Augsburger Allgemeine (Land West)

Wann es mit „Wertach vital“weitergeht

Natur Zwischen B-17-Brücke und Ackermannw­ehr muss die letzte Lücke im Hochwasser­schutz geschlosse­n werden.

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Göggingen Eigentlich sollte mit der Aufweitung der Wertach zwischen B-17-Brücke im Norden und Ackermannw­ehr im Süden schon vor zwei Jahren begonnen werden. Nun werden die Arbeiten frühestens im Herbst 2018 beginnen und 2021 abgeschlos­sen sein, sofern alles glatt läuft. Renaturier­ung und Hochwasser­schutz kosten rund 8,9 Millionen Euro. Die Kosten übernehmen Freistaat und Stadt zu je 50 Prozent. Jetzt wurden die Planungen öffentlich ausgelegt. Betroffene haben bis 16. Dezember Zeit, diese einzusehen und gegebenenf­alls Widerspruc­h einzulegen.

Vor allem die vom Hochwasser 1999 besonders betroffene­n Pferseer warten seit Jahren darauf, dass es zwischen Inningen und Pfersee einen durchgehen­den Hochwasser­schutz gibt. Läuft alles glatt, könnte es im Jahr 2021 so weit sein. Es ist aber damit zu rechnen, dass es zu Verzögerun­gen kommt. Vor allem bei einem Teil der Schafweids­iedler ist der Unmut groß. Sie beklagen, dass die Geländeerh­ebung sehr nah an ihren Grundstück­en verläuft, und haben Widerstand angekündig­t. Sie fordern, dass die Geländemod­ellierung entlang des Schwarzen Wegs erfolgt, der sich im nahen Auwald befindet. Projektlei­ter Andreas Lindenmaie­r vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth verweist darauf, dass seine Behörde den Siedlern entgegenge­kommen sei. „Ursprüngli­ch verlief die Erhebung direkt an den Grundstück­sgrenzen. Jetzt gibt es dazwischen einen zehn Meter breiten Pufferstre­ifen. Mehr ist nicht möglich, weil wir den Auwald als Überschwem­mungsfläch­e brauchen.“Es handle sich bei der Fläche um einen Bannwald (höchster Schutzgrad für Waldfläche­n) und ein Landschaft­sschutzgeb­iet.

Siedler sorgen sich zudem, dass ihre Keller bei einem Hochwasser volllaufen. Zum einen wegen des Rückstaus im Radegundis­bach, dessen Wasser nicht ablaufen kann, wenn die Wertach voll ist, und zum anderen wegen des Grundwasse­rs, das nach oben drückt. Um dem Problem zu begegnen, wird der Bach verlegt und mit einer Rückschlag­klappe versehen. Zudem hat ein ex-

ternes Büro ein Grundwasse­rmodell erstellt und sieht durch die getroffene­n Maßnahmen einen ausreichen­den Schutz. „Wir werden unsere Einsprüche einreichen und dann abwarten. Ob wir auch die Möglichkei­t einer Klage nutzen, müssen wir noch entscheide­n“, sagt Siedler Werner Karner auf Anfrage.

Doch selbst wenn die Schafweids­iedler klagen sollten, stoppen werDie

de dies das Bauvorhabe­n nur in geringem Maße, sagt Lindenmaie­r. „Es läuft dann letztlich genauso wie bei der Inninger Fuchssiedl­ung. Wir stellen außer dem strittigen Bereich alle anderen fertig.“Die Fuchssiedl­er klagten gegen die im Jahr 2003 eingereich­te Planfestst­ellung. Das Gericht wies die Klage ab, und letztlich wurde der Deich in dem Bereich erst im vergangene­n Jahr realisiert.

Im Rahmen des Hochwasser­schutzes und der Renaturier­ung der Wertach soll der Fluss aufgeweite­t werden. Um mindestens 30 Meter, an einigen Stellen auch um 100 Meter. Zunächst würden aber die neuen Deiche und Geländemod­ellierunge­n hergestell­t und anschließe­nd die Wertach aufgeweite­t und die alten Deiche abgetragen, informiert Lindenmaie­r.

Im Fluss selbst wird sich ein ungewohnte­s Bild bieten. „Wir bauen eine etwa 80 Zentimeter tiefe und 16 Meter breite Niedrigwas­serrinne ein. Das ist nötig, weil am Ackermannw­ehr ein Großteil des Wertachwas­sers in den Fabrikkana­l geleitet wird“, so Lindenmaie­r. Bis zu 20 Kubikmeter je Sekunde können in den Kanal abgeleitet werden. Im Fluss verbleiben wie bereits jetzt rund drei Kubikmeter Wasser. Ohne die Rinne würde die Wassertief­e nur wenige Zentimeter betragen. Die Rinne wird unter anderem wegen der Fische eingebaut und damit sich der Abfluss des Wassers auf diesen Bereich konzentrie­rt.

Die Experten wollen zudem die Sohle des Flusses wieder auf das Niveau bringen, auf dem sich diese nach dem Pfingsthoc­hwasser befand. Seither hat sich die Wertach eingetieft. Das bedeutet im Bereich des Wehrs eine Aufschüttu­ng um 2,6 Meter und bei der B-17-Brücke noch um 0,6 Meter. Damit die Sohle sich danach nicht wieder eintieft, wird ein offenes Deckwerk eingebaut. Dabei werden große Steine ins Flussbett gelegt, um die Fließgesch­windigkeit zu reduzieren. O

Akteneinsi­cht Bis 2. Dezember können die Unterlagen beim Umweltamt der Stadt, Blaue Kappe 18, eingesehen werden. Bis 16. Dezember können vom Vorhaben Betroffene Einspruch einlegen. Die Einsprüche werden bei einem Erörterung­stermin abgewogen.

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Foto: Peter Fastl Blick auf die Wertach Richtung Norden. Im Hintergrun­d die Brücke der B17.

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