Augsburger Allgemeine (Land West)
Mainzelmännchen gehen auf die Straße
Verkehr In Mainz zeigt ab heute eine Ampel die bekannten Trickfiguren. Auch andere Städte haben alternative Ampelmännchen. Ist das erlaubt oder schaltet das Gesetz irgendwann auf Rot?
Mainz
Die Mainzelmännchen sind Kult. In über 50 000 Spots haben sie den Zuschauern des ZDF einen unterhaltsamen Übergang zwischen dem Fernsehprogramm und der Werbung beschert. Jetzt haben die sympathischen Trickfiguren den Sprung von der Mattscheibe auf die Straße geschafft. Von heute an weisen sie als Ampelmännchen in Mainz den Fußgängern den Weg – von der einen Straßenseite zur anderen.
Die erste Ampel mit den Trickfiguren soll mitten in der Mainzer Innenstadt stehen. „Wir haben uns für den Neubrunnenplatz entschlossen, weil der Publikumsverkehr dort am größten ist“, sagt ein Sprecher der Stadt. Auf diesem Weg sollen möglichst viele Fußgänger die Ampel mit den putzigen Trickfiguren zu Gesicht bekommen. Als mediale Botschafter der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz hätten sie sich auf „herausragende und sympathische Weise um das Renommee der Stadt verdient gemacht“, sagt der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling.
Es ist nicht die einzige Ehre, die den sechs Mainzelmännchen Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen zuteilwurde. Im Jahr 2013 verlieh ihnen die Stadt Mainz die Mainzelmännchen-Ehrenwürde. Dies ist laut Stadtverwaltung ein eigens für die Mainzelmännchen geschaffener Titel, da die Ehrenbürgerwürde formal nur an lebende Personen verliehen werden darf. Und auch am heutigen Mittwoch wird den kleinen Männchen groß der Hof gemacht: Zur feierlichen Einweihung der bundesweit ersten Mainzelmännchen-Ampel werden unter anderem der ZDF- Intendant Thomas Bellut und Oberbürgermeister Ebling erwartet.
Mit ihrem Auftritt auf öffentli- chen Ampeln steigen die Mainzelmännchen in große Fußstapfen. Als Exportschlager über alle deutschen Ländergrenzen hinweg sind die Berliner Ost-Ampelmännchen bekannt: Ihre Silhouette ziert nicht nur T-Shirts, Regenschirme und Kaffeetassen von Castrop-Rauxel bis Rottach-Egern, sie leuchten inzwischen auch auf Ampeln in ganz Deutschland. Dabei macht sich zunehmend Konkurrenz im Reich der Ampelmännchen breit. In Sonthofen beispielsweise gibt es seit 2013 Ampelfrauen. Und in München waren vergangenes Jahr anlässlich des Christopher Street Days vorübergehend schwule Ampelmännchen und lesbische Ampelfrauen zu sehen. Als Vorbild diente die Stadt Wien, die zum „Eurovision Song Contest“mit neuen Ampelmotiven für mehr Toleranz geworben hatte.
Werden in Zukunft in Deutschland also Ampeln mit Figuren der Augsburger Puppenkiste, der Sendung mit der Maus oder bekannten Kinderbuchfiguren wie der Raupe Nimmersatt die Straßen säumen? Theoretisch ginge das. Zumindest, sofern die bundesweiten „Grundsätze für die Ausgestaltung und den Betrieb von Lichtsignalanlagen“eingehalten werden, teilt das Verkehrsministerium Rheinland-Pfalz mit. Demzufolge müssen beispielsweise die Signale gut erkennbar sein und die Leuchtfelder eine bestimmte Größe haben. Festgeschrieben wird das in der Straßenverkehrsord- nung und den dazugehörigen Verwaltungsvorschriften und Richtlinien für Lichtsignalanlagen. „Letztlich ist es egal, welche Anmutung die Figuren haben, Hauptsache sie sind verkehrssicher“, sagt ein Sprecher der Stadt Mainz.
Sonst nicht gerade für ihre Medienscheu bekannt, meiden die Mainzelmännchen aus der Feder des Grafikers Wolf Gerlach vor ihrem ersten Ampel-Auftritt die Öffentlichkeit. Vor der offiziellen Einweihung gelangte kein Bild von ihnen nach außen. Was Sie oben sehen, ist also allein unserer Fantasie entsprungen – wie die Mainzelmännchen. Und auch an dieser Stelle halten wir es mit den Mainzer Maskottchen: Ende.