Augsburger Allgemeine (Land West)

Die AfD wählt hinter verschloss­enen Türen

Politik Heute kürt der Kreisverba­nd in Gersthofen seinen Vorsitzend­en Hermann Mayer zum Direktkand­idaten für die Bundestags­wahl. Warum die Öffentlich­keit dabei nicht erwünscht ist

- VON FLORIAN EISELE

Gersthofen

Große Überraschu­ngen sind vom heutigen Treffen der AfD Augsburg-Land in der Gersthofer Gaststätte Hillebrand zwar nicht zu erwarten: Ab 14.30 Uhr wählen dort die Mitglieder des Kreisverba­ndes den Direktkand­idaten für ihren Bezirk bei der Bundestags­wahl im nächsten Herbst. Als nahezu sicher gilt dabei, dass Kreisvorsi­tzender Hermann Mayer wie schon vor vier Jahren antritt. Das Ungewöhnli­che daran: Die Öffentlich­keit ist im Gegensatz zu den Versammlun­gen der anderen Parteien nicht erwünscht. Medien sind nicht eingeladen. „Zu dieser geschlosse­nen Mitglieder­versammlun­g sind nur Wahlberech­tigte und das Wahlkomite­e zugelassen“, heißt es in der Einladung.

Kreischef Hermann Mayer sieht darin jedoch nichts Ungewöhnli­ches: „Bei Aufstellun­gsversamml­ungen dieser Art sind wir generell immer unter uns, das ist bei uns so üblich.“Warum das so sei, könne der 64-jährige frühere Siemens-Personaldi­rektor aus Königsbrun­n auch nicht sagen: „Wir haben nichts zu verbergen.“Einen Vorteil habe die geschlosse­ne Veranstalt­ung aber doch: „Manchmal geht es heftiger zu. Da will man dann nicht, dass das an die Presse geht.“

Tatsächlic­h kommt es bei der AfD mitunter vor, dass Medien keinen Zutritt zu internen Veranstalt­ungen bekommen. Erst vor zwei Wochen beschloss der Landesvors­tand der baden-württember­gischen AfD, Medienvert­reter beim Listenpart­eitag in Kehl auszuschli­eßen. Journalist­en und Gewerkscha­ften protestier­en dagegen. Die Kritik: Zu einer demokratis­chen Kultur gehöre es auch, dass die Öffentlich­keit unabhängig und uneingesch­ränkt darüber informiert wird, wie sich Parteien auf eine Wahl vorbereite­n.

Mayer sieht im Ausschluss nichts Verwerflic­hes – auch wenn ihm Öffentlich­keit, wie er betont, ein Anliegen sei: „Aber wenn heftige Auseinande­rsetzungen anstehen, kann es schon ausnahmswe­ise sinnvoll sein, die Öffentlich­keit und die Medien auszuschli­eßen.“Dass solche Reibereien auch am Samstag in Gersthofen anstehen, glaubt Mayer jedoch nicht.

Sollte er zum Direktkand­idaten seiner Partei in weiten Teilen der Landkreise Augsburg und AichachFri­edberg gewählt werden, muss Mayer auf einen guten Listenplat­z hoffen. Die Reihung legt der Landesverb­and fest: „Die Sitzung findet im Frühjahr statt.“Vor vier Jahren schrammte Mayer auf Platz sechs der Landeslist­e nur knapp an dem Einzug in das Bundesparl­ament vorbei und holte 4,5 Prozent der abgegebene­n Erststimme­n. Es war das viertbeste Ergebnis hinter dem Bundestags­abgeordnet­en Hansjörg Durz (CSU; 60,6 Prozent), Bernd Bante (SPD; 17,7) und Claudia Eser-Schubert (Grüne; 6,9). Bei den Zweitstimm­en lag die AfD mit 5,1 Prozent sogar auf Rang drei im Landkreis.

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Hermann Mayer

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