Augsburger Allgemeine (Land West)
Gersthofen ist und bleibt der Krösus im Augsburger Land
Finanzen Die Stadt hat so viel Geld, dass sie schon Pläne schmiedet, wie Strafzinsen der Banken vermieden werden können. Dabei lassen nicht nur neue Kitas die Personalkosten ansteigen
Weiter die wohl reichste Stadt in der Region bleibt Gersthofen – so reich, dass insgeheim schon Schlachtpläne geschmiedet werden, um mögliche Strafzinsen für das städtische Vermögen zu vermeiden. Das wird sich aller Voraussicht nach auch 2017 nicht ändern, wenn es nach dem Haushaltsentwurf geht.
Derzeit hat Gersthofen nach Angaben von Kämmerer Manfred Eding 78 Millionen Euro auf der hohen Kante. Zum Vergleich: Der Neubau der kompletten Mittelschule mit Dreifachturnhalle verschlingt insgesamt „nur“33 Millionen Euro.
„Wegen dieser guten Kassenlage stehen Strafzahlungen im Raum“, räumt Eding ein. Dieses Schicksal blüht beispielsweise der Stadt Friedberg. Die Stadtsparkasse Augsburg verlangt ab Dezember als erste Bank weit und breit Strafzinsen von Kommunen. Das träfe die Stadt Friedberg. 50 000 Euro „Ver- waltungsgebühr“müsste sie jährlich zahlen. Denn sie hat aktuell 24 Millionen Euro auf einem Girokonto. Innerhalb der Gersthofer Finanzverwaltung muss „noch sondiert werden, wie wir dieses ,Verwahrentgelt‘ für Girokonto und Tagesgeld vermeiden können“, sagt Eding. „Wir müssen eine Anlageform finden, bei der wir zumindest nicht draufzahlen und dennoch für kurzfristig anfallende Zahlungen liquide bleiben.“In jedem Fall sei dies mit einem erhöhten Verwaltungsaufwand verbunden, befürchtet er.
Nicht zweckmäßig sei es, das ganze Geld abzuheben und in einem Schließfach aufzubewahren. „Ein Schließfach wird nicht versichert.“Bis zur Verabschiedung des Etats 2017 im Stadtrat am Mittwoch, 14. Dezember, ermittelt der Kämmerer noch die genauen Zahlen. Der Verwaltungshaushalt umfasst im kommenden Jahr 64 Millionen Euro (2016: 62,5 Millionen), der Vermögenshaushalt liegt bei 26,8 Millionen Euro (2016: 34,9 Millionen). Das Gesamtvolumen liegt mit knapp 91 Millionen Euro um gut sechs Millionen niedriger als im Vorjahr. Hoch bleiben die Gewerbesteuereinnahmen mit 26 Millionen Euro, einer Million mehr, als 2016 veranschlagt. Die Einkommensteuer bringt der Stadt 12,3 Millionen ein. Größter laufender Ausgabeposten sind die Personalkosten mit 15,2 Millionen Euro – zwei Millionen mehr als im Vorjahr. Das begründet der Kämmerer unter anderem mit acht neuen Stellen, die geschaffen werden sollen. Diese liegen zum einen im Kinderbetreuungsbereich. Aber auch eine Umstrukturierung der Verwaltung erforderte neue Stellen. „Wir waren noch auf dem Stand der Zeit des früheren Bürgermeisters Siegfried Deffner“, betont Eding. „Seither haben sich die Anforderungen an eine moderne Verwaltung verändert.“
Die Kreisumlage verschlingt 14,5 Millionen Euro und aus der Rücklage sollen 15,5 Millionen Euro entnommen werden. Im Vermögenshaushalt sind rund 17 Millionen Euro für Baumaßnahmen enthalten. „Mehr kann unsere Bauverwaltung nicht leisten.“
Kommentar