Augsburger Allgemeine (Land West)
Linie 5: Kommt jetzt ein Bürgerbegehren?
Nahverkehr Der Stadtrat wird am Donnerstag noch einmal über eine neue Trasse für die geplante Straßenbahnlinie entscheiden. Die Kritiker aus dem Thelottviertel wollen dagegen vorgehen
Die Gegner der geplanten Straßenbahnlinie 5 im Thelottviertel haben – zusätzlich zu einer Klage im Fall einer Genehmigung – jetzt auch ein Bürgerbegehren in Aussicht gestellt. Man lasse das aktuell prüfen, so Andreas von Mühldorfer, Sprecher des Bürgerforums Thelott- und Rosenauviertel, gestern. Zu Details äußerte er sich nicht. Die Vereinigung wehrt sich seit Jahren gegen die Planungen, die Straßenbahn durch die Hörbrotstraße fahren zu lassen. Mit den aktuellen Umplanungen würden zudem Anlieger der Hessenbachstraße gegen Bewohner des Thelottviertels ausgespielt, so von Mühldorfer. Es setze sich vor Ort immer mehr die Meinung durch, „dass eine Linie 5 generell nicht erwünscht ist“. Rund 12 000 Unterschriften wären für ein Bürgerbegehren nötig.
Der Stadtrat wird am Donnerstag über eine nochmalige Änderung der Trasse für die Linie zwischen Bahnhofstunnel und BürgermeisterAckermann-Straße abstimmen. Vor zwei Jahren hatten die Stadtwerke für eine Trassierung durch die Hessenbachstraße geworben, weil ein Brückenneubau über die Wertach mit mehreren Millionen Euro zu Buche geschlagen hätte. Inzwischen hat das Tiefbauamt eine Lösung erarbeitet, die eine Trassierung über die im Bau befindliche AckermannBrücke ermöglichen würde und günstiger ist. Darum wird den Stadträten seitens der Bauverwaltung am Donnerstag vorgeschlagen, die Trasse durch die Holzbachstraße als Vorzugsvariante zu wählen, mit der die Stadtwerke ins Genehmigungsverfahren bei der Regierung von Schwaben gehen. Es wäre der dritte Trassierungsvorschlag: Schon vor zehn Jahren hatte der Stadtrat einen Beschluss für die Hessenbachstraße gefasst, dann ruhte das Projekt wegen des Kö-Umbaus. Als Stadt und Stadtwerke die neue Linie zum Klinikum vor drei Jahren wieder forciert angingen, war die Trassenwahl offen, nachdem sich mehrere Rahmenbedingungen geändert hatten. Entgegen eines Votums aus einer Bürgerwerkstatt setzten Stadtwerke und Stadt abermals auf die Hessenbach- statt auf die Holzbachstraße.
Detailuntersuchungen haben in der Hessenbachstraße inzwischen aber eine Reihe von Problemen zutage gefördert. Die Straßenbahnen dürften im Kurvenbereich beim Café Schenk aus Gründen der Entgleisungssicherheit nur mit zehn Kilometern pro Stunde fahren. Zudem wäre die Tramkreuzung mit der Localbahn an dieser Stelle teurer als zunächst gedacht und die Luitpoldbrücke ist, anders als ursprünglich geplant, aufgrund neuer Vorschriften zum Sicherheitsabstand nicht mehr als Doppelhaltestelle geeignet.
Die Holzbachstraße, so die neuen Pläne der Stadt, würde für Autos zur Einbahnstraße Richtung Ackermann-Brücke werden. Um für die Straßenbahn genug Platz zu schaffen, müssten etwa 50 Parkplätze am Straßenrand gestrichen werden. In der Grünanlage würde ein 3,6 Meter breiter Streifen wegfallen. Während die Bürgeraktion Pfersee die Verla- gerung der Linie ans östliche Wertachufer begrüßt und auf das Ergebnis der Bürgerwerkstatt verweist, kommt vom Bürgerforum Thelottviertel, das den Bahnhofstunnel als Ganzes ablehnt, scharfe Kritik. „Mit paradoxen Argumenten präsentiert Baureferent Gerd Merkle seine immer weiter verknotete Gleisführung durch das historische Thelottviertel“, so Andreas von Mühldorfer. „Wir fragen: Was ist an den Bäumen in der Holzbachstraße weniger schützenswert als an jenen in der Hessenbachstraße? Darf der Holzbachpark zerstört werden, während Bäume in der Hessenbachstraße sakrosankt sind?“
Gegen die Hessenbachstraße hatten Naturschützer massive Einwände erhoben, weil etliche Bäume ge- fällt werden müssen. Laut Zählung der Stadt wären es knapp 60. In der Holzbachstraße wären es etwa 40 Bäume, obwohl die Tram hier nur zur Hälfte in der Grünanlage verläuft.
Allerdings müssten hier auch zwei Haltestellen (eine an der Luitpoldbrücke, die andere nahe den Fischerstuben) im Grünbereich errichtet werden. Durch die Einbahnregelung geht die Stadt davon aus, dass etwa 2000 Autos mit Fahrtrichtung Süden von der Holzbach- in die Rosenaustraße gedrängt würden. Diese Verkehrsmenge verkrafte die Straße. An der Kreuzung mit der Pferseer Straße will die Stadt eine zusätzliche Rechtsabbiegerspur bauen, um den Verkehr flüssig zu halten.