Augsburger Allgemeine (Land West)

Brauchen wir ein Römisches Museum?

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Das Römische Museum ist ein Sorgenkind der Stadt Augsburg. Natürlich haben die Römer vor 2000 Jahren viel zurückgela­ssen. (Was lassen wir heute schon zurück? Naja, im Sommer den Müll am Badesee und im Winter die Handschuhe am Bankschalt­er …) Die Römer ließen bekanntlic­h auch ihre ganze niedere Beamtensch­aft, die sogenannte­n „miserabili“in der Provinzhau­ptstadt zurück, die sich dann mit den Ureinwohne­rn vermischte­n. So entstand aus der Mischung „miserabili“und „provinziab­ili“der heutige Augsburger: kloi, gstumpet, knickrig.

Deshalb stelle ich an dieser Stelle die Frage: Brauchen wir wirklich ein Römisches Museum? Cui bono? (Für Nicht-Lateiner: Wem nützt es?) Warum sollen wir auf Tonscherbe­n, zerbrochen­e Gefäße und Pferdeköpf­e aus Bronze starren? „Glotzt nicht so romantisch!“, hat unser Brecht schon vor Jahrzehnte­n gesagt. Ihm war ein Betrachten ohne Folgen ein Gräuel.

Sind unsere Bildschirm­augen und unser Smartphone-Hirn überhaupt noch aufnahmefä­hig für die Geschichte? Können wir mehr als die High-Tech-Zukunft wahrnehmen? Vielleicht wäre ein Museum über die amerikanis­che Besatzungs­zeit (der Autor ist kein „Identitäre­r“!) von 1945 bis 1995 ja viel interessan­ter als ein Römisches Museum. Die Amerikaner gibt es noch. Ob die Italiener, die nicht einmal ihren Müll entsorgen können, noch etwas mit ihren Ahnen zu tun haben – wir wissen es nicht.

Ach ja, das „Römerle“gibt es noch (wenn auch nicht in allen Bäckereien) und in einigen Haushalten wohl auch noch den Römertopf. Aber der wird jetzt auch sukzessive durch den Thermomix ersetzt.

*** An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach
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