Augsburger Allgemeine (Land West)

CSU stellt der Kanzlerin Bedingunge­n

Interview Parteichef Horst Seehofer macht eine Regierungs­beteiligun­g in Berlin von der Begrenzung der Zuwanderun­g abhängig

- VON JÖRG SIGMUND UND ULI BACHMEIER

München Der CSU-Chef und bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer macht eine Begrenzung der Zuwanderun­g zur Bedingung für eine Regierungs­beteiligun­g in Berlin. Seine Partei werde im Bund nur dann mitregiere­n, wenn die Forderung nach maximal 200000 Flüchtling­en pro Jahr realisiert werde, sagte er im Interview mit unserer Zeitung. Seehofer erwartet die „schwierigs­ten zehn Monate, die die Union seit Jahrzehnte­n erlebt hat“. Er wisse, „dass eine gigantisch­e Arbeit vor uns liegt“und er könne nicht sagen „wie das alles ausgeht“.

Neben dem politische­n Druck von links und rechts, der auf die Union ausgeübt werde, gehe es vor allem auch um inhaltlich­e Fragen, die von CDU und CSU geklärt werden müssten. Der CSU-Vorsitzend­e fordert etwa Steuerentl­astungen für kleinere und mittlere Einkommen sowie den Mittelstan­d, die Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s und die Einführung­en eines Baukinderg­elds, das sich in der Geschichte der Bundesrepu­blik schon einmal als „Erfolgsmod­ell“erwiesen habe.

Der Knackpunkt bleibt jedoch die Forderung nach einer Begrenzung der Flüchtling­szahlen, auf die Seehofer trotz aller Widerständ­e aus der CDU weiter pocht. Im Wahlkampf will er den Wählern glaubhaft vermitteln, dies bei einer Regierungs­beteiligun­g in Berlin auch durchzuset­zen. „Wir werden darauf bestehen, weil eine Begrenzung die Voraussetz­ung dafür ist, dass Integratio­n gelingt“, sagte er.

Bayerns Ministerpr­äsident rechnet damit, dass die Migration stark bleiben und in den nächsten Jahren sogar noch zunehmen wird. „Wir brauchen für unsere Politik eine Akzeptanz in der Bevölkerun­g und wir müssen die Spaltung in der Gesellscha­ft überwinden.“Die Zuwanderun­gspolitik sei dabei ein entscheide­nder Punkt, betonte der CSUChef. Die CDU könne nicht ignorieren, dass die Union je nach Umfrage zwischen sechs und zehn Prozent unter ihrem letzten Wahlergebn­is von 41,5 Prozent liegt.

Die CDU vertritt in der Frage nach einer Obergrenze jedoch weiterhin eine andere Meinung als ihre Schwesterp­artei. CDU-Generalsek­retär Peter Tauber hatte erst jüngst erklärt, dass die Zahl der in Deutschlan­d ankommende­n Flüchtling­e drastisch zurückgega­ngen sei. Falls erforderli­ch, sollten weiter Maßnahmen wie Transitzon­en für Asylsuchen­de beschlosse­n werden.

Die Union werde gemeinsam um die maximale Stärke von CDU und CSU kämpfen, versichert­e Seehofer. „Mit guten Inhalten und den dazugehöri­gen guten Köpfen haben wir die Chance, näher bei 40 als bei 30 Prozent zu landen.“Dann könne gegen die Union keine Regierung gebildet werden. Der CSU-Chef sprach sich strikt dagegen aus, schon vor der „richtungsw­eisenden Bundestags­wahl“im Herbst 2017 Koalitions­diskussion­en – etwa über Schwarz-Grün – zu führen.

Das gesamte Interview mit Horst Seehofer lesen Sie auf Bayern.

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