Augsburger Allgemeine (Land West)
Was wir in der Kindheit essen, hat Einfluss auf unsere spätere Ernährung
Lebenseinstellung. „Das, was ich in der Kindheit gegessen habe, prägt meine spätere Ernährung und zieht sich wie ein roter Faden durch meine Essbiographie.“Im schlimmsten Fall könne dieser Ernährungs-Einfluss aus der Kindheit sogar ein Risiko für ernährungsbedingte Krankheiten darstellen. Eine Sache fällt jedoch auf: Den meisten Kindern schmecken ähnliche Gerichte: Fischstäbchen, Pommes frites, Chicken Nuggets, Pizza oder, ganz klassisch, Nudeln mit Tomatensoße. Warum?
„Das ist etwas, was allen Kindern schmeckt. Diese Gerichte liefern sehr schnell viel Energie“, sagt der Buchautor und Ernährungswissenschaftler Uwe Knop aus der Wetterau bei Frankfurt. Eine Erklärung, warum aber gerade diese Gerichte nicht aus der Mode kommen, hat er nicht. „Einem Kind schmeckt ein Essen, oder eben nicht“, sagt Knop. Bei Kindern sei das Essverhalten noch frei von jeglicher „Ernährungspropaganda“, wie er es nennt. „Es gibt keinen erhobenen Zeigefinger in einem Kindergehirn, der vor ungesundem Essen warnt“, meint der Wissenschaftler, der im April sein Buch „Ernährungswahn – Warum wir keine Angst vorm Essen haben müssen“veröffentlicht hat. Knop hat zumindest keine Angst vor steilen Thesen.
Die Ernährungswissenschaftlerin Wilhelm warnt hingegen vor zu viel Einseitigkeit: „Immer mehr Menschen greifen zu Fertiggerichten. Damit verbunden ist die Gefahr geschmacklich zu verarmen.“Die Franzosen wählten den besseren Weg: „In Frankreich ist es ein ungeschriebenes Gesetz in den Familien, dass ein Kind alles probiert, was auf dem Tisch steht. Dadurch entwickelt es eine breitere Geschmacksvielfalt.“
Für Knop ist die Sache mit der Ernährung ganz einfach: Jeder könne essen, was ihm schmecke – man müsse nur auf den Körper hören. „Wir leben in einem postfaktischen Zeitalter. ‚Gesundes‘ Essen wird durch Glaube und Illusion gesteuert.“Denn es gebe keine Beweise für die gesundheitliche Überlegenheit irgendwelcher Ernährungsmodelle, alles seien nur Vermutungen, ein „Gefühlsmischmasch“. „Und daran wird sich nie etwas ändern.“Punkt. Aussage Knop. Bleibt nur die Frage: Was ist das Kindheitsessen unserer Kinder? Gelber Smoothie, veganer Wurstauflauf oder glutenfreie Nudeln?