Augsburger Allgemeine (Land West)
Das erste Mal in ihrem Leben: Die CSU-Chefin wählt SPD
Politik Insgesamt vier Politiker aus dem Landkreis Augsburg dürfen den Bundespräsidenten bestimmen. Für drei von ihnen ist es eine Premiere
Das hätte sich Carolina Trautner vor ein paar Jahren wohl auch nicht träumen lassen: Dass sie, die CSU-Kreisvorsitzende und -Landtagsabgeordnete, einen SPD-Mann wählt und sich auf diesen Tag auch noch riesig freut. Aber genau so ist es nun gekommen – die Große Koalition in Berlin und eine Abstimmung im Münchner Landtag gestern machen es möglich. Die Stadtbergerin Trautner, die nach eigenem Bekunden noch nie den Genossen ihre Stimme gegeben hat, zählt am 12. Februar zu den 1260 Mitgliedern der Bundesversammlung, die den neuen Bundespräsidenten wählen. Und das wird aller Voraussicht nach der SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier sein. Auf ihn haben sich CDU/CSU und SPD als gemeinsamen Kandidaten verständigt.
Gewählt wird das neue deutsche Staatsoberhaupt von der Bundes- versammlung. Dieser gehören zunächst die 630 aktuellen Bundestagskandidaten an – also auch der Neusässer Hansjörg Durz, für den das ebenfalls eine Premiere ist. Bei der Wahl des jetzigen Bundespräsidenten Gauck im März 2012 saß für das Augsburger Land noch der Durz-Vorgänger Eduard Oswald im deutschen Parlament. Der hat in seiner langen Karriere sage und schreibe achtmal an BundespräsidentenWahlen teilgenommen.
Die zweite Hälfte der Bundesversammlung wird von den Landtagen der Bundesländer bestimmt. Gestern legte sich der Landtag in Mün- chen auf die 97 Delegierten fest, die er nach Berlin schicken will. Es sind überwiegend – aber nicht nur – Politiker.
Das Ticket in die Bundesversammlung ist begehrt, es gilt als besonderes Erlebnis, an der Wahl des Bundespräsidenten teilzunehmen. Von einer „ganz besonderen Ehre“spricht dann auch Trautner. Persönlich habe sie Joachim Gaucks Arbeit „sehr geschätzt und als durchweg positiv wahrgenommen.“Nun hoffe sie, dass der Nachfolger dieses Wirken fortsetze.
Auf der Liste der 97 bayerischen Frauen und Männer finden sich ne- ben Trautner weitere bekannte Gesichter aus dem Augsburger Land. Bereits zum zweiten Mal in Berlin abstimmen wird die SPD-Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr. Die stellvertretende Vorsitzende ihrer Fraktion im Münchner Maximilianeum wurde ebenfalls gestern gewählt. Für ihre Fraktionskollegen aus dem Landkreis, Herbert Woerlein und Harald Güller, reichte es immerhin noch für Plätze auf der Ersatzliste. Sie können zum Zuge kommen, wenn gewählte Mitglieder ausfallen.
Ebenfalls erstmals an der Wahl des Bundespräsidenten teilnehmen wird Johann Häusler. Der Landtagsabgeordnete aus Biberbach wurde von seiner Fraktion auf die Mitgliederliste gesetzt. Häusler ist einer von zehn bayerischen Freien Wählern, die den Bundespräsidenten wählen sollen. Sie setzten bekanntlich auf einen anderen Kandidaten: Fernsehrichter Alexander Hold.