Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Darsteller ist verletzt – die Premiere gelingt trotzdem
Theater Das Publikum ist von der „Erbtante aus Amerika“begeistert. Es gibt weitere Aufführungen
Altenmünster Unterschöneberg Es hätte doch alles so schön weitergehen können! Die drei Hurgeles – Großvater, Vater und Sohn – haben es sich in ihrem gschlamperten Männerhaushalt recht gemütlich eingerichtet und von den reichlich fließenden Dollars der Tante Barbara aus Amerika so manches ExtraBier gegönnt. Die Geldgeschenke waren zwar für das Studium des Jüngsten, für den Lohn einer Haushälterin und als Ausgleich für die fehlende Rente des angeblich verstorbenen Seniors gedacht, aber Amerika ist zu weit weg, um den Wahrheitsgehalt all der fantasievoll erfundenen Nachrichten aus Europa nachzuprüfen – so glaubt das Trio.
Als Tante Barbara und ihre Tochter völlig unerwartet doch ihren Besuch ankündigen, kommt im Witwerund Junggesellenhaushalt Hurgele Panik auf. Da müssen Knall auf Fall Ehefrau, Braut und Haushälterin rekrutiert werden, um den Schein zu wahren und die Gäste hinters Licht zu führen. Doch die durchschauen den Schwindel schnell und drehen den Spieß um. Auf einmal sind nicht zu wenige, sondern sogar zu viele Frauen im Haus…
Schon bei der Premiere feierte die Theatergruppe Unterschöneberg mit der Komödie „Die Erbtante aus Amerika“von Willy Stock einen großen Erfolg, der auf der Kombination aus temporeichem, gekonntem Spiel der Akteure, präzise platzierten Pointen und einigen herrlich komischen Regie-Einfällen beruht.
Dabei musste das Ensemble kurzfristig umdisponieren, denn Simon Litzel, der die Rolle von Thomas Hurgele, dem Jüngsten im DreiMänner-Haushalt, bereits einstudiert hatte, fiel nach einer Sportverletzung aus. Lukas Otto sprang ein und arbeitete sich wenige Proben vor der Premiere noch bestens in den verwaisten Part ein. Seinen Vater Karl mimt Christoph Seidl, den die Maskenbildnerinnen Stefanie Höchstötter, Manuela Geißler und Barbara Deffner ebenso wie Christian Enderle in der Rolle des Opas Hans meisterhaft und überzeugend um Jahrzehnte altern lassen. Überhaupt Christian Enderle: Er brilliert in einer Dreifachrolle, denn der angeblich verstorbene Opa muss als Haushälterin Josefine und als falscher Arzt herhalten – sehr zur Freude des Premierenpublikums, das seine Auftritte immer wieder bejubelte.
Die drei bauernschlauen, aber biederen Hurgeles und ihr Dauergast, der trinkfreudige Briefträger Max (Martin Kempter) sind den Frauen des Stücks einfach nicht gewachsen. Tante Barbara und ihre Tochter Lissy, herrlich überdreht gespielt von Stefanie Höchstötter und Anna Kempter, führen die Männer so gekonnt an der Nase herum, dass die schließlich an ihrem Verstand zweifeln. Und auch die Heiratskandidatinnen, die resolute Bärbel (Christine Rieger) und Klara (Sandra Rieger) mit der aufreizend langsamen Sprechweise, machen schnell klar, dass der Schlendrian mit ihnen ein Ende haben wird.
Applaus für das Ensemble auf und hinter der Bühne
Die Zuschauer gingen bei der Premiere begeistert mit und sparten weder mit Szenen- noch mit Schlussapplaus. Der galt neben dem Ensemble und den beiden Spielleitern Sabine Albrecht und Stefan Baur auch den Bühnenbildnern Martin und Peter Otto, Techniker Stefan Seitel und Souffleurin Johanna Dirr. O
Weitere Aufführungen Das Lustspiel ist noch am Freitag und Samstag, 2. und 3. Dezember, jeweils um 20 Uhr im ehemaligen Lagerhaus in Unterschöne berg zu sehen. Karten können von Montag bis Freitag ab 19 Uhr bei Familie En derle, Telefon 08295/9693886, vorbe stellt werden. Ein Euro vom Preis jeder Karte kommt der Kartei der Not, dem Le serhilfswerk unserer Zeitung, zugute.