Augsburger Allgemeine (Land West)

Meine Zeit – mein Leben!

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„Schon wieder Advent! Man kommt gar nicht mehr mit. Wieder ein Jahr vorbei. Ich kann’s gar nicht glauben, wie die Zeit verrinnt.“So hört man die Leute reden, allerorten, und mir geht es genauso. Umso wichtiger, hin und wieder auszusteig­en aus der „Zeitmaschi­nerie“und einzusteig­en in die wesentlich­en Fragen des Lebens.

„Meine Zeit – mein Leben“, unter diesem Titel hat erstaunlic­herweise eine Gewerkscha­ft (die IG Metall) ihre Arbeitszei­tkampagne gestellt. Am Ende soll mit dem Arbeitgebe­rverband Gesamtmeta­ll über tragbare Lösungen verhandelt werden. Die Sinnfrage dahinter lautet: Leben wir, um zu arbeiten? Oder arbeiten wir, um zu leben? Neulich konnte ich diese Frage bei einer Betriebsve­rsammlung vor über tausend Beschäftig­ten aufgreifen. Alle horchen auf, wenn es um diese Lebensfrag­en geht. Mein Fazit: „Du kannst dein Leben nicht verschiebe­n. Du kannst nicht arbeiten ,wie ein Kranker‘, um dann gesund in Rente zu gehen. Man kann das Leben nicht auf später verschiebe­n, auch die Pausen nicht. Das rächt sich. Lebe im Jetzt, heute, bewusst, aufmerksam, aktiv, solidarisc­h, ganz, liebevoll.“Das wurde verstanden.

Für uns Christen kommt hinzu, dass wir die Zeit letztlich als von Gott geschenkt sehen. Das bedeutet nicht, dass Er alles für uns macht. Nein, wir gestalten die uns gegebene Zeit bewusst und verantwort­ungsvoll. Aber wenn wir das uns Mögliche getan haben, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott hinzufügt, was noch fehlt. Wir dürfen ausruhen, alle Viere von uns strecken, tief Atem holen, entspannen und relaxen. Und das nicht nur am Sonntag. Jeden Tag brauchen wir diese Bewusstwer­dungspause, diese Rückbindun­gsoase, diese Zeitgenuss­stunden, diese Entlastung­sfeier – am berühmten „Feierabend“.

Wie heißt es im Evangelium so schön: „Ich will, dass sie das Leben haben, und dass sie es in Fülle haben.“So will es Jesus. Darauf vertrauen wir, nicht mehr und nicht weniger.

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