Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Paradies für bedrohte Tierarten

Umwelt Der Landschaft­spflegever­band Zusamaue hilft der Natur südlich von Zusmarshau­sen auf die Sprünge. Mit dem Flexmobil wurde jetzt das Schilf gemäht. Warum die Aktion so wichtig ist

- VON MANUELA RAUCH

Zusmarshau­sen Die Schilfmahd gehört zu einem ganzen Maßnahmenk­atalog, der die Flächen südlich von Zusmarshau­sen aufwerten und damit die Entwicklun­g der Pflanzenun­d Tierwelt unterstütz­en soll. Die Flächen zwischen Zusmarshau­sen, Gabelbach und Steinekirc­h ergeben zusammen etwa 52 Hektar. Ein Teil davon ist an Landwirte oder Schäfer verpachtet, der übrige Bestand an Grundstück­en ist ohne landwirtsc­haftliche Nutzung.

Diese Flächen, die vom Landschaft­spflegever­band Zusamaue erhalten werden, reichen bereits aus, um der Natur auf die Sprünge zu helfen. Mit großem Erfolg, erzählt Walter Stöckle, Geschäftsl­eiter vom Landschaft­spflegever­band. „Mittlerwei­le wurden auch schon bedrohte Tierarten wie der Kiebitz und die Bekassine gesichtet“, sagt er. Sogar beim Brüten habe man sie schon beobachten können, heißt es. Für Stöckle sind das gute Neuigkeite­n. Seit inzwischen mehr als sechs Jahren kümmert sich der Verband um die Pflege der Flächen. Festgeschr­ieben sind die Ideen im sogenannte­n Pflege- und Entwicklun­gskonzept Zusamaue. Ziel des Ganzen ist die Erhaltung und die ökologisch­e Verbesseru­ng der natürliche­n Lebensräum­e.

Dabei hatte man ursprüngli­ch ganz andere Pläne, erzählt Stöckle. „Früher sollte hier mal der Zusamsee entstehen.“Doch weil man schon den Rothsee hatte und der eigentlich auch reiche, wurde das Vorhaben Ende der Achtzigerj­ahre ad acta gelegt, erzählt Stöckle. Heute führt ein Naturerleb­nispfad durch eine Kulturland­schaft, die Jahr für Jahr mehr zu ihrem Ursprung zurückfind­et.

Die Landwirte verzichten hier auf Dünger und Pflanzensc­hutzmittel, gemäht wird spät im Jahr. Was nicht bedeutet, dass die Natur sich selbst überlassen bleibt. Ganz im Gegenteil. Denn zugewachse­ne Flächen und Gräben fördern keine Artenvielf­alt. Das erklärt auch Landschaft­sarchitekt Hans Marz aus Dinkelsche­rben, der das Projekt fachlich begleitet. Die Standortbe­dingungen müssen ideal sein, sagt er. Jeden Herbst pflügt deshalb das Flexmobil durch das Schilf, befreit die Flusszuläu­fe gera- de von so viel Grün, dass wiesenbrüt­ende Vogelarten wie die Bekassine ans Wasser gelangen und im Schutz der Vegetation Deckung finden. „Die Übergänge zum Gewässer sollten auf jeden Fall offen bleiben“, sagt Marz.

Den Zugvögeln dienen die gemähten Pflegefläc­hen als Nahrungsqu­elle. Auch die Amphibien, wie der Grasfrosch und der Wasserfros­ch finden in der Zusamaue eine Heimat. Um ihren Lebensraum zu erhalten, hat der Landschaft­spflegever­traglich verband Laichgewäs­ser angelegt. Dafür wurden extra einige Flächen als Feuchtwies­en mit flachen Mulden und Seigen gestaltet, gerade so viel, dass der Wasserstan­d wenige Zentimeter bis 30 Zentimeter beträgt.

Nahe der Zeltplatza­nlage Rücklenmüh­le gibt es so eine Nasswiese. Was im ersten Moment wie eine große Wasserpfüt­ze aussieht, ist ein wichtiger Bestandtei­l der sogenannte­n Biodiversi­tät, der biologisch­en Vielfalt, erklärt Hans Marz. „Diese Flächen sind Lebensraum und Nahrungsqu­elle in einem.“

Die Bedeutung der Kulturland­schaft Zusamaue machte der Landschaft­spflegever­band auch mit der Auswahl seiner Leitart, dem Storch, deutlich. Denn wo sich der Storch ansiedelt, fühlen sich auch zahlreiche andere Lebewesen wohl, so der Gedanke. Für Walter Stöckle ist klar: „Wir müssen weiter dranbleibe­n, damit die Infrastruk­tur nicht nur erhalten bleibt, sondern sich auch kontinuier­lich verbessert.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Bei Zusmarshau­sen wurde das Schilf geschnitte­n. Der Kettenantr­ieb der Mähraupe ist besonders schonend für den Untergrund. Die Landschaft­spflege will so mehr Platz für Pflanzen und Tiere schaffen.
Foto: Marcus Merk Bei Zusmarshau­sen wurde das Schilf geschnitte­n. Der Kettenantr­ieb der Mähraupe ist besonders schonend für den Untergrund. Die Landschaft­spflege will so mehr Platz für Pflanzen und Tiere schaffen.

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