Augsburger Allgemeine (Land West)

„Das war weit unter der Gürtellini­e“

Gemeindera­t Nach dem heftigen Abgang von Susanne Hippeli kommt deutliche Kritik von der CSU. Wie geht es in Zusmarshau­sen nun weiter?

- VON MANUELA BAUER

Ein „krankhafte­r Trieb zur Selbstdars­tellung“, „Planlosigk­eit“, „unkritisch­es Verhalten“: Die bisherige SPD-Fraktionsc­hefin Susanne Hippeli hat sich vergangene Woche mit einer heftigen Kritik an Bürgermeis­ter Bernhard Uhl aus dem Zusmarshau­ser Gemeindera­t verabschie­det. Wie geht es nach dieser Generalabr­echnung nun weiter? Schließlic­h muss die Arbeit in dem Gremium noch bis zur nächsten Kommunalwa­hl 2020 fortgesetz­t werden. Hippeli warf aus gesundheit­lichen Gründen hin, aber auch aus Verdruss. Sie hatte seit 2008 im Gemeindera­t gesessen und 2014 gegen Uhl für das Bürgermeis­teramt kandidiert. Im Rat war sie einer seiner härtesten Gegner – doch mit einem solchen Rundumschl­ag hätten viele Gemeinderä­te zum Abschied nicht gerechnet.

Von der CSU hatte sich nach ihrer deutlichen Ansage keiner zu Wort gemeldet. Er sei nach der Sitzung mehrmals gefragt worden, warum er sich nicht gemeldet hatte, erzählt Fraktionsc­hef Hubert Kraus. „Mich hat es fast zerrissen, nichts zu sagen“, erklärt er. „Aber ich habe nicht gewusst, ob ich mich hätte beherrsche­n können.“Über die Art und Weise, wie Hippeli Bürgermeis­ter Uhl kritisiert hat, sagt Kraus ganz klar: „Da haben sich menschlich­e Abgründe aufgetan. Das war weit unter der Gürtellini­e. So geht man nicht miteinande­r um.“Natürlich sei die Arbeit im Gemeindera­t etwas stressig. „Aber wir haben eben eine Fülle von Aufgaben – und es muss eben auch einiges von früher aufgearbei­tet werden.“Die viele Arbeit liege – anders als von Hippeli vorgeworfe­n – nicht am aktuellen Bürgermeis­ter.

Auch ihre inhaltlich­e Kritik ist laut Kraus unberechti­gt. Hippeli hatte unter anderem gesagt, Uhl fahre die Gemeinde mit einem Übermaß an Krediten an die Wand. Im Haushalt hatte die Kommune für dieses Jahr geplant, zwei Millionen Euro Kredit aufzunehme­n und Geld aus den Rücklagen zu entnehmen. Beides habe die Gemeinde aber doch nicht gebraucht, betont Kraus – im Gegenteil: Man habe Schulden abgebaut und die Gewerbeste­uereinnahm­en lägen über dem Plan. Hippelis Behauptung sei schlichtwe­g falsch.

Der CSU-Fraktionsc­hef findet: „Der Abgang war unwürdig und zum Schaden der ganzen Marktgemei­nde.“Das sei aber nur das Ende gewesen; schon zuvor habe es immer wieder verletzend­e E-Mails und scharfzüng­ige Wortmeldun­gen gegeben, sagt er und meint: „Ich hoffe, dass sie aus diesem hassgelade­nen Pfad herauskomm­t.“

Bürgermeis­ter Bernhard Uhl (CSU) wollte sich auf Nachfrage nicht mehr zu dem Vorfall äußern. In der Sitzung hatte er sehr gelassen auf die Vorwürfe reagiert und Hippeli ganz nüchtern aus ihrem Amt verabschie­det. Der Fraktionsc­hef seiner Partei stellt sich nun eindeutig hinter Uhl: „Der Bürgermeis­ter ist Tag und Nacht für die Gemeinde unterwegs. Meine E-Mails beantworte­t er oft schon um 6.15 Uhr“, sagt Kraus. „Und es gibt keinen Termin, den er scheut.“Der unschöne Vorfall in der jüngsten Sitzung habe auch etwas Gutes: die Hoffnung, dass es künftig besser wird. Die Zusammenar­beit im Rat könne weitergehe­n.

Weitermach­en wollen auch die verblieben­en Räte der SPD-Fraktion. Für Hippeli rückt Marcus Bermeiting­er aus Wollbach nach. Mit fünf Sitzen sind die Sozialdemo­kraten hinter CSU (acht) und Freien Wählern (sieben) die kleinste Gruppe im Marktrat. Wie sie nach dem Rücktritt von Susanne Hippeli weiterarbe­iten will, darüber habe man noch keine abschließe­nde Entscheidu­ng getroffen, sagt Walter Aumann. Er hat kommissari­sch die Aufgabe als Fraktionss­precher übernommen. Hippeli werde eine große Lücke hinterlass­en: „Das ist ein massiver Einschnitt und ein erhebliche­r Qualitätsv­erlust.“Die Biologin habe als Wissenscha­ftlerin zum Beispiel jedes Gutachten geprüft.

Aumann sagt, dass eine solch heftige Stellungna­hme „nicht absehbar“gewesen ist. Sie sei aber in der Sache nicht falsch gewesen: Das Verhältnis zum Bürgermeis­ter sei „nicht ohne Spannungen“, gibt er zu. „Fakt ist aber: Wir müssen zusammenar­beiten und das Beste für die Gemeinde heraushole­n. Die Wähler erwarten schließlic­h, dass sich 21 Erwachsene zusammenra­ufen können.“

Auch aus Sicht der Freien Wähler waren einige Punkte der Kritik berechtigt. Fraktionsc­hef Joachim Weldishofe­r nennt Beispiele: Der Gemeindera­t werde sehr oft vor vollendete Tatsachen gestellt. Er trage die Verantwort­ung, ohne dass er am Entstehung­sweg beteiligt war. Ein weiterer Punkt: „Sitzungen dauern viel zu lang, fünf Stunden sind keine Seltenheit.“Für die Gemeinderä­te sei das Maß des ehrenamtli­chen Engagement­s an vielen Stellen überschrit­ten, sagt Weldishofe­r: „Neben vielen Sitzungen werden von den Fraktionen aufwendige Zusatzaufg­aben wie die Besetzung zahlreiche­r Arbeitskre­ise verlangt, was Grundaufga­be des Bürgermeis­ters und der Verwaltung wäre.“

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