Augsburger Allgemeine (Land West)
Im Gefängnis hat er „geheult wie ein Schlosshund“
Schon damals aber schmetterte er den Anhängern bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Mai 2014 entgegen: „Wenn ich zurückkehre, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war’s noch nicht.“Vier Wochen später rückte er in die Justizvollzugsanstalt Landsberg ein. Mittlerweile hat er seine finanzielle Schuld beglichen, rund 50 Millionen Euro inklusive Steuern an das Finanzamt überwiesen. Ende Februar 2016 wurde seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt.
Am Freitagabend nun kehrte er endgültig auf die große Bühne zurück. Schon als er sich den Mitgliedern im Audi Dome um 19.22 Uhr erstmals zeigte, gab es Standing Ovations. Später hallten noch lang gezogene „Uli“-Rufe durch die Halle. Ein Empfang, der ihn in seinem Entschluss bestätigt haben dürfte, wieder Präsident zu werden.
Hoeneß präsentierte sich äußerlich gefasst bei seinem ersten großen Auftritt vor den Bayern-Fans nach langer Zeit. In seiner neunminütigen Rede bedankte er sich mehrmals bei seinen beiden Familien. Seiner Frau Susi („hat gekämpft wie eine Löwin“) samt Kindern und Enkeln, wie auch dem FC Bayern. Schon während der Haftstrafe zog er Kraft aus der Anteilnahme der Mitglieder. Im Gefängnis habe er „geheult wie ein Schlosshund“, als er etliche der 5500 Fan-Briefe las, die ihm Mut machen sollten. Mut, den er benötigte. „Manchmal wusste ich nicht, wie es weitergehen soll“, berichtete er von dunklen Momenten. „Ich bitte Sie um eine zweite Chance und verspreche, dass ich alles tue, um die zu erfüllen“, wandte sich Hoeneß an die Fans, von denen nur 166 nicht für ihn votierten.
Obwohl er sich der Zustimmung seiner Anhänger sicher sein konnte, obwohl da dieses „Das war’s noch nicht“war, zog er sich mit seiner Frau Susi im Sommer einen Monat nach Südfrankreich zurück. Überdachte seine Entscheidung nochmals. Ins Wanken aber geriet der Entschluss nie. Hoeneß war überzeugt von der Idee, nochmals zu kandidieren, musste nur noch seiner Frau schlüssig erklären, weshalb er sich immer noch den Stress antun will. Seine Gattin aber hat am Ende „erkannt, dass ich nicht glücklich werde, wenn ich mit 64 in den absoluten Ruhestand gehe“, sagte Hoeneß gegenüber der Fußballzeitschrift Kicker.
Frau Hoeneß darf sich immerhin freuen, dass ihre häusliche Einrichtung keinen Schaden nimmt. Für den Fall, dass Hoeneß ablösefrei in den Ruhestand gewechselt wäre, kündigte Pep Guardiola an, würde der Ober-Bayer wohl „die Möbel auffressen“. Guardiola lieferte das schmackige Zitat der Süddeutschen Zeitung. Normalerweise redet er nicht exklusiv mit Medienvertretern. Geht es aber um Hoeneß, macht der stolze Katalane eine Ausnahme. Er habe es bedauert, HoeErwartungen neß wegen „der Umstände“während seiner dreijährigen Amtszeit beim FC Bayern nicht oft gesehen zu haben. Diese drei Jahre hätten aber ausgereicht, um zu erkennen, dass „es eine Essenz, eine Seele des FC Bayern gibt: Uli“.
Während der Klausur in Frankreich empfing die Seele des FC Bayern unter anderem Jupp Heynckes und Günter Netzer. Die alten Bande sind nie abgerissen. Im Gefängnis besuchten ihn zahlreiche Weggefährten wie Ottmar Hitzfeld. Mittlerweile hat sich Hoeneß sogar mit seinem alten Widersacher Willi Lemke ausgesprochen. Beide lieferten sich in den 80er und 90er Jahren heftige verbale Duelle. Hoeneß als Inbegriff des Kapitalismus gegen die rote Socke Lemke. Nun duzen sie sich.
Möglicherweise wird Hoeneß sein Wirken etwas anders anlegen als noch vor seiner Haftstrafe. „Ich werde mich noch viel stärker für die Kleinen einsetzen. Darin wird die entscheidende Veränderung des Uli Hoeneß bestehen“, sagte er schon vor der Jahreshauptversammlung. Dass er allzu altersmilde auftreten wird, müssen die Bayern-Fans nicht befürchten. Das deutliche Wort werde weiter sein Markenzeichen bleiben, kündigte der alte, neue Präsident an. „Die Fähigkeit, in klarer