Augsburger Allgemeine (Land West)
Du und dein Smartphone
Bildung Warum schon Kindergartenkinder wissen sollen, dass ein Film ein Film ist und nicht die Wirklichkeit. Und was moderne Medien mit Schule und einem Projekt des Landkreises zu tun haben
Landkreis Augsburg Lesen, Rechnen, Schreiben, dazu Physik, Chemie und Englisch: Das lernen Kinder und Jugendliche in der Schule. Doch eine Sache kommt nach deutschlandweiten und internationalen Untersuchungsergebnissen in ganz Deutschland zu kurz: Die Medienbildung. Eine internationale Studie spricht sogar davon, dass sich durch die unzureichende Kompetenz im Umgang mit Informationen, die über die verschiedensten Kanäle zu den Jugendlichen gelangen, Bildungsnachteile für sie ergeben.
Das will der Landkreis Augsburg jetzt ändern. Wie bereits alle Landkreise und Städte in Schwaben ist er eine ausgezeichnete Bildungsregion. Einen Schwerpunkt setzt der Landkreis deshalb nun auf die Medienbildung. Konkret wird dieses Vorhaben bereits im Projekt „Virtuelle Welt“, welches das Amt für Jugend und Familie im Landkreis Augsburg angestoßen hat. „Bei uns wurden immer wieder Referenten angefragt, die in Schulen über die Gefahren oder Anforderungen im Umgang mit Medien auf die Kinder zukommen können“, berichtet die Fachbe- reichsleiterin für Jugendbildung, Doris Stuhlmiller, jetzt auf einer Pressekonferenz.
Und deshalb hat das Amt die Ausgangslage einfach umgekehrt und macht den Schulen ein Angebot. Für den Landkreis Augsburg hat Dr. Dominik Neumann, der an der Universität Augsburg am PädagogikLehrstuhl an der Qualitätsoffensive der Lehrerbildung arbeitet, mit einem Projekt zur Medienbildung beauftragt. Herausgekommen ist ein modulares Programm, das in den Schulen je nach Interessen der Schüler und Jahrgangsstufen eingesetzt werden kann. Und zwar nicht von einem Referenten, sondern über ein interaktives Computerprogramm. Dabei sehen die Kinder und Jugendlichen kurze Filme, lesen Texte und müssen schließlich Fragen beantworten.
Etwa 500 Schüler in den siebten Klassen an neun Landkreisschulen verschiedener Schularten haben das Konzept schon ausprobiert, in diesem Jahr soll es mit den achten Klassen weitergehen. Das Medienbildungskonzept sei dabei nicht an ein bestimmtes Unterrichtsfach gebunden, erläutert Dominik Neumann, sondern könne im Mathematik-Un- terricht genauso vermittelt werden wie in Deutschstunden. „Wichtig ist, dass die Lehrkräfte sich ebenfalls dem Thema nähern“, sagt er.
Die Inhalte sollen dabei einmal in der fünften Jahrgangsstufe von der technischen Funktion über das Entstehen von Nachrichten im Internet bis zum Verständnis reichen, weshalb man sich von Computerspielen könnten schon die ganz Kleinen beim Erstellen von kleinen Filmen lernen, wie Bilder überhaupt in Bewegung kommen und wo die Grenze zwischen einem Film und der Realität liegt.
Gleichzeitig hört Medienbildung nicht an der Schultür auf. So ist die Stadt Königsbrunn im Moment dabei, mit Hilfe des Landratsamtes sämtliche Angebote in ihrer Stadt, die es zu diesem Themenbereich gibt, zu bündeln und dann auch allen Interessierten anzubieten, erklärt Stefanie Mögele von der Stelle für Medienpädagogik im Landratsamt. „Eine erste Erkenntnis ist, dass die Eltern erreicht werden müssen, wenn die Kompetenz der Kinder gestärkt werden soll. Außerdem müssen Kinder in ihrer Selbstreflexion gestärkt werden“, so Mögele.
Eine solch umfassende Medienbildung – die gibt es in ganz Deutschland noch nicht – ist man im Landratsamt überzeugt. Die Zielsetzung ist dabei klar: Wer über eine größere Bildung im Umgang mit Neuen Medien verfügt, der hat es leichter, sich in der modernen Gesellschaft zurechtzufinden, und hat am Ende auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.