Augsburger Allgemeine (Land West)
Die große Zirkusshow in der Staudenlandhalle
Beim TV Willmatshofen wollen immer mehr Sportler mitmachen. Bei einer Vorführung ist zu erkennen, warum
Mitgliederschwund vom Gesangsverein bis zur Gewerkschaft? Mangelnde Bindungslust der jüngeren Generationen? Nicht beim TV Willmatshofen. Hier ist die Mitgliederzahl in den vergangenen knapp zehn Jahren von 400 auf nun bald 900 gestiegen. Mehr als die Hälfte von ihnen ist auch jede Woche aktiv. Doch einfach sei es nicht, diese zu halten und zum aktiven Mitmachen zu bewegen, bestätigte der Vorsitzende des Turnvereins, Wolfgang Angerer. Er sagte dies an dem Abend, an dem er eine Stunde zuvor geschätzte 500 Zuschauer auf den gedrängt voll besetzten Rängen in der Staudenlandhalle in Fischach begrüßt hatte. Sie alle waren gekommen, um das Angebot und die Leistungsfähigkeit des Vereins zu erleben.
Mit Angeboten, die der Verein zunehmend in Richtung Fitness und Gesundheit ausdehnte, traf er offenbar genau den Nerv in der Bevölkerung. Mit den Mitgliedern stieg auch die Vielfalt der Kurse. Unter dem Motto „Zirkusshow“zeigten die Abteilungen und Gruppen jetzt, was sie zu bieten haben. Kaum jemand konnte sich dem Zauber entziehen, den die Kulisse schon beim Betreten der Halle entfaltete. Gestaltet war sie als Manege im Zirkuszelt. Augenblicklich verstummten die vielen Kinderstimmen, als der Zirkusdirektor alias Roland Wendler den schwarzen Vorhang beiseiteschob. Ab jetzt führte der Maestro durch das Programm mit dem Ruf: „Manege frei!“Zunächst startete ein Flohzirkus der Kleinsten aus der Gruppe „Eltern-Kind-Turnen“mit Klettern, Rutschen und Hüpfen an verschiedenen Turngeräten.
Nach einem Riesenapplaus für die Mädchen der Kindertanzgruppe eins mit Tänzen aus Russland waren die drei- bis vierjährigen Turntiger an der Reihe. Kaum aus dem Käfig, schlichen, balancierten und sprangen sie wie richtige kleine Wildkatzen zur Freude ihrer „Dompteurinnen“Hanna, Alina und Nicole.
Doch nicht nur die jungen Turner können springen. Es folgte mit dem Motto „Magic Fingers“ein großer Sprung: Die „Gruppe 60+ und fit“zauberte – unter Schwarzlicht: Nur die weißen Hände (Handschuhe) und Füße (Socken) waren sichtbar für die Augen der Zuschauer. Großes Raunen bei der Meldung, dass diese „Erfahrensten“schon seit 27 Jahren von Marlies Schenk angelei- tet werden und auch schon im Fernsehen zu sehen waren.
Und dann wurde es richtig gefährlich: „Bitte bewahren Sie Ruhe und bewegen Sie sich nicht ruckartig“, mahnte Zirkusdirektor Roland Wendler, als die fünf- bis sechsjährigen „Löwen“losgelassen wurden. Zum Glück ließen sie sich nach ihren Kunststücken von ihren Dompteuren Monika und Janik mit Gummibärchen beruhigen.
Auch die Mädchen und Jungs der älteren Jahrgänge konnten mit ihren Vorführungen von „Lass die Puppen tanzen“und „Cancan“bis zu Sprüngen auf dem Großtrampolin das Publikum bis zur Pause in Atem halten. Anspruchsvoll ging es danach weiter mit akrobatischen Leistungen, die die Gruppe „Bodenund Geräteturnen“auf dem neuesten Sportgerät, dem Airtreck, vorführte. Die Choreografie für ihren glamourösen Auftritt hatten die Girls der Kindertanzgruppe drei zusammen mit Helena Schmid selbst entworfen und einstudiert.
Was dann folgte, darf getrost als ein Highlight des Abends bezeichnet werden: Die Gruppe „Großtrampolin Wettkampf“zeigte unter dem Motto „Nach den Sternen greifen“, was mit und auf diesem Gerät alles möglich ist: Akrobatik, Synchronspringen, spektakuläre Einzelsprünge, Doppelsalto und Schraube.
Wieder auf dem Boden angekommen, steppte nun die AerobicGruppe mit Manu Seitz. Dann war die Manege frei für die TaekwondoGruppe, trainiert von Martin Stutzmüller, Träger des 2. Dan. Groß und Klein übten gemeinsam Verteidigungstechniken, Koordination und Kondition. Unter dem Zauberwort Ying & Yang führten sie Bewegungskunststücke vor, die zum Einklang von Geist und Körper führen sollen. Großer Beifall wurde an- schließend auch der Badminton-Jugendgruppe gezollt. Sie absolvierte hier in der Staudenlandhalle ein Heimspiel, während die engagierte Hobbygruppe weiterhin zu Hause in der Halle in Willmatshofen trainiert.
Aber nun neigte sich der Abend dem Ende entgegen: Zu einem Mix aus lateinamerikanischen und internationalen Rhythmen feuerte der brasilianische Paradiesvogel Marlitu seine Zumba-Fitness-Brasil-Gruppe zu mitreißenden Tänzen verschiedener Stilrichtungen an.
Begeisterung war wohl ein Zauberwort dieses Abends; sie war spürbar bei jedem Akteur, nicht nur auf, sondern auch neben und hinter der Bühne. Dafür dankte der Vorsitzende allen seinen Helfern, die sich nicht nur an diesem Abend, sondern das ganze Jahr über im Verein etwa als Abteilungsleiter oder Übungsleiter an vielen Stellen ehrenamtlich engagieren.