Augsburger Allgemeine (Land West)
Düstere Aussichten auf der Insel
Britische Regierung senkt Prognose für Wachstum
London
Philip Hammond hatte in den vergangenen Monaten keinen leichten Stand in Großbritannien. Das lag nicht nur daran, dass er sich vor dem Referendum über die EUMitgliedschaft für den Verbleib in der Gemeinschaft ausgesprochen hat, sondern vor allem an seinem Posten als Finanzminister, den er seit dem Brexit-Votum innehat.
Er weiß um die Risiken, die ein harter Bruch mit Brüssel birgt. Er weiß auch, wie es wirklich um die Finanzen des Königreichs steht. All das führte dazu, dass der Realist Hammond, der wegen seiner Detailversessenheit auch „Tabellen-Phil“genannt wird, nicht in den Jubelkanon einstimmte, den viele BrexitBefürworter seit dem Volksentscheid voller Optimismus singen.
Vorsichtig versuchte er, das Volk auf weniger euphorische Nachrichten einzustellen. Gestern musste er dann liefern: Hammond stellte seinen ersten Haushaltsplan als Schatzkanzler vor. Und wie von vielen erwartet, fällt der wirtschaftliche Ausblick negativ aus: weniger Wachstum, dafür mehr Schulden und höhere Preise. Die konservative Regierung geht für das kommende Jahr von einem deutlich geringeren Wirtschaftswachstum aus als vorhergesagt. Als Folge aus dem äußerst knappen Brexit-Votum rechnet Hammond nur noch mit einem Plus von 1,4 Prozent für 2017 und 1,7 Prozent für 2018. Im März hatten die Schätzungen für das nächste Jahr noch bei 2,2 Prozent gelegen. Doch nach der Volksabstimmung ist der Kurs des Pfunds stark gefallen, die Inflation hat sich beschleunigt. Das bedeutet: Die Verbraucher können sich weniger leisten.