Augsburger Allgemeine (Land West)

Düstere Aussichten auf der Insel

Britische Regierung senkt Prognose für Wachstum

- VON KATRIN PRIBYL

London

Philip Hammond hatte in den vergangene­n Monaten keinen leichten Stand in Großbritan­nien. Das lag nicht nur daran, dass er sich vor dem Referendum über die EUMitglied­schaft für den Verbleib in der Gemeinscha­ft ausgesproc­hen hat, sondern vor allem an seinem Posten als Finanzmini­ster, den er seit dem Brexit-Votum innehat.

Er weiß um die Risiken, die ein harter Bruch mit Brüssel birgt. Er weiß auch, wie es wirklich um die Finanzen des Königreich­s steht. All das führte dazu, dass der Realist Hammond, der wegen seiner Detailvers­essenheit auch „Tabellen-Phil“genannt wird, nicht in den Jubelkanon einstimmte, den viele BrexitBefü­rworter seit dem Volksentsc­heid voller Optimismus singen.

Vorsichtig versuchte er, das Volk auf weniger euphorisch­e Nachrichte­n einzustell­en. Gestern musste er dann liefern: Hammond stellte seinen ersten Haushaltsp­lan als Schatzkanz­ler vor. Und wie von vielen erwartet, fällt der wirtschaft­liche Ausblick negativ aus: weniger Wachstum, dafür mehr Schulden und höhere Preise. Die konservati­ve Regierung geht für das kommende Jahr von einem deutlich geringeren Wirtschaft­swachstum aus als vorhergesa­gt. Als Folge aus dem äußerst knappen Brexit-Votum rechnet Hammond nur noch mit einem Plus von 1,4 Prozent für 2017 und 1,7 Prozent für 2018. Im März hatten die Schätzunge­n für das nächste Jahr noch bei 2,2 Prozent gelegen. Doch nach der Volksabsti­mmung ist der Kurs des Pfunds stark gefallen, die Inflation hat sich beschleuni­gt. Das bedeutet: Die Verbrauche­r können sich weniger leisten.

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