Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Neubaugebiet bekommt doch einen Gehweg
Gemeinderat Für den „Rothseeblick“fordern die Räte Korrekturen, für den Ortskern weiterhin Denkmalschutz
Die 44. Sitzung des Marktgemeinderats war mit einem kommunalpolitischen Kracher gestartet. Wie berichtet, hatte dabei die SPD-Fraktionsvorsitzende Susanne Hippeli ihr Mandat niedergelegt. Den Schwerpunkt der Sitzung bildeten Städtebauthemen: ● Neubaugebiet Das Baugebiet „Rothseeblick“, das mit zwölf Einheiten relativ überschaubar ausfällt, hat die Räte abermals beschäftigt. Zum Thema Erschließung war Thomas Friderich vom Ingenieurbüro für Bauwesen geladen. Der DiplomIngenieur bekam dabei die bekannte Detailtreue der bestens vorbereiteten Bürgervertreter zu spüren. So war unter anderem Bernhard Sapper (Freie Wähler) und Jürgen Winkler (CSU) das Fehlen eines Gehwegs bei der fünf Meter breiten Straße nicht entgangen. Das wurde später und nach einer langen Debatte durch einen Mehrheitsbeschluss für einen anderthalb Meter breiten Streifen in Ost-West-Richtung korrigiert. Bedenken gab es etwa wegen der neunprozentigen Steigung des Geländes, was Planer Friderich entkräften konnte: „Ein Müllfahrzeug schafft bis zu zehn Prozent mühelos.“Größer fallen die Zahlen der Kosten für die Erschließung bei Verkehr, Kanal und Wasser aus, die sich auf mehr als eine Dreiviertelmillion Euro belaufen. ● Historisches Auf ihren ehrwürdigen Ortskern mit Schloss und geschichtsträchtigen Plätzen und Bauten lassen die Zusmarshauser Bürger nichts kommen, schon gar nicht der Marktgemeinderat und die Verwaltung. Mit seinem Hilfe- ruf um Unterstützung brachte Geschäftsleiter Walter Stöckle nicht nur die Bürgervertreter einstimmig auf seine Seite, sondern konnte auch von prominenter Unterstützung berichten. Hintergrund war das Ansinnen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, unter anderem wegen „erheblicher baulicher Veränderungen“den Ensembleschutz für die Ortsmitte zu streichen. Die Stellungnahme der Gemeinde war ein deutliches Nein, zumal der Status auch Renovierungsarbeiten an historischen Gebäuden fördert. Wichtige Schützenhilfe leisteten die Einschätzungen von den Heimatpflegern von Landkreis und Bezirk, Claudia Ried und Peter Fassl. Ried konnte die Begründung des Landesamts „nicht nachvollziehen“. ● Kita Auch über die jüngste Gegenwart war man sich im Marktgemeinderat einig. Dass ein neues Haus im Baugebiet „Steineberg“für fünf Kindergarten- und zwei Krippengruppen – insgesamt fast 160 Buben und Mädchen – entstehen soll, ist beschlossene Sache. Jetzt wurde die Förderung für das FünfMillionen-Euro-Projekt beantragt. Geschäftsleiter Stöckle sieht das Vorhaben allerdings nicht als „Allheilmittel für alle Zukunft“, zumal die Nachfrage aus den Ortsteilen sehr hoch ist. „Wir können nach Fertigstellung nicht einfach sagen, dass wir damit unsere Sorgen loshaben.“Ganz im Sinne von Ratsmitglied Walter Aumann (SPD) fiel auch die Regelung aus, wonach die Ortsteil-Kindergärten erhalten und weiterbetrieben werden sollen. ● Bebauungsplan Bei Beratung und Beschluss etwa von Bauangelegenheiten können Ratsmitglieder naturgemäß auch mal selbst betroffen sein, das gilt auch für weitere Personen, die ihnen rechtlich nahestehen. Auf diese Besonderheiten der Gemeindeordnung hat die Leiterin des Bauamts, Sabine Gay, die Mitglieder des Gremiums in ihrer gewohnt kompetenten wie geduldigen Art hingewiesen und ihnen eine Art Muster-Stammbaum ausgehändigt. Sollten Verwandte bis zum dritten Grad in die Sache involviert sein, muss das gemeldet werden. Vier Bürgervertreter der jüngsten Marathonsitzung fühlten sich angesprochen. Sie mussten bei der Beratung zum Bebauungsplan „Steineberg“nicht draußen bleiben, sondern in den Zuhörerraum ausweichen.