Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Ferienhaus für Jugendlich­e aus der Stadt

Umbau In Fischach-Itzlishofe­n stand der Abriss eines älteren Wohnhauses schon lange fest. Warum jetzt alles anders kommt

- VON JANA TALLEVI

Fischach Itzlishofe­n

Die Geschichte dieses Hauses schien seit 30 Jahren fest besiegelt. Es starb sein Bewohner, dann sollte es abgerissen werden. So hatte es das Landratsam­t Augsburg damals angeordnet. Und doch kommt es jetzt anders: Das Haus kann stehen bleiben – doch nur, weil benachteil­igte Kinder und Jugendlich­e von ihm profitiere­n werden. Die Augsburger St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe will aus ihm eine Freizeit- und Ferienunte­rkunft machen. Der Fall des kleinen Häuschens im Fischacher Ortsteil Itzlishofe­n begleitet Bürgermeis­ter Peter Ziegelmeie­r, seit er Mitte der Achtzigerj­ahre erstmals in den Gemeindera­t einzog. „Das Haus war eindeutig nicht zulässig errichtet worden“, erinnert sich Ziegelmeie­r. Eine Abrissanor­dnung folgte. Dennoch setzte sich der Gemeindera­t beim Landratsam­t für den Erhalt des Hauses ein, immerhin war es das Zuhause eines Mitbürgers. Am Ende sollte der Besitzer dort zeit seines Lebens wohnen bleiben dürfen, danach müsste das Haus aber weg, so das Zugeständn­is des Landratsam­tes damals.

Doch es kam anders: Der Bewohner starb zunächst nicht, sondern zog in ein Altenheim um. Inzwischen hatte die Gemeinde Fischach den Plan gefasst, das Haus zu kaufen und für einen sozialen Zweck zu vermieten. Dafür hatte die Gemeinde bereits Kontakt mit der St.-Gregor-Jugendhilf­e aufgenomme­n, die im Landkreis unter anderem Familienbü­ros unterhält oder für die Jugendsozi­alarbeit an Schulen zuständig ist. Sollte die Gemeinde dazu noch den Flächennut­zungsplan wie benötigt ändern, war das Landratsam­t auch damit einverstan­den, berichtet der Bürgermeis­ter. Doch es kam wieder anders. Einen Tag vor dem für den Verkauf vereinbart­en Termin beim Notar starb der Besitzer. Neue Verhandlun­gen mit dem Nachlassve­rwalter wurden nötig.

Inzwischen hatte sich der mögliche Mieter das Haus genau angeschaut und großen Gefallen an ihm gefunden. „Der Plan ist, dass Mutter-Kind-Gruppen oder Jugendlich­e, die in unseren Wohngruppe­n in Augsburg leben, dort mit dem Fahrrad hinfahren und zwei oder drei Tage übernachte­n können“, beschreibt der Geschäftsf­ührer der St. Gregor Jugendhilf­e, Otto Bachmeier. Die Bausubstan­z sei gut, nach ein paar Renovierun­gs- und Einrichtun­gsarbeiten könnten wohl schon im Frühjahr 2017 die ersten Gruppen mit ihren Betreuern kommen. Kurz: Die Organisati­on will das Gebäude am Waldrand nun selbst kaufen. Dem Bauantrag hat jetzt der Bauausschu­ss der Marktgemei­nde mehrheitli­ch zugestimmt, berichtet der Bürgermeis­ter. „Das passt zu uns“, ist er überzeugt. „Immerhin wollen wir ja eine kinder- und familienfr­eundliche Kommune sein.“

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