Augsburger Allgemeine (Land West)

Und dazwischen 8000 Kilometer

Porträt Sebastian Birkl tritt mit einem US-Rapper als Duo Yawl auf. Ihre Alben produziere­n sie auf ungewöhnli­che Weise

- VON FELICITAS MACKETANZ

Dot – eigentlich kennt man Sebastian „Basti“Birkl in der Musikszene unter diesem Namen. „Dot, der Name sollte etwas Kurzes, Einprägsam­es sein“, sagt der 33-Jährige. Vor etwa zehn Jahren kam er auf die Idee, sich als Künstler so zu nennen. Inzwischen hat Dot Zuwachs bekommen, musikalisc­h gesehen: Vor etwa zwei Jahren besuchte Birkl ein Konzert des Amerikaner­s Braden Smith, der sich als Rapper Ancient Mith nennt. Birkl und ein Kumpel waren die einzigen Gäste. Und wie es so ist, wenn der Rest des Konzertsaa­ls leer ist, kamen die jungen Männer ins Gespräch miteinande­r.

„Ich kannte den Namen von Ancient Mith und natürlich seine Musik. Wir haben dann vor Ort CDs voneinande­r ausgetausc­ht und ich dachte, mal schauen, was passiert.“Es passierte viel: Dieses Jahr war Dot zusammen mit Ancient Mith als Duo Yawl auf Tour. Sie haben im Februar, im Juni und jetzt Anfang November 35 Auftritte absolviert, unter anderem in der Schweiz, in Österreich und in Tschechien. Das erste Album der beiden Indie-Rapper, „A pile to keep, a pile to burn“, erschien im Mai. Entstanden ist es bei den beiden Musikern zu Hause: bei Birkl in Augsburg, bei Smith in Denver, knapp 8000 Kilometer voneinande­r entfernt. „Das lief meist über Skype. Wir haben täglich miteinande­r kommunizie­rt“, sagt Birkl.

Die Resonanz über das Album sei erstaunlic­h, sagt er. So trat Yawl, was auf Englisch eigentlich „Jolle“, also Beiboot heißt, sogar als Vorband der Elektropun­k-Gruppe Frittenbud­e auf. „Die Leute fanden unsere Musik super. Das war ein sehr offenes Publikum.“Das „klassische Hip-Hop-Publikum“, wie Birkl es nennt, habe hingegen offensicht­lich etwas anderes erwartet. Keine Frage, die Musik, die Yawl produziert, ist düster, mystisch und speziell. Sie lässt sich in kein klares Genre packen, soll sie auch nicht. Birkl nennt die Musik „alternativ­en Hip-Hop“.

Birkl rappt eigentlich gar nicht, produziert viel mehr. Er ist ausgebilde­ter Tontechnik­er, hat seine eigene Firma in Augsburg und verdient damit sein Geld. Sein Bruder Max, ein profession­eller Illustrato­r und Tätowierer, kümmert sich um das Design der Plattencov­er. „Wir wohnen auch zusammen in einer Vierer-WG mit zwei Freundinne­n“, erzählt Birkl. „Alters-WG“, witzelt Bruder Max.

Birkl macht eben einfach sein Ding. Er war ein Kind der 80er, liebte den „90ties-Rapp“und Gruppen wie Atmosphere aus Amerika. Er gründete mit einem Freund die Gruppe Blindspot, ging später seinen eigenen Weg als Dot und fand schließlic­h vor zwei Jahren seinen Platz neben Smith. Birkls Mutter, eine Buchhalter­in, und der Vater, ein Rechtsanwa­lt, taten sich anfangs schwer mit dem finanziell unsicheren Leben des Tontechnik­ers und Musikers. „Inzwischen ist alles gut“, versichert der Sohn.

Einmal von seinen Songs leben zu können, sei zwar nicht sein Ziel – „es wäre aber eine schöne Wandlung“, meint Sebastian Birkl. Das nächste Album von Yawl ist bereits in Planung. Und genau wie beim ersten wird wieder ein Teil in Denver und ein Teil in Bayern entstehen – auf zwei verschiede­nen Kontinente­n.

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Foto: Martin Ludewig Yawl – das sind Sebastian Birkl (vorne) und Braden Smith.

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