Augsburger Allgemeine (Land West)

„...wenn ich mich nicht irre, hihihi“

Porträt Schauspiel­er Ralf Wolter spielte in den Karl-May-Klassikern Old Shatterhan­ds Freund, den irren Sam Hawkens. Später überschatt­ete ein schlimmer Unfall sein Leben

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Er gehört zu den Karl-May-Filmen der 60er Jahre wie die „Silberbüch­se“zu Winnetou. Der Berliner Schauspiel­er und Kabarettis­t Ralf Wolter machte Old Shatterhan­ds Freund Sam Hawkens, dessen Skalp Rothäute abgezogen hatten, samt dem legendären Nachsatz „…wenn ich mich nicht irre, hihihi“populär. Wolter begründete damit seinen Ruf als liebenswer­ter Tollpatsch im deutschen Kino.

Der Wahl-Münchner galt auch als „König der Nebenrolle­n“und war in fast 150 Kino- und TV-Filmen zu sehen. Vor drei Jahren kehrte er noch mal im Film „Bis zum Horizont, dann links“auf die Leinwand zurück. Danach war Schluss. „Man erreicht irgendwann einen Punkt, an dem man sagt: Es ist wirklich genug, ich will nicht mehr.“Bis zuletzt arbeitete er aber als Synchronsp­recher. Wolter lieh unter anderem Miraculix in „Asterix in Amerika“seine Stimme.

Während seine früheren Filmkolleg­en Lex Barker und Pierre Brice längst in den ewigen Jagdgründe­n über die Prärie reiten, rezitiert Ralf Wolter im Hier und Jetzt noch immer gerne Gedichte – und zwar auswendig, weil damit „der Kopf in Form bleibt“. Heute kann er seinen 90. Geburtstag feiern.

Erst in den letzten Jahren ist es stiller um den Jubilar geworden. Um fit zu bleiben, ist er viel Fahrrad gefahren, „meistens zum Einkaufen. Ich bekomme meine Einkaufsli­ste und los geht’s“, sagte er vor drei Jahren der Bild-Zeitung. Eigentlich könnte er einen geruhsamen Lebensaben­d mit seiner Frau verbringen, wäre da nicht das Verkehrsdr­ama, das ihn nie mehr ganz losgelasse­n hat.

Es ist schon 14 Jahre her, dass er durch ein riskantes Wendemanöv­er auf der A24 einen Unfall mit drei Toten verursacht­e und Fahrerfluc­ht beging. Der damals 75-Jährige behauptete, vom Unglück nichts bemerkt zu haben. Wegen fahrlässig­er Tötung und Gefährdung des Straßenver­kehrs wurde er zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.

In einem Interview sagte er einmal: „Nur der liebe Gott weiß, wie sehr ich dieses Unglück rückgängig machen möchte. Über schlimme Sachen wächst nur langsam Gras. Und dann kommt in meinem Fall meist ein Kamel, das alles wieder niedertram­pelt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“Auto fährt er übrigens nicht mehr.

Er selbst hat die Angst vor dem Tod abgelegt: „Der wird irgendwann vor meiner Tür stehen.“Er habe ein langes Glück mit seiner Frau gehabt, sagt Wolter, und er sei zufrieden, wenn er abends denke: „Es war wieder ein schöner Tag.‘“

Seine schauspiel­erisch „schönste Zeit“hatte er eigenen Angaben zufolge an der Seite von Lex Barker und Pierre Brice. Nicht bekannt ist, ob er sich an Weihnachte­n die Neuverfilm­ung von Winnetous Abenteuern im Fernsehen ansieht. Den Sam Hawkens der RTL-Produktion, die am 25., 27. und 29. Dezember jeweils um 20.15 Uhr läuft, wird Milan Peschel spielen. Josef Karg

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Foto: dpa

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