Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie geht es Seehofer wirklich?

Schwächean­fall Der Ministerpr­äsident reagiert ziemlich gereizt auf Spekulatio­nen über seine Gesundheit. Sein Pensum will er durchziehe­n

- VON ULI BACHMEIER

München

CSU-Chef Horst Seehofer, 67, ist genervt. Zwei Tage nach seinem neuerliche­n Schwächean­fall hat Bayerns Ministerpr­äsident alle Spekulatio­nen über einen möglicherw­eise angeschlag­enen Gesundheit­szustand energisch zurückgewi­esen. „Ich habe noch immer meinen Job zu 120 Prozent erledigt – das ist das Entscheide­nde“, sagte Seehofer am Montag bei einer Ordensverl­eihung in München – und fügte hinzu: „Bei Wahrnehmun­g von Verantwort­ung sind 100 Prozent zu wenig.“

Er beteuerte, er habe auch keinerlei Termine abgesagt und absolviere das „uneingesch­ränkte Programm“. Auf Fragen, ob er sein bisheriges Pensum in den kommenden Wahljahren halten könne, sagte er: „Lassen Sie die Tassen im Schrank.“

Seehofer hatte beim Tag der offenen Tür der Staatskanz­lei am Samstag einen kurzen Schwächean­fall erlitten. Der CSU-Chef habe bei der Bürgerspre­chstunde ein „kurzes Unwohlsein“gehabt und sich hinsetzen müssen, bestätigte ein Sprecher der Staatskanz­lei. Danach habe er die Veranstalt­ung aber wie geplant fortgesetz­t. Und auch diese Woche, so hieß es auf Anfrage, werde er „alle Termine planmäßig“wahrnehmen. Es gehe ihm „bestens“, wurde versichert.

Seehofer sagte gestern zur Erklärung, er habe von Mittwoch bis Samstag vergangene­r Woche 14 Termine in Bayern und in Berlin absolviert – und dann am Samstag vier Stunden beim Tag der offenen Tür von Landtag und Staatskanz­lei verbracht. „Finden Sie mal einen anderen Regierungs­chef in ganz Deutschlan­d, der das macht.“

Wie fit Seehofer tatsächlic­h ist, darüber wird in der CSU schon länger spekuliert – allerdings vor allem von Parteifreu­nden, denen es weniger um die Gesundheit des Ministerpr­äsidenten geht, sondern mehr darum, seinen Abschied an der Spitze von CSU und Freistaat zu beschleuni­gen.

„Zweckgeste­uerte Zweifel“, nannte Seehofer das einmal. Recht viel mehr als den Hinweis auf zwei vorübergeh­ende Schwächean­fälle – im Juli 2015 in Bayreuth und im Januar 2016 in Wildbad Kreuth – gab es bisher in der Tat nicht. Die schwere Herzmuskel­entzündung, die ihn im Jahr 2002 in eine lebensbedr­ohliche Situation gebracht hatte, liegt lange zurück.

Über Jahre hinweg betonte Seehofer danach immer wieder, er fühle sich „völlig fit“. Außerdem deutet sein Verhalten im Januar in Kreuth wie am Wochenende in der Staatskanz­lei darauf hin, dass er seinen Körper selbst am besten kennt oder sich zumindest sicher ist, dass es mit seinen Schwächean­fällen gleich wieder vorbei ist. In beiden Fällen verweigert­e er eine Betreuung durch Sanitäter.

»Kommentar

„Finden Sie mal einen anderen, der das macht.“

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer hatte am Samstag beim Tag der offenen Tür in der Staatskanz­lei einen kurzen Schwächean­fall.
Foto: Matthias Balk, dpa Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer hatte am Samstag beim Tag der offenen Tür in der Staatskanz­lei einen kurzen Schwächean­fall.

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