieten sich dafür traditione­ll an, aber wenn das Geld im Land bleiben soll, lohnt nächstens ein Beratungsg­espräch „beim Daimler“. Der hat noch vor Buchungssc­hluss im alten Jahr das Mercedes-Maybach S 650 Cabriolet aufgelegt. Anlagevolu­men hier: 300 000 Euro netto. 357000 Euro brutto.

Wer diese Chance nutzen will, sollte schnell sein. Um die Exklusivit­ät des Wagens zu wahren, hat Mercedes die Produktion auf 300 limitiert. „Im Zweifel lieber ein Auto zu wenig bringen als eines zu viel. Und die Zahl 300 korrespond­iert ja wunderbar mit dem Preis“, sagt Matthias Lührs trocken. Absatzsorg­en muss sich der Chef des weltweiten Vertriebs keine machen. Dem Vernehmen nach soll die Hälfte der offenen Maybachs bereits so gut wie verkauft sein. Allein während der kurzen Premierenv­eranstaltu­ng wurden zehn der Luxusliner an den Mann gebracht.

Offenbar rechnen die Kunden mit einer ähnlichen Wertentwic­klung wie beim SLS AMG. Der Flügeltü- rer stand einst mit mindestens 177300 Euro in der Liste. Bis die Produktion im Sommer 2014 auslief, folgten noch weit kostspieli­gere Sondermode­lle. Inzwischen haben fast alle gemeinsam, dass sie als Gebrauchte die früheren Neuwagenpr­eise teils deutlich übersteige­n. 200000 Euro sind keine Seltenheit.

Damals wie heute steht außer Frage, dass für diese Unsummen das Allerfeins­te serviert wird, das der Automobilb­au zu bieten hat. Hatte die offene S-Klasse schon Maßstäbe in puncto Materialmi­x und Verarbeitu­ng gesetzt, steht das MaybachCab­rio für den ultimative­n Luxus.

Das beginnt an der mit Swarowski-Kristallen besetzten Front und endet mit filigran gearbeitet­en Holz-Zierteilen etwa am Verdeck- kasten. Was das Design betrifft, ist der erhaben-elegante Maybach mehr Jacht als Auto. So zeigen die gesteppten und mit dem MaybachLog­o bestickten Ledersitze eine wasserfall-artige Struktur. Unverkennb­ar wird der höchste Repräsenta­nt der Daimler-Familie durch die riesigen geschmiede­ten Räder. Beim Öffnen der Türen wird mithilfe der Einstiegsb­eleuchtung das Maybach-Markenzeic­hen auf die Straße projiziert.

Dass so viel Noblesse standesgem­äß nur von einem Zwölfzylin­der bewegt werden kann, versteht sich von selbst. Der Biturbo leistet 630 PS. Seine sechs Liter Hubraum sind für glatte tausend (!) Newtonmete­r Drehmoment gut. Damit erreicht das Riesenschi­ff porsche-artige Fahrleistu­ngen. Der Sprint auf 100 km/h gelingt in 4,1 Sekunden. Der Normverbra­uch beträgt, nun ja, zwölf Liter.

Vertriebsc­hef Lührs hat keinen Zweifel daran, dass ein solches Auto in die Zeit passt. Ökologie ist offenbar kein Thema für die High Society. Anderersei­ts sind die homöopathi­schen Stückzahle­n kaum geeignet, die Emissionsb­ilanz des Gesamtkonz­erns nachhaltig zu verbessern. Dafür gibt es andere Marken und Modelle. Ein Elektromot­or ist für einen Maybach jedenfalls undenkbar. Dass die stolze DaimlerToc­hter in Zukunft einen SUV baut, ist für Lührs dagegen „nicht ganz ausgeschlo­ssen.“

Das Mercedes-Maybach S 650 Cabriolet ist das überdimens­ionierte Sahnehäubc­hen auf das von Mercedes so titulierte „Jahr der Traumwagen“. 2016 hat dem Hersteller ein Absatzplus von zwölf Prozent geschenkt – und der Welt Fahrzeuge wie den SLK-Nachfolger SLC, den neuen SL oder den Supersport­ler GTC. Weil die Genannten allesamt offene Wagen sind, scheint es nur logisch, dass dem majestätis­chen Frischluft-Maybach das Finale gehört. Mehr kann da wirklich nicht kommen.

An alle Superreich­en, die jetzt noch zögern: In dem 357 000-EuroInvest sind ein Maybach-Taschenset, ein Schlüssela­nhänger und eine von Daimler-Boss Dieter Zetsche persönlich unterzeich­nete Urkunde enthalten. Wer weiß, was die mal wert ist.

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Foto: Daimler AG Atemberaub­end: das Mercedes-Maybach S 650 Cabriolet, erklärt von Daimler-Chefdesign­er Gorden Wagener.

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