Augsburger Allgemeine (Land West)
Fuchs erfreut Schwabmünchen
Ein 36-jähriger Mann geht ungewöhnlichem Hobby nach
Wenn Alex in der Öffentlichkeit herumläuft, ist er ein Fußgänger unter vielen. Normale Statur, normale Kleidung – ein Mann, der in der Menge nicht auffällt. Doch das ist nicht immer so. Der 36-jährige Schwabmünchner steht in seiner Freizeit immer wieder im Mittelpunkt. Nämlich dann, wenn er als überdimensionaler Fuchs auf zwei Beinen unterwegs ist. Dass er damit am vergangenen Freitag einen Polizeieinsatz ausgelöst hat, war nicht beabsichtigt, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt.
Alex, so nennt sich der Schwabmünchner, hat sich an diesem Tag als Fuchs verkleidet und ist durch Schwabmünchen gelaufen. Sein Ziel: Er möchte der Welt etwas geben, das ihr fehlt. Und seiner Meinung nach sind das glückliche Gesichter: „Die Welt ist grau und trüb. Ich möchte, dass die Menschen mehr Freude haben und mit einem lächelnden Gesicht herumlaufen.“Deswegen sei er, wie in der Vergangenheit auch schon geschehen, in Schwabmünchen unterwegs gewesen. Dabei versuche er, keinesfalls aufdringlich zu wirken. Falls ihn jemand fotografieren möchte, könne er das gerne tun. Viele Menschen würden gerne ein Selfie mit ihm machen, sagt Alex. Andere wollen ihn drücken, mit ihm kuscheln, sogar ein Fuchs-Bussi hat er schon verteilt. Aber nur, wenn das die Passanten von ihm fordern, betont der Schwabmünchner. Dass es trotzdem zu einem Polizeieinsatz seinetwegen gekommen ist, ist Alex beziehungsweise Sunny – so nennt er sich als Fuchs – unangenehm.
Er betrat zuvor eine Schwabmünchner Bank und ging nach wenigen Sekunden sofort wieder hinaus. Der schockierte Blick des Angestellten habe ihn die Flucht antreten lassen, sagt Alex. Mit etwas Abstand bezeichnet er die Aktion in der Bank als „Dummheit“, die er nie wieder machen würde. Er habe sich am selben Tag in zivil bei der Bank gemeldet und sich für den Vorfall entschuldigt. Zuvor kontrollierte ihn eine Polizeistreife am Schrannenplatz. Dass Alex beziehungsweise Sunny seine Maske nicht bei der ersten Aufforderung abnahm, hat einen einfachen Grund: „Wenn man den Kopf in der Öffentlichkeit abziehen muss, ist das nicht toll. Das zerstört die ganze Illusion“, sagt der Schwabmünchner.
Denn gerade bei Kindern komme es auf diese Illusion an. Deswegen spricht Sunny auch nicht, sondern verständigt sich mit Gesten und durch Geräusche. Da er immer wieder nach seinem Namen gefragt wurde, ist sein Fuchskostüm um ein Halstuch erweitert worden – darauf steht in grünen Buchstaben Sunny. Dass sein Kostüm, das in Fachkreisen Fursuit genannt wird, nicht komplett realistisch ist, sei Absicht. Die grüne Frisur des Fuchses soll zeigen, dass Alex auch im normalen Leben ein bisschen verrückt ist. Denn sich für ein Tierkostüm zu entscheiden sei ein langer Prozess. Alex hat sich für einen Fuchs entschieden, da sowohl er als auch die Tiere schüchtern, zugleich aber auch neugierig seien.
In Deutschland gibt es etwa 25 000 Menschen, die der Furry-Bewegung zugeschrieben werden. Die Szene ist in der Region sehr überschaubar, etwa 25 Personen sollen zu ihr gehören. Die meisten „Furries“sind junge Männer im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Dass sie ihr Kostüm in der Öffentlichkeit ablegen, kommt für die meisten nicht infrage. Günstig ist der plüschige Spaß nicht – die Fursuits kosten zwischen 1000 und 5000 Euro. Sie werden speziell angefertigt und bestehen aus Kopf, Schwanz, Händen und Füßen sowie Body. Dieser fehlt dem Schwabmünchner Fuchs noch.
Das größte Problem der Kostüme sei aber nicht das Geld, sondern die Hitze. „Sobald es über zehn Grad hat, wird es sehr heiß in dem Fursuit, und der Schweiß läuft einem runter“, sagt Alex. Doch das nehme er für strahlende Kinderaugen gerne in Kauf. Der Schwabmünchner grenzt die Furries von Horrorclowns ab, die in gruseligen Kostümen andere Menschen erschrecken wollen: „Ich möchte keine Angst verbreiten. Wir Furries sind nicht böse.“Als Alex seinen Fuchskopf aufsetzt, ist das Gespräch beendet. Er winkt zum Abschied und läuft nach Hause – wo das ist, das ist genau wie sein richtiger Name geheim.