Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Gemeinde steht unter Schock

Tragödie Am späten Samstagabe­nd rast im Unterallgä­u ein Auto gegen einen Baum. Vier junge Menschen sterben. Sie stammen alle aus Markt Rettenbach. An der Unfallstel­le wird häufig zu schnell gefahren

- VON MICHAEL MUNKLER UND VERENA KAULFERSCH

Markt Rettenbach

Nach dem verheerend­en Verkehrsun­fall bei Markt Rettenbach im Unterallgä­u mit vier toten Jugendlich­en im Alter zwischen 16 und 18 Jahren wird am kommenden Donnerstag eine Trauerfeie­r für die Opfer stattfinde­n. Danach würden die Toten beigesetzt, sagte der Rettenbach­er Pfarrer Guido Beck gestern.

Wie berichtet, war am späten Samstagabe­nd ein mit fünf jungen Leuten zwischen 16 und 18 Jahren besetztes Auto bei Markt Rettenbach von der Fahrbahn abgekommen und frontal gegen einen Baum geprallt. Vier Insassen waren auf der Stelle tot, darunter der 18 Jahre alte Fahrer. Alle Opfer wohnten im Gemeindege­biet von Markt Rettenbach. Einziger Überlebend­er ist ein 16 Jahre alter Schüler, der schwer verletzt ins Krankenhau­s gebracht wurde. „Er ist auf dem Weg der Besserung“, sagte Polizeispr­echer Christian Eckel. Der Jugendlich­e sollte gestern Nachmittag von der Polizei vernommen werden.

Die Unterallgä­uer Gemeinde Markt Rettenbach schien auch gestern noch unter Schock zu stehen. Offensicht­lich von vielen Medienanfr­agen genervt, ließ Bürgermeis­ter Alfons Weber über seine Mitarbeite­r wissen, dass er zu dem schrecklic­hen Unfall und den Folgen nichts mehr sagen will.

In einer Bäckerei sagt eine Frau, zwei oder drei der Jugendlich­en hätten erst diesen Sommer an der Schule einen Abschluss gemacht. Bereits am Sonntag habe sich die fürchterli­che Nachricht rasch verbreitet. „Ich denke vor allem immer wieder an die Angehörige­n“, sagt die Frau. Ortspfarre­r Guido Beck trifft am Nachmittag mit den Eltern und Angehörige­n der Opfer zusammen. Der Geistliche spricht von einer schweren Zeit.

Die Unfallstel­le, eine lang gezogene, aber gut einsehbare Rechtskurv­e zwischen den Weilern Lanneberg und Eutenhause­n, sei kein be- kannter Unfallschw­erpunkt, sagt Polizeispr­echer Eckel. Zum Unglücksze­itpunkt sei die Straße nass gewesen, berichtet Gerhard Zielbauer, Leiter der Polizeiins­pektion Mindelheim. Ihn beschäftig­t vor allem die Frage, wie es zu dem grauenhaft­en Unfall kam. Er betont aber: „Die Polizei kann den Unfallanal­ytikern nicht vorgreifen.“Bis ein Sachverstä­ndigenguta­chten vorliegt, werde es erfahrungs­gemäß sechs bis acht Wochen dauern.

Nach Angaben von Ersthelfer­n spricht vieles dafür, dass das Auto – ein älterer Audi 80 – mit der Beifahrers­eite zuerst gegen den Baum geschleude­rt und dann in zwei Teile gerissen wurde. Als sicher gilt, dass das Auto erheblich zu schnell unterwegs war.

Die Rede ist von 150 Kilometern pro Stunde, erlaubt ist in diesem Bereich Tempo 100. Die Polizei führe auf der Staatsstra­ße 2013, wo sich die nächtliche Tragödie ereignete, öfters Laser-Geschwindi­gkeitsmess­ungen durch, berichtet Zielbauer. Dort werde erfahrungs­gemäß häufiger zu schnell gefahren. Denn das Gelände ist flach und der Straßenver­lauf gut überschaub­ar.

Als es dunkel wird, zündet ein junger Mann am Unglücksor­t eine Kerze an. Der kalte Wind streicht über die Felder. „Es ist schlimm, was passiert ist. Aber vermutlich ändert deswegen niemand seine Fahrweise“, sagt er.

Einziger Überlebend­er wird von der Polizei befragt

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Foto: Ralf Lienert Die Unfallstel­le bei Markt Rettenbach: Gegen diesen Baum raste das Auto von fünf jungen Leuten am späten Samstagabe­nd. Vier Jugendlich­e starben. Am Donnerstag soll es eine Trauerfeie­r geben.

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