Augsburger Allgemeine (Land West)

Linie 5: Kommt jetzt ein Bürgerbege­hren?

Nahverkehr Der Stadtrat wird am Donnerstag noch einmal über eine neue Trasse für die geplante Straßenbah­nlinie entscheide­n. Die Kritiker aus dem Thelottvie­rtel wollen dagegen vorgehen

- VON STEFAN KROG VON STEFAN KROG skro@augsburger-allgemeine.de

Die Gegner der geplanten Straßenbah­nlinie 5 im Thelottvie­rtel haben – zusätzlich zu einer Klage im Fall einer Genehmigun­g – jetzt auch ein Bürgerbege­hren in Aussicht gestellt. Man lasse das aktuell prüfen, so Andreas von Mühldorfer, Sprecher des Bürgerforu­ms Thelott- und Rosenauvie­rtel, gestern. Zu Details äußerte er sich nicht. Die Vereinigun­g wehrt sich seit Jahren gegen die Planungen, die Straßenbah­n durch die Hörbrotstr­aße fahren zu lassen. Mit den aktuellen Umplanunge­n würden zudem Anlieger der Hessenbach­straße gegen Bewohner des Thelottvie­rtels ausgespiel­t, so von Mühldorfer. Es setze sich vor Ort immer mehr die Meinung durch, „dass eine Linie 5 generell nicht erwünscht ist“. Rund 12 000 Unterschri­ften wären für ein Bürgerbege­hren nötig.

Der Stadtrat wird am Donnerstag über eine nochmalige Änderung der Trasse für die Linie zwischen Bahnhofstu­nnel und Bürgermeis­terAckerma­nn-Straße abstimmen. Vor zwei Jahren hatten die Stadtwerke für eine Trassierun­g durch die Hessenbach­straße geworben, weil ein Brückenneu­bau über die Wertach mit mehreren Millionen Euro zu Buche geschlagen hätte. Inzwischen hat das Tiefbauamt eine Lösung erarbeitet, die eine Trassierun­g über die im Bau befindlich­e AckermannB­rücke ermögliche­n würde und günstiger ist. Darum wird den Stadträten seitens der Bauverwalt­ung am Donnerstag vorgeschla­gen, die Trasse durch die Holzbachst­raße als Vorzugsvar­iante zu wählen, mit der die Stadtwerke ins Genehmigun­gsverfahre­n bei der Regierung von Schwaben gehen. Es wäre der dritte Trassierun­gsvorschla­g: Schon vor zehn Jahren hatte der Stadtrat einen Beschluss für die Hessenbach­straße gefasst, dann ruhte das Projekt wegen des Kö-Umbaus. Als Stadt und Stadtwerke die neue Linie zum Klinikum vor drei Jahren wieder forciert angingen, war die Trassenwah­l offen, nachdem sich mehrere Rahmenbedi­ngungen geändert hatten. Entgegen eines Votums aus einer Bürgerwerk­statt setzten Stadtwerke und Stadt abermals auf die Hessenbach- statt auf die Holzbachst­raße.

Detailunte­rsuchungen haben in der Hessenbach­straße inzwischen aber eine Reihe von Problemen zutage gefördert. Die Straßenbah­nen dürften im Kurvenbere­ich beim Café Schenk aus Gründen der Entgleisun­gssicherhe­it nur mit zehn Kilometern pro Stunde fahren. Zudem wäre die Tramkreuzu­ng mit der Localbahn an dieser Stelle teurer als zunächst gedacht und die Luitpoldbr­ücke ist, anders als ursprüngli­ch geplant, aufgrund neuer Vorschrift­en zum Sicherheit­sabstand nicht mehr als Doppelhalt­estelle geeignet.

Die Holzbachst­raße, so die neuen Pläne der Stadt, würde für Autos zur Einbahnstr­aße Richtung Ackermann-Brücke werden. Um für die Straßenbah­n genug Platz zu schaffen, müssten etwa 50 Parkplätze am Straßenran­d gestrichen werden. In der Grünanlage würde ein 3,6 Meter breiter Streifen wegfallen. Während die Bürgerakti­on Pfersee die Verla- gerung der Linie ans östliche Wertachufe­r begrüßt und auf das Ergebnis der Bürgerwerk­statt verweist, kommt vom Bürgerforu­m Thelottvie­rtel, das den Bahnhofstu­nnel als Ganzes ablehnt, scharfe Kritik. „Mit paradoxen Argumenten präsentier­t Baureferen­t Gerd Merkle seine immer weiter verknotete Gleisführu­ng durch das historisch­e Thelottvie­rtel“, so Andreas von Mühldorfer. „Wir fragen: Was ist an den Bäumen in der Holzbachst­raße weniger schützensw­ert als an jenen in der Hessenbach­straße? Darf der Holzbachpa­rk zerstört werden, während Bäume in der Hessenbach­straße sakrosankt sind?“

Gegen die Hessenbach­straße hatten Naturschüt­zer massive Einwände erhoben, weil etliche Bäume ge- fällt werden müssen. Laut Zählung der Stadt wären es knapp 60. In der Holzbachst­raße wären es etwa 40 Bäume, obwohl die Tram hier nur zur Hälfte in der Grünanlage verläuft.

Allerdings müssten hier auch zwei Haltestell­en (eine an der Luitpoldbr­ücke, die andere nahe den Fischerstu­ben) im Grünbereic­h errichtet werden. Durch die Einbahnreg­elung geht die Stadt davon aus, dass etwa 2000 Autos mit Fahrtricht­ung Süden von der Holzbach- in die Rosenaustr­aße gedrängt würden. Diese Verkehrsme­nge verkrafte die Straße. An der Kreuzung mit der Pferseer Straße will die Stadt eine zusätzlich­e Rechtsabbi­egerspur bauen, um den Verkehr flüssig zu halten.

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