Augsburger Allgemeine (Land West)
Die AfD wählt hinter verschlossenen Türen
Politik Heute kürt der Kreisverband in Gersthofen seinen Vorsitzenden Hermann Mayer zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl. Warum die Öffentlichkeit dabei nicht erwünscht ist
Gersthofen
Große Überraschungen sind vom heutigen Treffen der AfD Augsburg-Land in der Gersthofer Gaststätte Hillebrand zwar nicht zu erwarten: Ab 14.30 Uhr wählen dort die Mitglieder des Kreisverbandes den Direktkandidaten für ihren Bezirk bei der Bundestagswahl im nächsten Herbst. Als nahezu sicher gilt dabei, dass Kreisvorsitzender Hermann Mayer wie schon vor vier Jahren antritt. Das Ungewöhnliche daran: Die Öffentlichkeit ist im Gegensatz zu den Versammlungen der anderen Parteien nicht erwünscht. Medien sind nicht eingeladen. „Zu dieser geschlossenen Mitgliederversammlung sind nur Wahlberechtigte und das Wahlkomitee zugelassen“, heißt es in der Einladung.
Kreischef Hermann Mayer sieht darin jedoch nichts Ungewöhnliches: „Bei Aufstellungsversammlungen dieser Art sind wir generell immer unter uns, das ist bei uns so üblich.“Warum das so sei, könne der 64-jährige frühere Siemens-Personaldirektor aus Königsbrunn auch nicht sagen: „Wir haben nichts zu verbergen.“Einen Vorteil habe die geschlossene Veranstaltung aber doch: „Manchmal geht es heftiger zu. Da will man dann nicht, dass das an die Presse geht.“
Tatsächlich kommt es bei der AfD mitunter vor, dass Medien keinen Zutritt zu internen Veranstaltungen bekommen. Erst vor zwei Wochen beschloss der Landesvorstand der baden-württembergischen AfD, Medienvertreter beim Listenparteitag in Kehl auszuschließen. Journalisten und Gewerkschaften protestieren dagegen. Die Kritik: Zu einer demokratischen Kultur gehöre es auch, dass die Öffentlichkeit unabhängig und uneingeschränkt darüber informiert wird, wie sich Parteien auf eine Wahl vorbereiten.
Mayer sieht im Ausschluss nichts Verwerfliches – auch wenn ihm Öffentlichkeit, wie er betont, ein Anliegen sei: „Aber wenn heftige Auseinandersetzungen anstehen, kann es schon ausnahmsweise sinnvoll sein, die Öffentlichkeit und die Medien auszuschließen.“Dass solche Reibereien auch am Samstag in Gersthofen anstehen, glaubt Mayer jedoch nicht.
Sollte er zum Direktkandidaten seiner Partei in weiten Teilen der Landkreise Augsburg und AichachFriedberg gewählt werden, muss Mayer auf einen guten Listenplatz hoffen. Die Reihung legt der Landesverband fest: „Die Sitzung findet im Frühjahr statt.“Vor vier Jahren schrammte Mayer auf Platz sechs der Landesliste nur knapp an dem Einzug in das Bundesparlament vorbei und holte 4,5 Prozent der abgegebenen Erststimmen. Es war das viertbeste Ergebnis hinter dem Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz (CSU; 60,6 Prozent), Bernd Bante (SPD; 17,7) und Claudia Eser-Schubert (Grüne; 6,9). Bei den Zweitstimmen lag die AfD mit 5,1 Prozent sogar auf Rang drei im Landkreis.