Augsburger Allgemeine (Land West)
Drogengeschäfte am Sonntag
Justiz Ein 20-Jähriger aus Neusäß soll mit knapp fünf Kilogramm Marihuana gehandelt haben. Er bestreitet dies
Samstagnachmittag auf den Sportplatz gehen, Sonntagvormittag den Gottesdienst besuchen oder am Abend die „Lindenstraße“im Fernsehen anschauen – viele Menschen haben eine feste Gewohnheit. So auch ein 20-jähriger Mann aus Neusäß, dessen Wochenendbeschäftigung ihn jetzt vor das Augsburger Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richter Günther Baumann gebracht hat.
Der gebürtige Berliner, der bei seiner Mutter lebt, soll laut Anklage wochenlang jeden Sonntag um 18 Uhr Drogen in größerem Stil gekauft haben. Staatsanwältin Saskia Eberle wirft ihm vor, mit knapp fünf Kilogramm Marihuana gehandelt zu haben.
Zwischen Sommer 2015 und Juni dieses Jahres soll der Angeklagte mehrmals in die Wohnung eines Bekannten nach Königsbrunn gefahren sein. Dieser sagte vor Gericht aus, dass er dem Angeklagten zunächst nur kleinere Mengen der Drogen für den Eigengebrauch verkauft habe.
Das soll sich jedoch im November geändert haben, zwischen 150 und 300 Gramm Marihuana sollen bei jedem der zehn weiteren Treffen den Besitzer gewechselt haben. Der Zeuge, dessen eigenes Verfahren noch offen ist, spricht vor Gericht von insgesamt rund 2,5 Kilogramm. Der Verkaufspreis dafür sollen etwa 2500 Euro gewesen sein. Die Übergabe habe laut Zeugen immer in seiner eigenen Wohnung stattgefunden. Während der Angeklagte im Wohnzimmer gewartet haben soll, sei ein inzwischen verurteilter Dealer in die Küche gekommen, der das Marihuana dem Königsbrunner Mittelsmann übergeben habe. Bei der Weitergabe an den Angeklagten habe er selbst immer noch etwas draufgeschlagen – zwischen ein und 1,70 Euro pro Gramm.
Der Angeklagte bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Mit klarer, aber leiser Stimme spricht er über seine Besuche in Königsbrunn. Ja, er sei in der Wohnung gewesen, aber nein, solche Mengen Marihuana habe er nie gekauft. Der Kontakt zu dem Zeugen sei nur zustande gekommen, da er sein Smartphone an den Königsbrunner verkaufen wollte. Die beiden Männer hätten gemeinsam einen Joint geraucht, anschließend habe er noch 3,5 Gramm Marihuana gekauft. Die 50 Euro dafür habe er eine Woche später in der Wohnung bezahlt. „Das war es aber auch. Mehr habe ich nie gekauft“, sagte der Angeklagte während der Verhandlung.
Warum ihn der Zeuge belaste, könne er sich nicht erklären. Ein Polizeibeamter gab vor Gericht al- lerdings an, dass sich bislang jede Aussage des Königsbrunner Mittelsmannes bei anderen Verfahren bestätigt haben. Außerdem habe es in dem Zimmer des Angeklagten bei der Durchsuchung stark nach Marihuana gerochen.
Der 20-Jährige, der sich derzeit in Untersuchungshaft befindet, soll laut Anklage aber nicht nur Drogen aus Königsbrunn bezogen haben, sondern auch von einer Dealerin aus Augsburg. Um weitere 2,4 Kilogramm soll es sich dabei handeln. Da die Frau aber nur in Anwesenheit ihres Anwalts aussagen wollte, wurde die Verhandlung unterbrochen.
In zwei Wochen geht der Prozess am Gericht in Augsburg weiter.
Deal in der Küche?