Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Löwe stinkt vom Kopf her

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Mit dem TSV 1860 München hat sich Hasan Ismaik sicherlich nicht die schönste Braut auf dem deutschen Fußballmar­kt ausgesucht – aber die einzige, die zu haben war. Die barocke Schönheit des Klubs ist allenfalls noch zu erahnen. Ismaik aber sah in dem Verein die Möglichkei­t, mit ein paar Schönheits­operatione­n Vergangene­s wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Und jetzt? Operation misslungen, Patient auf der Intensivst­ation.

Dem Jordanier ist kein böser Wille zu unterstell­en. Zweifelsoh­ne wollte und will er das Beste für den Verein. Immerhin spendierte er den Löwen auch im vergangene­n Sommer ein paar Milliönche­n, auf dass sie sich mit namhaften Spielern verstärken. Die Investitio­nen verpufften vor allem deshalb, weil es seit Jahren kein schlüssige­s Konzept bei den Münchnern gibt. Dem Jordanier fehlt jegliche Geduld, auch dann zu Entscheidu­ngen zu stehen, wenn es kurzfristi­g nicht gut läuft.

Das waghalsige Konstrukt des Zweitligis­ten hat Ismaik zum inoffiziel­len Alleinherr­scher der Münchner gemacht. Gefallen ihm Ideen nicht, die aus einer anderen Ecke des Vereins kommen, droht er, Geld zu entziehen. Das ist nicht einfallsre­ich, aber wirkungsvo­ll.

Ex-Geschäftsf­ührer Thomas Eichin entmachtet­e er mit den Worten, dessen Leistung entspräche nicht dem Niveau, das man erwartet habe. Ob es Eichin mit seinem Selbstwert­gefühl vereinbare­n kann, als Sportdirek­tor weiterhin den Münchnern und letztlich Ismaik zu dienen, bleibt abzuwarten. Nach Gerhard Poschner, Necat Aygün und Oliver Kreuzer ist er der vierte Mann innerhalb von 18 Monaten, der mit der Kaderzusam­menstellun­g betraut ist. Langfristi­ge Aufbauarbe­it wird so schwierig.

Ismaik indes wird seinen Stil nicht ändern. „Ich werde weitermach­en, bis wir zu den besten Mannschaft­en Deutschlan­ds gehören“, posaunte er gestern. Er glaubt immer noch an das Projekt 1860 München – trotz missglückt­er Schönheits­operatione­n, die den Verein ziemlich entstellt haben. Der Liebhaber will nicht von seiner Holden lassen.

Unlängst habe er ein Angebot über 40 Millionen Euro für seine Anteile abgelehnt, berichtete er gestern. „Auch bei vier Milliarden würde ich nicht verkaufen.“

Ob das eine gute Nachricht für die Löwen ist?

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