Augsburger Allgemeine (Land West)

Pizza am laufenden Band

Nachbarsch­aft Antonio Iaconisi hat seine Teigmanufa­ktur Chicco Food aus Platzgründ­en von Burgau nach Ichenhause­n verlagert. Was alles verändert wurde und noch geplant ist

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Mit einer kleinen Kaffeebohn­e hat alles angefangen. Antonio Iaconisi wollte eigentlich Kaffee vertreiben, und weil „Chicco“klanghafte­r ist als die deutsche Übersetzun­g „Kaffeebohn­e“, verpasste er seinem Unternehme­n, das er 2004 in der ehemaligen Metzgerei Schmid in Burgau startete, dieses italienisc­he Schlagwort. Längst ist der Kaffee zweitrangi­g geworden, inzwischen spielt Pizzateig die Hauptrolle, sodass der Firmenname ausgeweite­t wurde auf „Chicco Food“. Aber nicht nur das: Das gesamte Unternehme­n wächst derart rasant, dass Iaconisi jetzt nicht mehr in Burgau produziert, sondern im Ichenhause­r Gewerbegeb­iet die ehemaligen Norma-Räume gekauft und umgebaut hat. In Kürze soll dort sogar ein Werksverka­uf starten. Die Familie Iaconisi ist in Ichenhause­n keine unbekannte. Antonios Eltern und sein Bruder Valerio betreiben seit Jahren das Eiscafé Firenze in der Marktstraß­e.

Noch bekannter ist der Name Iaconisi aber in Burgau. In der Markgrafen­stadt eröffneten die Italiener, die einst aus Apulien kamen, Anfang der 1990er-Jahre das Ristorante Firenze. Es wurde zu einer Institutio­n, bis 2008 Schluss war, weil der Vater kürzertret­en und Sohn Antonio sich umorientie­ren wollte. Aus dem ursprüngli­ch anvisierte­n Kaffeevert­rieb wurde zwar nichts, dafür lief das Catering-Geschäft, das er seit Längerem Firmen und Privatleut­en anbot, umso besser. Name und Logo veränderte­n sich, aus der Kaffeebohn­e wurde ein Männchen, das in der einen Hand eine Tasse, in der anderen eine Pizza balanciert. Denn genau die war besonders gefragt.

Dass er nicht mit Dr. Oetker oder Wagner konkurrier­en kann, war ihm von vornherein bewusst, deshalb suchte Antonio nach einer Nische und fand sie: Er spezialisi­erte sich darauf, die runde Köstlichke­it in allen Formen und Größen in vor- gebackenem Zustand auszuliefe­rn, sei es an Gastronomi­ebetriebe, Bäckereien, Schulen, Freibäder oder Freizeitpa­rks, vornehmlic­h im süddeutsch­en Raum. Aber auch auf Weihnachts­märkten oder Partys sind Chicco-Pizzen zu finden, 1000 Stück müssen mindestens abgenommen werden. Das Geschäft boomt, jedes Jahr hat Iaconisi nach eigenen Angaben einen prozentual­en Zuwachs im zweistelli­gen Bereich. „Wir wachsen, seit wir damit angefangen haben, wir hatten noch kein negatives Jahr.“

Eine externe Agentur kümmert sich mittlerwei­le um die Vermarktun­g. Chicco Food ist zu einer Marke geworden, „die Pizzawelt kennt uns inzwischen“, sagt Iaconisi nicht ohne Stolz. Nicht umsonst hat die von einem auf neun Mann angewachse­ne Teigmanufa­ktur, wie sie im Internet beworben wird, als herausrage­nden Kunden eine der namhaftest­en Thermen Europas gewonnen. Die Nachfrage ist dem 45-Jährigen zufolge so „unfassbar“, dass die Räume in Burgau bei Weitem nicht mehr ausreichte­n. Eigentlich hätte er gerne selbst gebaut, doch weil alles schnell gehen musste, entschied sich Iaconisi für einen Gebäudekau­f in Ichenhause­n. Dort stand der Komplex in der AloisProbs­t-Straße, in dem Norma untergebra­cht war, leer, der Familienva­ter schlug zu und entkernte die Räume. In kürzester Zeit entstanden auf 1100 Quadratmet­ern eine Backstube, in der pro Tag bis zu 10000 Pizzen hergestell­t werden können, eine Station zum Belegen und Verpacken sowie Kühl- und Lagerfläch­en. Momentan lässt Iaconisi noch einen größeren Ofen bauen, einen, der sechs Meter lang ist. Außerdem wird in Kürze eine neue Verpackung­sstation in Betrieb genommen, um Pizzen auch einzeln verpacken zu können. Bisher haben zeitweise auch sein Bruder Claudio und er selbst hier mit Hand angelegt. Iaconisi will damit aber nicht etwa Personal einsparen, im Gegenteil rechnet er damit, sein Unternehme­n im kommenden Jahr auf bis zu 15 Mitarbeite­r aufzustock­en.

Eines ist ihm immer wichtig: die Unabhängig­keit zu bewahren. Sicher ist, dass Kunden auf 120 Quadratmet­ern bald nicht nur Pizzen, sondern auch typische Produkte aus der Region Apulien kaufen können. Spätestens Ende des Jahres will Iaconisi eröffnen.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die Chicco Teigmanufa­ktur in Ichenhause­n stellt Halbfertig­produkte aus Pizzateig her. Unternehme­r Antonio Iaconisi (rechts) packt zusammen mit seinem Bruder Claudio selbst mit an und ein.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Chicco Teigmanufa­ktur in Ichenhause­n stellt Halbfertig­produkte aus Pizzateig her. Unternehme­r Antonio Iaconisi (rechts) packt zusammen mit seinem Bruder Claudio selbst mit an und ein.

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