Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Becher des Glücks
Sammlung In einer Ausstellung zeigt das Maximilianmuseum seine Neuerwerbungen der letzten eineinhalb Jahrzehnte. Aber wie kommt man überhaupt an solche Kunstschätze?
Herkules schlägt mit seiner Flammenkeule auf die siebenköpfige Hydra ein. Dieser Moment ist eingefroren – festgehalten am Herkulesbrunnen in der Maximilianstraße in Augsburg. Und in einen silbernen, teilvergoldeten Becher graviert. Dieser Becher ist etwas Besonderes, sein Wert etwa so hoch wie der eines hochklassigen Neuwagens. Für Christoph Emmendörffer, den Leiter des Maximilianmuseums, ist dieser Becher eines der bedeutendsten Stücke der neuen Ausstellung „Glückliche Momente“. Die Schau zeigt etwa 60 Neuerwerbungen, die das Museum zwischen 2001 und 2015 gesammelt hat.
Der silberne Becher mit dem Herkulesbrunnen ist zwischen 1709 und 1712 entstanden. Das Besondere daran ist nicht so sehr der Brunnen, sondern vielmehr der Hintergrund, erklärt Emmendörffer. Denn im Hintergrund sieht man den Weinmarkt, die Maximilianstraße und das Siegelhaus von Elias Holl, das 1809 abgerissen wurde. „Das ist ein schöner Eindruck“, sagt der Museumsleiter, der den Becher für „äußerst qualitätvoll“hält.
Aber wie kommt ein Museum überhaupt an solche Kunstwerke? „Dieser Becher war in einer Privatsammlung“, sagt Emmendörffer. Später landete das silberne Kunstwerk in einer Pariser Auktion. „Man hat mit dem Becher international geworben. Das haben wir natürlich mitbekommen. Wir wollten diesen Becher unbedingt für Augsburg gewinnen.“
Dann sei es um die wesentlichen Fragen gegangen: Was wird so etwas kosten? Und wer gibt Geld da- für? Der Becher sei schließlich von einer Stiftung zwischenfinanziert und von der Stadtsparkasse Augsburg bezahlt worden. Knapp 85 000 Euro sei das Stück des Goldschmiedemeisters Johann Sigmund Abrell wert. „Das zeigt, dass Qualität im- mer ihren Preis hat“, sagt Emmendörffer.
Das Maximilianmuseum ist zurzeit voll von solch kleinen und großen Schätzen. „Glückliche Momente“– das gilt für Bestecke, MarienFiguren oder Medaillen. Das sind aber auch Urkunden, Bronzefiguren und Skulpturen. Über drei Stockwerke verteilen sich die Neuerwerbungen des Museums. Dessen Chef Emmendörffer sagt, dass man immer wieder überlegen müsse, welche Stücke sinnvoll seien und welche nicht. „Sie sollten schon mit Augsburg zu tun haben“, erklärt er. Doch um an die Neuerwerbungen zu gelangen, brauche man auch den Zufall auf seiner Seite und Glück.
Passend dazu liegt der Schwerpunkt der „Glücklichen Momente“, die Augsburger Goldschmiedekunst, im Felicitas-Saal des Museums – Felicitas, die Glückliche. In diesem Fall erinnert der Frauenname an die verstorbene Ehefrau des Kunstförderers Kurt Viermetz. Für Emmendörffer ist die ganze Ausstellung Glück. Das, was hier präsentiert werde, tue dem Haus gut, die neuen Objekte hätten sich gut integriert.
Das älteste Kunstwerk in der Ausstellung ist ganz klein: Eine silberne Medaille aus dem Jahr 1534, die Bartholomäus Welser zeigt – einflussreicher Handelsmann einer Patrizierfamilie, der in Memmingen geboren wurde und unter anderem in Augsburg den Handel vorantrieb. „Uns fehlte diese Medaille in der Münzsammlung“, sagt der Museumschef. Dann habe eine Privatperson das Kunstwerk zum Kauf angeboten. „Wir waren sehr erpicht darauf, wegen der stadtgeschichtlichen Bedeutung der Medaille.“Mithilfe eines Vereins konnte sie schließlich erworben werden – und gehört nun zu den „Glücklichen Momenten“. O
sind bis Februar 2017 im Maximili anmuseum zu sehen. Der Ausstellungs Katalog dazu kostet 19,80 Euro.
Ausstellung „Glückliche Momen te“