Augsburger Allgemeine (Land West)
Angeklagter: Schüsse waren Notwehr
In Ellwangen beginnt der Rocker-Prozess
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat in Baden-Württemberg der Rockerprozess um tödliche Schüsse in Heidenheim begonnen. Mehrere Dutzend Mitglieder zweier verfeindeter Gangs verfolgten den Prozessauftakt vor dem Landgericht Ellwangen am Dienstag. Der 26 Jahre alte Angeklagte stellte die tödlichen Schüsse als Notwehr dar. „Ich habe nicht nachgedacht, ich hatte blanke Angst“, ließ der Mann am Dienstag vor dem Landgericht über seine Verteidigerin mitteilen.
Das Mitglied der rockerähnlichen Gruppierung Black Jackets muss sich wegen Mordes verantworten. Der 26-Jährige soll im April zwei Männer der United Tribuns vor einem Friseurgeschäft niedergeschossen haben. Ein 29-Jähriger aus Ulm starb zwei Tage später im Krankenhaus. Sein 25 Jahre alter Bruder wurde lebensgefährlich verletzt.
Zwischen den beiden Straßengangs gibt es seit längerem Streit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten die United Tribuns zuvor eine Ortsgruppe in Heidenheim gegründet und den Black Jackets so die Vorherrschaft in der Stadt streitig gemacht. Auch habe sich der Angeklagte für eine verlorene Schlägerei im November rächen wollen. Bei der Auseinandersetzung im April habe er gedacht, dass sein Kontrahent zur Waffe greife. Er habe ihm zuvorkommen wollen, ließ der Angeklagte mitteilen. „Ich habe was Silbernes blitzen sehen, ich dachte, ich würde gleich eine Beretta sehen“, hieß es.
Ein Befangenheitsantrag seiner Verteidigerin gegen die Richter war abgelehnt worden. Zahlreiche Rocker versammelten sich zum Prozessauftakt vor Gericht. Sie wurden von Sicherheitskräften durchsucht und durch getrennte Eingänge in den Verhandlungssaal eskortiert. 69 Zeugen und vier Sachverständige sollen gehört werden. Im Dezember wird das Urteil erwartet.