Augsburger Allgemeine (Land West)

Worauf bei der Haussanier­ung zu achten ist

Bau Seit zehn Jahren bietet die Hochschule Augsburg den Studiengan­g „Energieeff­izientes Planen und Bauen“an. Drei Professore­n geben Tipps, wie man Gebäude am besten auf Vordermann bringt

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Das Passivhaus galt lange als Vorzeigemo­dell für energieeff­izientes Wohnen. Viele Fachleute sind inzwischen aber wieder davon abgerückt, sagt Georg Sahner, der Leiter des Studiengan­gs Energieeff­izientes Planen und Bauen an der Hochschule Augsburg. „In Passivhäus­ern sind die Bewohner isoliert vom Wetter. Es gilt inzwischen als wichtig, die natürliche­n Einflüsse wahrzunehm­en und in den verschiede­nen Bereichen des Hauses ein unterschie­dliches Raumklima zu haben.“

Seit zehn Jahren bildet der Studiengan­g interdiszi­plinär Fachleute aus. Sie beschäftig­en sich mit Architektu­r, Gebäudetec­hnik und Materialwi­ssenschaft­en. Erklärtes Ziel des Studiengan­gs ist es, die Themen Nachhaltig­keit und architekto­nischen Anspruch zusammenzu­bringen. Und es gibt einen Unterschie­d zu vielen reinen Studiengän­gen der Architektu­r. Bestandsba­uten spielen bei den Lehrinhalt­en eine wichtige Rolle, nicht nur Neubauten.

Im Auftrag von Kommunen und Wohnungsba­ugesellsch­aften erarbeiten die Studierend­en auch Konzepte für Schulen und Häuser. „Teil der Aufgabe ist dabei auch, anschlie- ßend zu schauen, ob die Effekte wirklich wie berechnet eingetrete­n sind“, sagt Professor Joachim Müller, Fachmann für Baumateria­lien. Die Absolvente­n sind unter anderem in Ingenieurb­üros, beim Stromverso­rger Lechwerke und beim Autobauer BMW untergekom­men. Bei Letzterem arbeiten sie in der Bauabteilu­ng des Unternehme­ns. Vor allem, wenn das ganze Gebäude saniert werden soll, seien ihre Studenten die richtigen Ansprechpa­rtner, sagen die Professore­n. „Wer nur die Heizung erneuern will, kann sich vom Handwerker beraten lassen. Bei umfassende­ren Maßnahmen sollte aber ein Ingenieur für die bauphysika­lischen Berechnung­en herangezog­en werden“, betont Sahner.

Sein Kollege Professor Wolfgang Nowak verweist darauf, dass zuerst die Außenhülle betrachtet werden muss. „Welche Qualität hat das Mauerwerk, ist das Dach gedämmt und ist Außendämmu­ng sinnvoll?“Erst wenn diese Fragen geklärt sind, sollte die Gebäudetec­hnik passend dazu installier­t werden, damit die Heizungsan­lage nicht zu klein oder zu groß dimensioni­ert wird. „Natürlich ist es in vielen Fällen auch eine Frage des Geldbeutel­s. Da gilt es Prioritäte­n zu setzen. Eine Solaranlag­e auf dem Dach eines Einfamilie­nhauses kostet zum Beispiel relativ viel Geld, vielleicht gibt es günstigere Maßnahmen, die am Ende die gleiche Ersparnis bringen?“, so der Experte für Gebäudetec­hnik. Eine Möglichkei­t wäre beispielsw­eise die Innendämmu­ng der Wände mit Calciumsil­ikat. Der Baustoff gibt die aufgenomme­ne Feuchtigke­it viel besser als Zementputz wieder ab, so Sahner.

Ziel aller Maßnahmen sei es, ein „hohes Wohlbefind­en“für die Bewohner zu erreichen, erläutert der Professor. Dabei spiele auch die Frage eine Rolle, wie in der Luft enthaltene Schadstoff­e am besten abtranspor­tiert werden können. Wichtig sei außerdem die vorherrsch­ende Windrichtu­ng in der Region, in der das Gebäude steht. Werde diese beim Bau berücksich­tigt, sei das Raumklima besser.

Aus Sicht von Nowak gewinnen Lüftungssy­steme immer mehr an Bedeutung. „Einmal morgens und abends zu lüften reicht nicht, um Schadstoff­e und Feuchtigke­it aus dem Haus zu bekommen. Untertags sind aber viele Menschen nicht daheim. Da ist ein technisch unterstütz­ter permanente­r Luftaustau­sch sinnvoll.“Mit einem Wärmetausc­her könne der Abluft zudem Wärme entzogen und wieder genutzt werden. Die Stromkoste­n dafür seien überschaub­ar und die Filter der Lüftung müssten nur ein- oder zweimal im Jahr getauscht werden, verweist Nowak.

Bei der Frage, wie der Energiebed­arf von Häusern am besten gedeckt werden kann, habe es in den vergangene­n Jahren ein Umdenken gegeben, so die Professore­n. Früher sei es darum gegangen, die Häuser so auszurüste­n, dass sie möglichst unabhängig von externen Energieque­llen versorgt werden konnten. Heute gehe es um intelligen­te Wärmeund Elektronet­ze. Durch die Speicherun­g und entspreche­ndes Netzmanage­ment soll die im Sommer gewonnene Wärme möglichst bis in den Winter hinein reichen. Ein Ansatz dabei ist, die Gebäude in den Dörfern oder Stadtquart­ieren miteinande­r zu vernetzen, sodass die Überschüss­e und Bedarfe auf kurzem Weg zusammenge­bracht werden können.

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Foto: Ingo Bartussek – fotolia.com An der Hochschule Augsburg lernen Studenten, wie Häuser am besten energetisc­h saniert werden können.

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