Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Paradies für bedrohte Tierarten
Umwelt Der Landschaftspflegeverband Zusamaue hilft der Natur südlich von Zusmarshausen auf die Sprünge. Mit dem Flexmobil wurde jetzt das Schilf gemäht. Warum die Aktion so wichtig ist
Zusmarshausen Die Schilfmahd gehört zu einem ganzen Maßnahmenkatalog, der die Flächen südlich von Zusmarshausen aufwerten und damit die Entwicklung der Pflanzenund Tierwelt unterstützen soll. Die Flächen zwischen Zusmarshausen, Gabelbach und Steinekirch ergeben zusammen etwa 52 Hektar. Ein Teil davon ist an Landwirte oder Schäfer verpachtet, der übrige Bestand an Grundstücken ist ohne landwirtschaftliche Nutzung.
Diese Flächen, die vom Landschaftspflegeverband Zusamaue erhalten werden, reichen bereits aus, um der Natur auf die Sprünge zu helfen. Mit großem Erfolg, erzählt Walter Stöckle, Geschäftsleiter vom Landschaftspflegeverband. „Mittlerweile wurden auch schon bedrohte Tierarten wie der Kiebitz und die Bekassine gesichtet“, sagt er. Sogar beim Brüten habe man sie schon beobachten können, heißt es. Für Stöckle sind das gute Neuigkeiten. Seit inzwischen mehr als sechs Jahren kümmert sich der Verband um die Pflege der Flächen. Festgeschrieben sind die Ideen im sogenannten Pflege- und Entwicklungskonzept Zusamaue. Ziel des Ganzen ist die Erhaltung und die ökologische Verbesserung der natürlichen Lebensräume.
Dabei hatte man ursprünglich ganz andere Pläne, erzählt Stöckle. „Früher sollte hier mal der Zusamsee entstehen.“Doch weil man schon den Rothsee hatte und der eigentlich auch reiche, wurde das Vorhaben Ende der Achtzigerjahre ad acta gelegt, erzählt Stöckle. Heute führt ein Naturerlebnispfad durch eine Kulturlandschaft, die Jahr für Jahr mehr zu ihrem Ursprung zurückfindet.
Die Landwirte verzichten hier auf Dünger und Pflanzenschutzmittel, gemäht wird spät im Jahr. Was nicht bedeutet, dass die Natur sich selbst überlassen bleibt. Ganz im Gegenteil. Denn zugewachsene Flächen und Gräben fördern keine Artenvielfalt. Das erklärt auch Landschaftsarchitekt Hans Marz aus Dinkelscherben, der das Projekt fachlich begleitet. Die Standortbedingungen müssen ideal sein, sagt er. Jeden Herbst pflügt deshalb das Flexmobil durch das Schilf, befreit die Flusszuläufe gera- de von so viel Grün, dass wiesenbrütende Vogelarten wie die Bekassine ans Wasser gelangen und im Schutz der Vegetation Deckung finden. „Die Übergänge zum Gewässer sollten auf jeden Fall offen bleiben“, sagt Marz.
Den Zugvögeln dienen die gemähten Pflegeflächen als Nahrungsquelle. Auch die Amphibien, wie der Grasfrosch und der Wasserfrosch finden in der Zusamaue eine Heimat. Um ihren Lebensraum zu erhalten, hat der Landschaftspflegevertraglich verband Laichgewässer angelegt. Dafür wurden extra einige Flächen als Feuchtwiesen mit flachen Mulden und Seigen gestaltet, gerade so viel, dass der Wasserstand wenige Zentimeter bis 30 Zentimeter beträgt.
Nahe der Zeltplatzanlage Rücklenmühle gibt es so eine Nasswiese. Was im ersten Moment wie eine große Wasserpfütze aussieht, ist ein wichtiger Bestandteil der sogenannten Biodiversität, der biologischen Vielfalt, erklärt Hans Marz. „Diese Flächen sind Lebensraum und Nahrungsquelle in einem.“
Die Bedeutung der Kulturlandschaft Zusamaue machte der Landschaftspflegeverband auch mit der Auswahl seiner Leitart, dem Storch, deutlich. Denn wo sich der Storch ansiedelt, fühlen sich auch zahlreiche andere Lebewesen wohl, so der Gedanke. Für Walter Stöckle ist klar: „Wir müssen weiter dranbleiben, damit die Infrastruktur nicht nur erhalten bleibt, sondern sich auch kontinuierlich verbessert.“