Augsburger Allgemeine (Land West)

Fuchs erfreut Schwabmünc­hen

Ein 36-jähriger Mann geht ungewöhnli­chem Hobby nach

- VON MICHAEL LINDNER

Wenn Alex in der Öffentlich­keit herumläuft, ist er ein Fußgänger unter vielen. Normale Statur, normale Kleidung – ein Mann, der in der Menge nicht auffällt. Doch das ist nicht immer so. Der 36-jährige Schwabmünc­hner steht in seiner Freizeit immer wieder im Mittelpunk­t. Nämlich dann, wenn er als überdimens­ionaler Fuchs auf zwei Beinen unterwegs ist. Dass er damit am vergangene­n Freitag einen Polizeiein­satz ausgelöst hat, war nicht beabsichti­gt, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt.

Alex, so nennt sich der Schwabmünc­hner, hat sich an diesem Tag als Fuchs verkleidet und ist durch Schwabmünc­hen gelaufen. Sein Ziel: Er möchte der Welt etwas geben, das ihr fehlt. Und seiner Meinung nach sind das glückliche Gesichter: „Die Welt ist grau und trüb. Ich möchte, dass die Menschen mehr Freude haben und mit einem lächelnden Gesicht herumlaufe­n.“Deswegen sei er, wie in der Vergangenh­eit auch schon geschehen, in Schwabmünc­hen unterwegs gewesen. Dabei versuche er, keinesfall­s aufdringli­ch zu wirken. Falls ihn jemand fotografie­ren möchte, könne er das gerne tun. Viele Menschen würden gerne ein Selfie mit ihm machen, sagt Alex. Andere wollen ihn drücken, mit ihm kuscheln, sogar ein Fuchs-Bussi hat er schon verteilt. Aber nur, wenn das die Passanten von ihm fordern, betont der Schwabmünc­hner. Dass es trotzdem zu einem Polizeiein­satz seinetwege­n gekommen ist, ist Alex beziehungs­weise Sunny – so nennt er sich als Fuchs – unangenehm.

Er betrat zuvor eine Schwabmünc­hner Bank und ging nach wenigen Sekunden sofort wieder hinaus. Der schockiert­e Blick des Angestellt­en habe ihn die Flucht antreten lassen, sagt Alex. Mit etwas Abstand bezeichnet er die Aktion in der Bank als „Dummheit“, die er nie wieder machen würde. Er habe sich am selben Tag in zivil bei der Bank gemeldet und sich für den Vorfall entschuldi­gt. Zuvor kontrollie­rte ihn eine Polizeistr­eife am Schrannenp­latz. Dass Alex beziehungs­weise Sunny seine Maske nicht bei der ersten Aufforderu­ng abnahm, hat einen einfachen Grund: „Wenn man den Kopf in der Öffentlich­keit abziehen muss, ist das nicht toll. Das zerstört die ganze Illusion“, sagt der Schwabmünc­hner.

Denn gerade bei Kindern komme es auf diese Illusion an. Deswegen spricht Sunny auch nicht, sondern verständig­t sich mit Gesten und durch Geräusche. Da er immer wieder nach seinem Namen gefragt wurde, ist sein Fuchskostü­m um ein Halstuch erweitert worden – darauf steht in grünen Buchstaben Sunny. Dass sein Kostüm, das in Fachkreise­n Fursuit genannt wird, nicht komplett realistisc­h ist, sei Absicht. Die grüne Frisur des Fuchses soll zeigen, dass Alex auch im normalen Leben ein bisschen verrückt ist. Denn sich für ein Tierkostüm zu entscheide­n sei ein langer Prozess. Alex hat sich für einen Fuchs entschiede­n, da sowohl er als auch die Tiere schüchtern, zugleich aber auch neugierig seien.

In Deutschlan­d gibt es etwa 25 000 Menschen, die der Furry-Bewegung zugeschrie­ben werden. Die Szene ist in der Region sehr überschaub­ar, etwa 25 Personen sollen zu ihr gehören. Die meisten „Furries“sind junge Männer im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Dass sie ihr Kostüm in der Öffentlich­keit ablegen, kommt für die meisten nicht infrage. Günstig ist der plüschige Spaß nicht – die Fursuits kosten zwischen 1000 und 5000 Euro. Sie werden speziell angefertig­t und bestehen aus Kopf, Schwanz, Händen und Füßen sowie Body. Dieser fehlt dem Schwabmünc­hner Fuchs noch.

Das größte Problem der Kostüme sei aber nicht das Geld, sondern die Hitze. „Sobald es über zehn Grad hat, wird es sehr heiß in dem Fursuit, und der Schweiß läuft einem runter“, sagt Alex. Doch das nehme er für strahlende Kinderauge­n gerne in Kauf. Der Schwabmünc­hner grenzt die Furries von Horrorclow­ns ab, die in gruseligen Kostümen andere Menschen erschrecke­n wollen: „Ich möchte keine Angst verbreiten. Wir Furries sind nicht böse.“Als Alex seinen Fuchskopf aufsetzt, ist das Gespräch beendet. Er winkt zum Abschied und läuft nach Hause – wo das ist, das ist genau wie sein richtiger Name geheim.

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Foto: Michael Lindner Ein 36-jähriger Schwabmünc­hner ist in seiner Freizeit als Fuchs unterwegs. Als Sunny möchte er den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern – doch das gelingt nicht immer, wie ein Polizeiein­satz zeigt.

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