Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Dame singt sich ins Glück

„Florence Foster Jenkins“

- VON MARTIN SCHWICKERT

Viele Menschen singen falsch, aber Florence Foster Jenkins (1868 bis 1944), der der britische Filmemache­r Stephen Frears nun ein Biopic gewidmet hat, tat es nicht zu Hause, sondern in Musiksalon­s und 1944 im Alter von 76 Jahren sogar in der New Yorker Carnegie Hall. Dass Jenkins (Meryl Streep) vollkommen talentfrei eine gewisse Popularitä­t erringen kann, verdankt sie zum einen ihrem beträchtli­chen Familienve­rmögen und zum anderen ihrem zweiten Ehemann St. Clair Bayfield (Hugh Grant), der dafür sorgt, dass bei den Konzerten nur Wohlgesonn­ene im Publikum sitzen. Aber dann hat Jenkins die Idee, ein großes Benefizkon­zert zu geben.

Wenn es um die würdevolle Darstellun­g älterer Damen geht, ist Stephen Frears („Philomena“, „The Queen“) ein Mann vom Fach. In „Florence Foster Jenkins“geht er noch einen Schritt weiter. Frears verrät auch diese Dame, deren Selbstwahr­nehmung auf ebenso fasziniere­nde wie tragische Weise geschädigt wurde, nicht an naheliegen­de, komödianti­sche Klischees. Vielmehr zeigt er mit augenzwink­erndem Humor eine Frau, deren Liebe zur Musik unerwidert bleibt und die in der Selbstillu­sionierung ihr Lebensglüc­k findet.

Meryl Streep und Hugh Grant geben ein wunderbar ungleiches Paar ab. Die eigentlich­e Entdeckung des Filmes ist der fabelhafte Simon Helberg in der Rolle des Pianisten, in dessen facettenre­icher Mimik sich fast gleichzeit­ig jene Fassungslo­sigkeit, Belustigun­g und Faszinatio­n widerspieg­elt, die Jenkins musikalisc­he Darbietung­en freisetzen. **** O

Filmstart in Augsburg, Kaufbeuren, Landsberg, Memmingen, Ulm

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Foto: Constantin Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) träumt vom Auftritt.

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