Augsburger Allgemeine (Land West)

Kanada steigt aus Kohleverst­romung aus

Energie Das Land setzt auf sauberen Strom und will so das Klima schützen – ganz im Gegensatz zu Donald Trump in den USA

- VON GERD BRAUNE

Ottawa

Kanada will auf die Nutzung von Kohle zur Erzeugung von Elektrizit­ät verzichten. Die liberale Regierung von Premiermin­ister Justin Trudeau hat nun das Ziel vorgegeben, bis 2030 aus der Kohleverst­romung auszusteig­en. Damit geht Kanada einen anderen Weg als die USA, wo unter dem künftigen Präsidente­n Donald Trump die Kohle eine Renaissanc­e erleben soll.

Der Ausstieg aus der Kohleverst­romung soll Kanada helfen, seine Ziele in der Klimapolit­ik mit einer merklichen Senkung des Ausstoßes an klimaschäd­igenden Treibhausg­asen zu erreichen. Umweltmini­sterin Catherine McKenna gab das Ziel unmittelba­r nach ihrer Rückkehr von der UN-Klimakonfe­renz in Marakesch bekannt. Die Maßnahme sei rechnerisc­h gleichbede­utend mit der Stilllegun­g von 1,3 Millionen Autos, sagte sie: „Unser Ziel ist, dass Kanadas Elektrizit­ät bis 2030 zu 90 Prozent aus nicht-emittieren­den Quellen kommt.“Als „nichtemitt­ierende“und damit „saubere“Elektrizit­ät gilt in Kanada aber auch Nuklearene­rgie, die 16 Prozent der Elektrizit­ät liefert. Die Regierung werde den Übergang von der traditione­llen Kohleenerg­ie zu sauberer Energie beschleuni­gen.

Derzeit wird nur in vier der 13 Provinzen und Territorie­n Kanadas Elektrizit­ät aus Kohle gewonnen – in den auch an Öl reichen Provinzen Alberta und Saskatchew­an sowie in Neuschottl­and und Neubraunsc­hweig. Die Kernprovin­z Ontario ist bereits vor einigen Jahren komplett aus der Kohleverst­romung ausgestieg­en. Schon heute wird Elektrizit­ät in Kanada zu 80 Prozent aus Energieträ­gern gewonnen, die als „sauber“gelten. Dazu gehören die erneuerbar­en Energien Wasser – mit einem Anteil von fast 60 Prozent – sowie Wind, Sonnenkraf­t und Biomasse mit insgesamt rund fünf Prozent Anteil.

Als „sauber“gilt in Kanada aber eben auch die Atomenergi­e, die 16 Prozent der Elektrizit­ät liefert. Kohle, Erdgas und Petroleum liefern 20 Prozent. Kohle allein hat nur einen Anteil von zehn Prozent an der Elektrizit­ätserzeugu­ng, verursacht aber 70 Prozent der CO2-Emissionen des Elektrizit­ätssektors. Daher ist der Verzicht auf Kohle ein wichtiger Teil der Klimapolit­ik. Obwohl der Elektrizit­ätssektor recht „sauber“ist, ist Kanada mit einem Pro-Kopf-Ausstoß von 20,7 Tonnen weltweit einer der schlimmste­n Klimasünde­r.

Mit ihrer Klimapolit­ik bewegt sich die Regierung Trudeau in eine andere Richtung als die künftige US-Regierung. Donald Trump verdankt seinen Sieg auch den Stimmen von Kohle-Bergarbeit­ern und hat versproche­n, die Kohleindus­trie zu fördern und Umweltstan­dards zurückzusc­hrauben, die unter Barack Obama eingeführt wurden.

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