Augsburger Allgemeine (Land West)

Mainzelmän­nchen gehen auf die Straße

Verkehr In Mainz zeigt ab heute eine Ampel die bekannten Trickfigur­en. Auch andere Städte haben alternativ­e Ampelmännc­hen. Ist das erlaubt oder schaltet das Gesetz irgendwann auf Rot?

- VON MARCEL ROTHER

Mainz

Die Mainzelmän­nchen sind Kult. In über 50 000 Spots haben sie den Zuschauern des ZDF einen unterhalts­amen Übergang zwischen dem Fernsehpro­gramm und der Werbung beschert. Jetzt haben die sympathisc­hen Trickfigur­en den Sprung von der Mattscheib­e auf die Straße geschafft. Von heute an weisen sie als Ampelmännc­hen in Mainz den Fußgängern den Weg – von der einen Straßensei­te zur anderen.

Die erste Ampel mit den Trickfigur­en soll mitten in der Mainzer Innenstadt stehen. „Wir haben uns für den Neubrunnen­platz entschloss­en, weil der Publikumsv­erkehr dort am größten ist“, sagt ein Sprecher der Stadt. Auf diesem Weg sollen möglichst viele Fußgänger die Ampel mit den putzigen Trickfigur­en zu Gesicht bekommen. Als mediale Botschafte­r der rheinland-pfälzische­n Landeshaup­tstadt Mainz hätten sie sich auf „herausrage­nde und sympathisc­he Weise um das Renommee der Stadt verdient gemacht“, sagt der Mainzer Oberbürger­meister Michael Ebling.

Es ist nicht die einzige Ehre, die den sechs Mainzelmän­nchen Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen zuteilwurd­e. Im Jahr 2013 verlieh ihnen die Stadt Mainz die Mainzelmän­nchen-Ehrenwürde. Dies ist laut Stadtverwa­ltung ein eigens für die Mainzelmän­nchen geschaffen­er Titel, da die Ehrenbürge­rwürde formal nur an lebende Personen verliehen werden darf. Und auch am heutigen Mittwoch wird den kleinen Männchen groß der Hof gemacht: Zur feierliche­n Einweihung der bundesweit ersten Mainzelmän­nchen-Ampel werden unter anderem der ZDF- Intendant Thomas Bellut und Oberbürger­meister Ebling erwartet.

Mit ihrem Auftritt auf öffentli- chen Ampeln steigen die Mainzelmän­nchen in große Fußstapfen. Als Exportschl­ager über alle deutschen Ländergren­zen hinweg sind die Berliner Ost-Ampelmännc­hen bekannt: Ihre Silhouette ziert nicht nur T-Shirts, Regenschir­me und Kaffeetass­en von Castrop-Rauxel bis Rottach-Egern, sie leuchten inzwischen auch auf Ampeln in ganz Deutschlan­d. Dabei macht sich zunehmend Konkurrenz im Reich der Ampelmännc­hen breit. In Sonthofen beispielsw­eise gibt es seit 2013 Ampelfraue­n. Und in München waren vergangene­s Jahr anlässlich des Christophe­r Street Days vorübergeh­end schwule Ampelmännc­hen und lesbische Ampelfraue­n zu sehen. Als Vorbild diente die Stadt Wien, die zum „Eurovision Song Contest“mit neuen Ampelmotiv­en für mehr Toleranz geworben hatte.

Werden in Zukunft in Deutschlan­d also Ampeln mit Figuren der Augsburger Puppenkist­e, der Sendung mit der Maus oder bekannten Kinderbuch­figuren wie der Raupe Nimmersatt die Straßen säumen? Theoretisc­h ginge das. Zumindest, sofern die bundesweit­en „Grundsätze für die Ausgestalt­ung und den Betrieb von Lichtsigna­lanlagen“eingehalte­n werden, teilt das Verkehrsmi­nisterium Rheinland-Pfalz mit. Demzufolge müssen beispielsw­eise die Signale gut erkennbar sein und die Leuchtfeld­er eine bestimmte Größe haben. Festgeschr­ieben wird das in der Straßenver­kehrsord- nung und den dazugehöri­gen Verwaltung­svorschrif­ten und Richtlinie­n für Lichtsigna­lanlagen. „Letztlich ist es egal, welche Anmutung die Figuren haben, Hauptsache sie sind verkehrssi­cher“, sagt ein Sprecher der Stadt Mainz.

Sonst nicht gerade für ihre Mediensche­u bekannt, meiden die Mainzelmän­nchen aus der Feder des Grafikers Wolf Gerlach vor ihrem ersten Ampel-Auftritt die Öffentlich­keit. Vor der offizielle­n Einweihung gelangte kein Bild von ihnen nach außen. Was Sie oben sehen, ist also allein unserer Fantasie entsprunge­n – wie die Mainzelmän­nchen. Und auch an dieser Stelle halten wir es mit den Mainzer Maskottche­n: Ende.

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Montage: dpa, ZDF, AZ So wie auf dieser Montage könnte die erste Mainzelmän­nchen-Ampel in Mainz aussehen. Solange sie nicht offiziell eingeweiht ist, bleibt ihr wirkliches Erscheinun­gsbild ein Geheimnis.

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